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China und Südostasien

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China liegt zwischen zwei Klimazonen: dem asiatischen Monsungebiet im Süden und Sibirien im Norden. Diese beiden Zonen und ihre klimatischen Fluktuationen haben die Agrargeschichte Chinas seit dem Beginn der Jungsteinzeit bestimmt. Nach jüngsten Forschungen fand die früheste Domestizierung von Pflanzen in Zentral- und Südchina statt, wo es im Sommer tropische Wärme und reichlich Regen gab. Schon vor 12 000 Jahren begannen Menschen, die Körner des Wildreises (Oryza rufipogen) zu sammeln, der in saisonal überschwemmten Gebieten entlang der Flussufer und in den niedrig gelegenen Feuchtgebieten im unteren Jangtse-Tal und um die Bucht von Hangzhou wuchs. Um 9000 v. Chr. begannen sie, eine mutierte Form (Oryza sativa) zu sammeln und zu kultivieren, die keine spröden Ähren besaß und sich darum nicht allein fortpflanzen konnte. Um 6400 v. Chr. hatten Bauern gelernt, niedrige Dämme zu bauen, die das Wasser der Regenzeit zurückhielten, um die von den Wildpflanzen bevorzugten Bedingungen zu reproduzieren. Von da an konnten sie stärker auf domestizierten Reis als auf Wildpflanzen zurückgreifen. An archäologischen Fundorten im unteren Jangtse-Tal hat man Töpferwaren gefunden, in denen Reis aufbewahrt und gekocht wurde. Im wohlhabenden Dorf Hemudu, das um 5000 v. Chr. gebaut wurde, haben Forscher Keramik, Knochen-, Stein- und Holzwerkzeuge gefunden, dazu die Knochen von Wasserbüffeln, Schweinen, Hühnern und Hunden.15

Von Südostchina breitete sich die reisbasierte Landwirtschaft über Ost- und Südosteurasien aus. Im 5. Jahrtausend v. Chr. erreichte sie Thailand, im 3. Südchina, Indien und Vietnam, im 2. Indonesien und im 1. Jahrtausend v. Chr. Japan. Menschen, die Reisanbau betrieben, waren bald zahlreicher als die, die Jäger und Sammler blieben.

Die Ureinwohner Südostchinas sprachen Protoaustronesisch, die Urform der heute in Malaysia und auf den Archipelen des Westpazifik gesprochenen Sprachen. Überall, wo sie sich ansiedelten, brachten austronesisch sprechende Menschen ein Vokabular mit, das klar beweist, dass sie Bauern waren. In den subtropischen Regionen nördlich von Indonesien benutzten sie Wörter für Feld, Reisfeld, Garten, Reis, Zuckerrohr, Pflug, Rind, Wasserbüffel, Axt und Kanu. Als sie Indonesien und jenseits davon die Tropen erreichten, kamen Wörter für Taro (Wasserbrotwurzel), Brotfrucht, Jams, Banane, Sago und Kokosnuss dazu. Bestätigt werden die linguistischen Hinweise durch archäologische Spuren wie Keramik, polierte Steinäxte und -messer und Wirtelsteine von Handspindeln, die allesamt von Bauern, aber nicht von Jägern und Sammlern benutzt wurden. Schließlich zeigen Pollen, dass die Bauern große Waldgebiete anzündeten. In weiten Teilen Südostasiens und des Pazifik verbreiteten sich die Praktiken und die Sprachen der Bauern gemeinsam.16

Im Gegensatz zum Süden besitzt Nordchina ein strenges Kontinentalklima mit heißen Sommern und sehr kalten Wintern. Die Regenmenge variiert zwischen Dürre und Überflutungen, und die Hälfte oder mehr fällt von Juni bis August, meist als plötzlicher Starkregen. Die nordchinesische Ebene ist mit 150 Meter dickem Löss bedeckt, einem weichen und fruchtbaren Boden, der von Sandstürmen aus der Mongolei abgelagert wurde. Der Gelbe Fluss, der hindurchfließt, führt nur einen Bruchteil der Wassermenge des Amazonas oder Mississippi, aber ebenso viel Schlamm wie diese viel größeren Flüsse. Von diesem Schlamm werden 40–50 Prozent angelagert, bevor er das Meer erreicht, wodurch der Fluss über die Flussniederung ansteigt und regelmäßig seinen Lauf verändert.17

Entlang des Gelben Flusses entstanden rund 6500 Jahre v. Chr. die ersten Bauerndörfer, nachdem die Bewohner gelernt hatten, die dürrebeständige Drachenbaum-Agave und die Rispenhirse anzubauen. Später kamen Flaschenkürbis, Sorghum, Hanf, Maulbeeren sowie domestizierte Wasserbüffel, Hühner und Schweine dazu. Die Bauern bekamen Weizensamen aus dem Nahen Osten, den vielleicht dieselben Menschen mitbrachten, die Pferde domestiziert und zur Überquerung der großen eurasischen Steppe benutzt hatten. Sie bauten große Lehmhäuser und stellten unverwechselbare Keramik her.18 In vieler Hinsicht ähnelt ihre Erfahrung jener der ersten Bauern im Fruchtbaren Halbmond, aber mit einem Unterschied: Da der Boden in China sich leicht mit Grabstöcken und Hacken kultivieren ließ, hatten die Bauern wenig Bedarf für Zugtiere.

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