Читать книгу Shinobi - Der Weg der Schatten - Danny Seel - Страница 12

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6. Der Überfall

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass er uns einfach gehen ließ“, berichtete Suzaku aufgeregt, während er und seine Gefährten einem Pfad folgten.

Yujiro schüttelte vor Unglauben den Kopf. „Und ich hatte schon gedacht, dass ein Kampf unvermeidlich wäre.“

Einen kurzen Augenblick lang herrschte zwischen ihnen Stille, bevor Rintaro einen Kommentar äußerte, sich an seinen jüngeren Waffenbruder wendend. „Du musst das Flötenspiel unbedingt mehr üben.“

Suzaku grinste einfach. „Das wichtigste ist, dass wir es geschafft haben.“

Die anderen beiden tauschten unsichere Blicke aus, mussten jedoch dann zustimmend nicken.

„Yujiro, was hast du denn?“, fragte Suzaku, als er sah, wie sein Kamerad eher unruhig wurde.

„Entschuldigung. Ich muss dem Ruf der Natur folgen.“

„Keine Sorge, wir warten hier auf dich“, antwortete Rintaro mit einem freundlichen Lächeln.

Suzaku fing mit Rintaro ein Gespräch an, während Yujiro im Wald verschwand, der sich links vom Pfad erstreckte.

Eine Minute später verband der Letztere erleichtert seinen Obi. Er wollte gerade zu seinen Kameraden zurückgehen, als er plötzlich hinter sich ein Kampfgeschrei vernahm. Gespannt darüber, was es sein konnte, lief er diesem entgegen.

Sobald er die Ursache des Lärms feststellen konnte, versteckte er sich schnell hinter einem Busch. Vor ihm wurde ein berittener Samurai, der anscheinend auf einem kleinen Weg war, der parallel zu ihrem Pfad verlief, von Banditen überfallen.

Blitzschnell schoss ein Pfeil aus dem nahegelegenen Gebüsch und traf das Pferd. Es bäumte sich laut wiehernd auf und warf den Reiter ab. Der Bushi landete schmerzvoll auf seinem Rücken, kam zwei Sekunden später ungeschickt auf die Beine, da seine Rüstung ihn etwas zu Boden drückte, und sah gerade noch, wie sein Pferd davon galoppierte.

Doch obwohl ihn die Rüstung ein wenig behindert, war sie auch sein Lebensretter. Bevor er überhaupt verstehen konnte, was passiert war, sauste ein Yari, ein Speer, auf ihn zu und traf ihn seitlich am Bauch. Wegen der Panzerung prallte es jedoch sofort wieder ab.

Währenddessen fragte sich Yujiro, ob er weiter zusehen oder lieber fortgehen sollte, bevor man ihn noch entdeckte. Sein Gewissen sagte ihm, er sollte dem Samurai helfen, doch er weigerte sich. Schließlich war es nicht seine Angelegenheit.

Bedenkenlos hackte der Bushi nach seinem Angreifer, der den Yari hielt. Der Räuber sprang zurück, wurde aber von der Klinge am Arm erwischt. Er fluchte laut und stach erneut zu.

Diesmal war der Samurai darauf gefasst. Er parierte den Stoß und schlug den Speer mit seinem Katana zur Seite, was seinen Gegner vorläufig ungeschützt ließ. Unverzüglich sprang er schnell auf den Dieb zu und streckte ihn mit einem kraftvollen Schwerthieb nieder.

„Stirb, du armseliger Bandit!“, schrie der Bushi wütend.

Da er damit beschäftigt war, sich seinen Gegner vom Leib zu halten, reagierte er zu spät, als zwei weitere Räuber ihre rostigen Waffen auf ihn zuschwangen. Zu seinem Glück konnte er gerade noch dem einem ausweichen, doch der andere traf ihn links am Brustharnisch.

Der Bushi stöhnte auf und versetzte seinem Widersacher einen Tritt in den Bauch. Vollkommen darauf unvorbereitet, wurde der Dieb aufgrund der Stoßkraft zurückgeschleudert. Der Samurai wollte diesen mit einem weiteren Hieb niedermähen, als plötzlich ein Pfeil wieder aus den Büschen geschossen kam und sich in seinen Fuß bohrte.

Unvermittelt schrie er auf und taumelte einige Schritte rückwärts. Zähneknirschend und brüllend warf er sich auf die anderen Räuber. Doch dieses Mal folgte eine Menge gegnerischer Stöße kurz nach dem wütenden Angriff des Bushi, welcher nun unsicher auf den Beinen stand und auf einen Fehler seiner Gegner wartete.

Auf einmal hörten sie einen Pfiff, dann ertönte ein schrilles Geräusch und alle vier Diebe sprangen zur Seite. Der Samurai wusste nicht, was er davon halten sollte. Doch bevor er seinen nächsten Schritt überdenken konnte, sausten zwei Pfeile zwischen den Banditen auf ihn zu. Mit einer blitzschnellen Bewegung seines Schwertes schnitt er eines der Projektile mitten in der Luft entzwei. Das andere konnte er nicht mehr auffangen, doch zu seinem Glück prallte es von seinem Helm ab.

Diese kurze Ablenkung reichte den Räubern, den Bushi mit ihren Yari zu Boden zu werfen. Der Kopf des Kriegers schlug heftig gegen einen Stein, sodass er halb bewusstlos liegen blieb.

„Ist er tot?“, fragte einer.

„Ich glaube schon“, antwortete der Dieb, der über dem Samurai kniete. „Sucht ihn ab und nimmt alles, was von Wert zu sein scheint.“

Soll ich mich tot stellen?, fragte sich der Bushi, der noch nicht vollständig die Besinnung verloren hatte. Einerseits schrie ihm sein Instinkt zu, er sollte augenblicklich auf die Beine kommen und sich verteidigen. Auf der anderen Seite, wenn er sich nur ein wenig bewegte, würden sie ihn sofort töten. Er musste einsehen, dass er ihnen hilflos ausgeliefert war, und entschloss sich dazu, still liegen zu bleiben, denn so hätte er größere Überlebenschancen.

Die Sekunden, in denen ihn die Räuber vollkommen durchsuchten, kamen ihm wie Stunden vor.

„Na sieh mal einer an!“, rief einer der Diebe überrascht. „Er hat einen ganzen Beutel voller Münzen!“

Durch fast geschlossene Augen sah der Bushi, wie der Bandit einen kleinen Beutel von seinem Gürtel abschnitt. Seine Hand zuckte reflexiv nach dem Messer in seinem Obi, doch einer der Räuber bemerkte seine Bewegung.

„Hey, er lebt noch! Shigeo, töte ihn!“

Der Dieb rechts von ihm, der mit dem Namen Shigeo angesprochen wurde, holte einen Dolch aus seinem Gürtel und wollte diesen dem Samurai in die Kehle stoßen, als ein plötzlicher Ruf ihn davon abhielt.

„Wir werden von einem Mönch beobachtet!“

Yujiro erwachte auf einmal aus seiner Trance. Die ganze Zeit hatte er dem Kampf gebannt zugesehen und hatte dabei seine eigene Deckung vergessen. Er hatte sich immer weiter vorgewagt, bis man ihn entdeckt hatte. Erst jetzt bemerkte er einen Banditen, der ein paar Armlängen zu seiner Linken mit einem gezogenen Messer stand. Die Räuber drehten sich um und erblickten ihn.

„Beweg dich nicht von der Stelle!“

Die Diebe sprangen sofort auf und richteten ihre Speere auf den unerwarteten Ankömmling.

„Was hast du denn hier zu suchen?“, knurrte einer der Banditen.

Yujiro schluckte, als er ihre Anzahl sah und trat langsam einen Schritt zurück. „Entschuldigung, Leute, ich habe nichts gesehen. Ich bin nur auf der Durchreise.“

Er wollte sich umdrehen und fortgehen, blieb jedoch stehen, sobald er bemerkte, wie die Räuber spöttische Blicke auswechselten und dann alle in Gelächter ausbrachen.

„Es ist doch nicht dein Ernst, Mönch!“, kicherte derjenige, der die ganze Zeit das Sagen zu haben schien. „Du hast zu viel gesehen … außerdem haben wir nichts gegen zusätzliche Beute.“

Die Diebe fingen erneut an, zu lachen. Eiligst wertete Yujiro seine Situation aus. Die Wunde an seinem Bein wäre eine große Beeinträchtigung für ihn, sodass man ihn schnell einholen würde. Er musste versuchen, sich irgendwie mit Worten aus dieser Situation herauszureden … denn sonst hätte er keine Chance.

„Was für ein Glück, Jungs!“, fasste der Anführer seine Freude in Worte um, nachdem das Lachen ein Ende genommen hatte. „Scheint, als hätten wir heute ‘nen guten Fang!“ Dann verfinsterte sich seine Miene. „Kogoro, bewach den Gefangenen.“

„Hey, vielleicht können wir das auf eine andere Art klären“, meinte Yujiro, als er versuchte sich mit Plaudern Zeit zu gewinnen und trat wieder einen Schritt zurück.

„Keine Chance!“, kam die Antwort.

Oh nein, das war’s, dachte Yujiro verärgert und bereitete sich auf den kommenden Angriff vor. Ruhig ging er zurück, damit die näherkommenden Banditen ihn nicht umzingeln konnten. Er schien darauf zu warten, dass die Diebe die Initiative zum Angriff übernahmen, denn seine Augen huschten von einem Gegner zum anderen.

Als einer der Räuber sich hinter ihm zu schleichen versuchte und ihm dabei relativ nahekam, riss Yujiro erst in diesem Moment sein Ninjatō aus dem Obi und kam ihm entgegen. Mit zwei blitzschnellen Bewegungen seines Schwertes ging sein Widersacher zu Boden.

Die Diebe starrten ihn entgeistert an. Yujiro konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er hörte, wie einer seiner Gegner entmutigt murmelte: „Ich habe gedacht, Komusō seien friedliche Mönche.“

„Immer noch derselben Ansicht?“, fragte er.

Der Anführer der Banditen sah die Leiche seines Kameraden an, doch dann fiel sein Blick auf den am Boden liegenden Bushi und er erblickte seine Rüstung.

„Ja!“, rief er entschlossen. „Bereite dich auf den Tod vor!“

Er trat einige Schritte vorwärts, zielte auf den Kopf seines Widersachers und stach zu. Der Yari ging in direkter Bahn auf sein Ziel zu und er war sich sicher, dass der Mönch es mit seinem Schwert nicht kontern könnte. Auf einmal blieb der Speer direkt vor der korbähnlichen Kopfbedeckung stehen. Der Anführer schaute genauer hin und schnappte nach Luft, als er erkannte, was passiert war.

Der Komusō hatte den Yari mit seiner Hand gefangen.

Plötzlich zog dieser die Waffe mit erstaunlicher Kraft an sich – zusammen mit dem Räuber, der sie festhielt. Der Anführer bekam einen Schlag ins Gesicht und schlug zurück, doch vergebens. Yujiro ließ sein Schwert fallen, fing die Faust in der Luft auf und stieß seinen Kopf gegen den seines Gegners, sodass dieser stolpernd und taumelnd aufs Gras fiel.

Der Anführer fluchte laut und rief: „Bringt ihn um!“

Plötzlich schoss wieder ein Pfeil aus dem nahegelegenen Gebüsch direkt auf den Shinobi zu. In einer Viertelsekunde hatte sich Yujiro umgedreht, sein Ninjatō ergriffen und reagierte, noch bevor er die kommende Gefahr sah. Mit einer flinken Bewegung seines Kurzschwertes zerschnitt er das Projektil und lief Richtung Büsche, um sich diesen Quälgeist vom Hals zu schaffen.

Der Dieb, der sich im Gebüsch versteckt hatte, und mit Pfeil und Bogen ausgerüstet war, schoss nach hastigem Zielen ein zweites Projektil auf Yujiro ab. Der Letztere wich ihm geschickt aus und spürte gerade noch, wie es seine Brust streifte. Ein Schrei ertönte, welcher dazu führte, dass der Shinobi sich nach ihm umdrehte und einen Banditen mit einem Pfeil im Oberarm sah.

Diesen Moment nutzte der Räuber, der in den Büschen saß, aus, und warf sich abrupt mit einem Messer auf seinen Widersacher. Yujiros Ninjatō schoss sofort hoch, als er den Hieb parierte. Er duckte sich, sobald er erneut angegriffen wurde, und stach dem Dieb in den Bauch, ohne dass dieser Zeit gehabt hätte, darauf zu reagieren.

Der Bandit zuckte auf und fiel stöhnend zu Boden, wobei seine Finger instinktiv nach seiner Wunde tasteten. Mit einer unterdrückten Verwünschung kroch er, so weit er konnte, von seinem Gegner weg. Dieser drehte sich um und bemerkte, wie die Räuber ihn schockiert anstarrten.

„Was für eine Art Mönch bist du?“, wollte einer der Diebe wissen.

Yujiro schwieg nur und genoss das bewundernde Starren. Auf einmal hörten sie ein Rascheln. Weitere leicht bewaffnete Männer erschienen und gesellten sich zu den anderen Banditen. Der Shinobi zählte schnell die Neuankömmlinge durch.

Sieben.

Der Anführer der Räuber wurde nun deutlich mutiger.

„Krieger oder nicht“, zischte er grinsend und deutete unhöflich mit dem Finger auf Yujiro. „aber mit zehn Männern kannst du es nicht aufnehmen!“

Shinobi - Der Weg der Schatten

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