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Das tropische Afrika

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Afrika, die Heimat der Menschheit, war schon immer eine schwierige Region für den Nahrungsanbau. Das meist tropische Klima reicht von extrem feuchten Regenwäldern bis zu den trockensten Wüsten. Außerdem hat es stark zwischen feucht und trocken gependelt. An vielen Orten ist der Boden nährstoffarm. Die Krankheitsökologie Afrikas südlich der Sahara – Heimat vieler Krankheitserreger, die Menschen befallen – hielt die Bevölkerungsdichte viel niedriger als in den bewohnten Teilen Eurasiens.

Zwischen 10 000 und 4000 v. Chr. regnete es in Nord- und Ostafrika sehr viel mehr als heute. Die Sahara war mit Grasland und Seen bedeckt. In den feuchteren Regionen wuchsen Wälder aus Eichen, Pistazien, Linden, Elmen und Pinien. Die Menschen jagten Gazellen, Hasen und Berberschafe, fingen Fische, Schildkröten, Schnecken und Weichtiere und malten Bilder von Giraffen, Krokodilen und anderen Tieren an die Felswände von Tassili n’Ajjer, das jetzt in der Wüste liegt.

In dieser üppigen Epoche begannen die Menschen der Sahara, die Natur zu manipulieren. Sie machten den Anfang mit Tieren. Um 8000 v. Chr. fingen sie Berberschafe und sperrten sie in einer Höhle der Westsahara ein, der erste Schritt zur Domestizierung. Um 7000 v. Chr. brachten wandernde Stämme Rinderherden in die Sahara. Diese Rasse von Langhornrindern war vermutlich unabhängig von den westeurasischen Rindern dieser Zeit domestiziert worden. Diese nomadische Hirtenkultur verbreitete sich über die Sahara, und spätere Bilder in Tassili n’Ajjer zeigen diese Langhornrinder mit ihren Hirten.

Dann verschoben sich die Monsunwinde, die dem Norden Afrikas Regen gebracht hatten, nach Europa und verursachten ein dauerhaftes Austrocknen der Sahara und unregelmäßigen Regen in der südlich davon gelegenen Sahelzone. Die Hirten verließen die Sahara, und manche wanderten ins Niltal. Zwischen 5000 und 4000 v. Chr. ging die Fluthöhe des Nils zurück, und neolithische Bauern in Ägypten begannen mit der Kultivierung von Pflanzen wie Weizen, Gerste und Flachs und züchteten Schafe und Ziegen, alles nach dem Vorbild der Völker des Fruchtbaren Halbmonds.34

An anderen Stellen Afrikas vollzog sich die Domestizierung von Pflanzen unabhängig an mehreren Orten. Die Idee des Ackerbaus kam vielleicht aus dem Nahen Osten, aber da nahöstliches Getreide südlich der Sahara nicht wuchs, bauten Afrikaner ganz andere Pflanzen an: afrikanischen roten Reis (Oryza glaberrima) in Westafrika, Jams (Dioscorea cayennensis rotundata) und Ölpalmen (Elaeis guineensis) in der Savanne südlich des Sahel, dürrebeständige Fingerhirse (Eleusine coracana) und Sorghum (Sorghum bicolor) im Sahel sowie Kaffee und Zwerghirse oder Teff (Eragrostis tef) in Äthiopien.35

In der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. verließ ein Volk, das eine Sprache namens Protobantu sprach, seine Heimat in Nordostnigeria und Nordkamerun, vielleicht vertrieben vom trockener werdenden Klima.36 Einige wanderten entlang der Atlantikküste nach Süden in den äquatorialen Regenwald des Kongobeckens, andere in den Savannengürtel Ostafrikas. Als Bauern waren sie zahlreicher und absorbierten oder beherrschten die einheimischen Jäger und Sammler. Nach wenigen Jahren zogen sie weiter, denn die Nährstoffe des tropischen Bodens waren rasch abgebaut. Mithilfe von Kanus befuhren sie die Flüsse Äquatorialafrikas. Bis 1500 v. Chr. hatten sie die Region der Großen Seen bevölkert und bis 500 v. Chr. Südafrika erreicht. In manchen Gegenden gab es zuerst Bantu sprechende Hirten, dann Bauern.

Was immer das Motiv ihrer frühen Wanderungen war, ein weiterer Faktor – das Eisen – hilft dabei, den Erfolg der Migranten zu erklären. In der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. stellten Bantu sprechende Schmiede Farmwerkzeuge wie Äxte und Hacken und Waffen wie Messer und Speere her. Eisen diente nicht nur zum Fällen von Bäumen, Kultivieren des Bodens und Töten von Feinden, sondern auch als Form von Wohlstand. Dadurch erlangten Schmiede in den Bantu sprechenden Gesellschaften einen hohen Sozialstatus.

Im 1. Jahrtausend v. Chr. siedelten diese Stämme an Flüssen und in offenen Wäldern. Ermöglicht wurde ihr Vorstoß in die tieferen Wälder Äquatorialafrikas durch die Einführung der Banane und der Kochbanane aus Südostasien durch malaiische Seefahrer im frühen 1. Jahrtausend. Diese Pflanzen eigneten sich perfekt für den Regenwald, wo sie zehnmal so viel erbrachten wie Jams. Außerdem brauchten sie keine kompletten Rodungen wie Jamsfelder und schufen so weniger Lebensräume für die Malaria übertragende Anophelesmücke. Mit Ackerbau, Keramik, Eisenwerkzeugen und Bananen besetzten Bantu sprechende Völker jeden Lebensraum in Zentral-, Ost- und Südafrika, bis auf wenige Inseln dichten Regenwalds im Kongobecken und die Kalahariwüste im Süden, wobei sie nach und nach die Jäger und Sammler verdrängten, die Afrika südlich der Sahara vor ihnen bewohnt hatten.37

Krankheiten befielen Menschen ebenso wie domestizierte Tiere. In den feuchteren Gegenden Afrikas entlang der westafrikanischen Küste und im äquatorialen Regenwald machte Nagana, die Tiervariante der Schlafkrankheit, die Rinderzucht unmöglich. Im Sahel und auf den Savannen Ostafrikas konnten Rinder an vielen Stellen überleben, an anderen nicht. Pferde überlebten selbst dort nicht, wo Rinder es konnten. Deshalb hüteten Hirten wie die ostafrikanischen Massai ihre Tiere zu Fuß, was ihre Mobilität und ihren Wohlstand im Vergleich mit den Hirten Zentralasiens und der Mongolei einschränkte. Wildtiere litten offensichtlich nicht an Nagana, darum gibt es immer noch Herden wilder Pflanzenfresser in Kenia, Tansania und Südafrika.38 In Somalia, wo es zu trocken für Rinder war, dienten aus Arabien importierte Kamele den somalischen Hirten als Quelle von Milch und Fleisch, aber nicht als Transportmittel.39

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