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Neuguinea

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Etwa zur selben Zeit wie die Menschen in China und im Nahen Osten produzierten auch die Bewohner Neuguineas Nahrung. Diese Insel ist zerklüftet, besitzt ein heißes und regnerisches Klima und dichten Regenwald. In dieser einzigartigen Umwelt entwickelte sich die Landwirtschaft ganz anders als die offenen Äcker und die Reisfelder in anderen Ländern.

Jagen und Sammeln war in Neuguinea nie so erfolgreich wie anderswo, weil es in den Regenwäldern nur wenig Wild und essbare Pflanzen gab und weil das Gebiet so bergig war. Stattdessen manipulierten die Bewohner ihre Umwelt anscheinend schon im 7. Jahrtausend v. Chr. An einem Ort namens Kuk Swamp haben Archäologen Erdhügel aus dem späten 7. und Entwässerungsgräben aus dem frühen 4. Jahrtausend gefunden. Jäger und Sammler begannen vielleicht damit, Sagopalmen oder Bergschraubenbäume auszuwählen und andere konkurrierende Bäume zu beseitigen, wobei sie Kanäle in den Sagosümpfen offen hielten und erwachsene Bäume fällten, um neue Schösslinge zu fördern.

Als die Bewohner mit dem Ackerbau begannen, rodeten sie das Land und brannten dann das tote Holz ab, was man Brandwirtschaft nennt. Das erschloss nicht nur Land und vernichtete Unkraut, sondern die Asche düngte auch den Boden. Bauern, die ihr Land so erschlossen und weiterzogen, wenn die Fruchtbarkeit erschöpft war, konnten das nicht unendlich oft tun. Wenn kein unberührtes Land mehr übrig war, kehrten sie auf die Felder zurück, die sie früher bebaut und dann brach liegen gelassen hatten. Nachdem ein Feld eine Weile brach gelegen hatte, konnte man die Wildpflanzen, die es überwuchert hatten, abbrennen, um den Boden für die nächste Ernte zu düngen. Die Dauer des Brachliegens – von einem Jahr bis zu mehreren Jahrzehnten – hing zum einen davon ab, wie schnell sich die Vegetation darauf regenerierte, zum anderen, ob Bauern noch andere Düngemittel außer Asche besaßen, etwa organische Abfälle. Das Brachen war daher kein System, sondern ein Kontinuum.

Manche Pflanzen ließen sich reproduzieren, indem man einen Teil der Pflanze abschnitt und in die Erde steckte. So förderten die Menschen in Neuguinea das Wachstum von Pflanzen mit essbaren Teilen: Sago, Schraubenbaum, Jams, Zuckerrohr, Banane und Taro. Im Gegensatz zu dem Getreide, das Bauern in anderen Teilen der Welt ernährte, ließen sich die essbaren Wurzeln und Früchte des Regenwalds nicht lange lagern, und es bestand auch keine Notwendigkeit dazu, weil das feuchtheiße Klima das ganze Jahr über neue Nahrung produzierte.32

Es ist nicht bekannt, dass Tiere in Neuguinea domestiziert worden wären; die Tiere, die schließlich gehalten wurden – Schweine, Hühner und Hunde –, waren alle aus Südostasien eingeführt. In diesem System der Nahrungsproduktion waren Schweine fast die einzige Fleischquelle in einer eiweißarmen Ernährung. Die Bewohner zogen Sauen auf und ließen sie tagsüber im Wald nach Nahrung suchen und sich mit wilden Ebern paaren, nachts aber ins Dorf zurückkehren; diese Schweine waren eher verwildert als völlig domestiziert. Da der Wald sogar für Schweine zu wenig Nahrung bot, bauten die Bauern Pflanzen an, um sie für bestimmte Anlässe zu mästen.33

Macht euch die Erde untertan

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