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Steppennomaden

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Während China und der Nahe Osten die Landwirtschaft entwickelten, entstand im südrussischen Grasland, wo das Klima zu trocken und zu extrem für den Ackerbau war, aber die Vegetation pflanzenfressende Tiere ernährte, eine völlig andere Lebensweise. In der Region zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer, die pontisch-kaspische Steppe genannt wird, begannen Menschen im 6. Jahrtausend, Rinder- und Schafherden in den Flusstälern zu halten. Irgendwann nach 4800 v. Chr. gelang es ihnen, das Pferd zu domestizieren, zunächst nicht zum Reiten, sondern als Fleischquelle, denn Pferde kommen im Winter an das Gras unter dem Schnee, während Rinder verhungern. Um 4000 v. Chr. hatten sie gehorsamere Pferde gezüchtet und lernten, sie zu reiten. Das verschaffte ihnen eine beispiellose Mobilität und die Fähigkeit, weit größere Viehherden zu halten als nur zu Fuß.27

Unterdessen hatten die Bewohner des unteren Mesopotamien in der Mitte des 4. Jahrtausends den ersten Wagen mit Rädern erfunden, einen vierrädrigen Ochsenkarren. Diese Erfindung verbreitete sich zwischen 3500 und 3300 v. Chr. in der pontisch-kaspischen Steppe. Die Kombination aus Ochsenkarren und Reitpferden öffnete die Grasländer zwischen den Flusstälern, die vorher zu schwierig für Hirten zu Fuß gewesen waren. Die Menschen, die diese Mittel besaßen, die Jamnaja, konnten sehr viel größere Herden halten und sie zu frischen Weideplätzen bringen. Zu Pferd konnten sie über weite Distanzen ausspähen, Überfälle durchführen und Handel treiben, während ihre Ochsenkarren langsam Wasser, Nahrung, Obdach und andere notwendige Güter über die Ebenen trugen. Hier und da bauten sie Gerste oder Hirse an, förderten Erze und stellten Metallwerkzeuge und -waffen her.28

Die Jamnaja wurden so wohlhabend und mächtig, dass sie mit ihren Herden ins untere Donautal auswanderten und die einheimischen Bauern unterwarfen.29 Zu den Gründen ihres Erfolgs, ihrem Reichtum an Pferden und Rindern und ihrer Gewandtheit als reitende Krieger, haben die Anthropologen Gregory Cochran und Henry Harpending noch einen weiteren hinzugefügt, eine genetische Mutation, die es ihnen erlaubte, nach dem Abstillen Milch zu trinken. Laktosetoleranz ist unter rinderzüchtenden Völkern wie den Massai in Ostafrika normal, sonst aber selten. Diese Mutation trat zuerst bei den Jamnaja auf und lieferte ihnen mehr Nahrung pro Tier als sie den laktoseintoleranten Hirtenvölkern zur Verfügung stand, die nur das Fleisch ihrer Tiere vertrugen. Das machte sie bei ihren Zusammenstößen mit Ackerbauern auch mobil und autark. Als die Jamnaja auf den Balkan kamen, gaben die Bauern ihre Dörfer auf und flohen oder starben. Ihre Gräber zeigen, dass sie 10 Zentimeter kleiner waren als die Invasoren, was ihre schwächere Gesundheit und geringere Stärke zeigt.30

Nördlich und westlich von Ostchina ist das Land mit Steppe bedeckt, die dann in die immergrünen Wälder Sibiriens und die mongolische Wüste Gobi übergeht. Diese Steppe, die zu trocken für den Ackerbau war, war der Lebensraum von Wildrindern und Wildpferden. Steppenbewohner, die am Ende des 4. Jahrtausends von Westen kamen, brachten domestizierte Pferde mit, die ihnen halfen, Rinder, Pferde und Schafe zu hüten. Da sie in Gebieten lebten, wo der Boden zu schlecht für Siedlungen war und das Klima von Jahr zu Jahr stark schwankte, mussten Hirtenvölker stets in Bewegung bleiben, um frische Weiden für ihre Tiere zu finden. Nomadische Hirtenstämme kämpften oft miteinander und mit den Bauern im Süden und Osten. Sie waren die Vorfahren der Hunnen und Mongolen, die jahrhundertelang einen Schatten über die chinesische Geschichte werfen sollten.31

Macht euch die Erde untertan

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