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12. Eindringlinge

Besorgt ging Yujiro mit langsamen Schritten heim. Sawada war ihm nach all den Jahren wie ein Vater geworden. Zum zweiten Mal seinen „Vater“ zu verlieren, wäre für ihn sehr schwierig.

In Gedanken versunken trabte er an Tanbas Haus vorbei. Die Nacht, die so schnell angebrochen war, sah genauso düster aus, wie Kiyonoris innerer Zustand. Er hatte das Gefühl in der Dunkelheit zu irren.

Ein plötzliches Geräusch ließ ihn hochschrecken. Er lauschte genauer. Es hörte sich nach einem Kampf an … und es kam aus dem Haus des Jōnin.

Er schnappte nach Luft. „Momochi-sama!“

Ohne zu zögern, rannte er in die Richtung des Gebäudes und konnte das Klirren von Schwertern sowie Kampfgeschrei vernehmen. Die Eingangstür stand offen. Er schoss hindurch und blieb unvermittelt stehen. Vor ihm lag die Leiche eines Mannes, wahrscheinlich einer Wache oder eines Gastes aus einem anderen Dorf, da jeder Jōnin die Pflicht hatte, Besucher zu empfangen, die in sein Dorf kamen. Die Blutlache, die sich um dem Körper herum gebildet hatte, verschmolz mit dem Reiswein, den dieser verschüttet hatte.

Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, riss Kiyonori die einzige Waffe, die er dabeihatte – ein Tantō – aus seinem Obi. Er rannte weiter, bis er ins Zimmer gelangte, aus dem das Geschrei kam.

Vor sich erblickte er Tanba, der sich in einem blutbefleckten Kimono mit einem Ninjatō und einem Messer gleichzeitig gegen zwei Männer verteidigte, die Yujiro noch nie zuvor in Nabari gesehen hatte. Diese beiden hatten den Clan-Anführer von zwei Seiten umzingelt. Einer der Eindringlinge schwang sein Schwert auf den Kopf des Jōnin zu. Dieser parierte den Hieb mit einem wütenden Aufschrei und konterte.

Doch bevor er seinen Stoß beenden konnte, stach der andere Unbekannte nach ihm von der entgegengesetzten Seite. Momochi blockierte den zweiten Angriff knapp mit seinem Tantō und trat seinem Gegner in den Bauch. Dieser taumelte von der unerwarteten Attacke rückwärts, blieb jedoch auf den Beinen.

Plötzlich sprang Tanba in die Luft, wobei er einem Schwertstoß auswich und dem schwankenden Angreifer einen Seitwärtstritt in die Brust versetzte. Der Eindringling flog gegen die Papierwand, die wegen seines Gewichts sofort zerriss und fiel schreiend durch sie in ein Nebenzimmer hindurch. Der andere Unbekannte, nutzte diesen Moment und raste blitzschnell mit seinem Schwert auf den Jōnin zu. Schlagartig wurde es dem Letzteren bewusst, dass er nicht mehr genügend Zeit hatte, um der Attacke auszuweichen.

Mit einem verzweifelten Versuch, nicht durchlöchert zu werden, sprang er zur Seite. Der Eindringling schnitt seinem Gegner ein Stück seines Kimono ab, als er dessen Haut mit seiner Klinge streifte. Dabei rammte er sein Schwert in den hölzernen Wandpfosten. Er versuchte die Waffe herauszuziehen, doch Momochi schlug ihm mit ganzer Kraft auf den Kopf. Besinnungslos krachte der Körper des Unglücklichen zu Boden. Mit schwerem Atem stand Tanba da und versuchte sich innerlich zu fassen.

Plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung, zerriss die Papierwand hinter ihm und der Fremde, der kurz zuvor aus dem Zimmer befördert wurde, warf sich mit seinem Schwert auf ihn.

„Momochi-sama! Hinter Ihnen!“, rief Yujiro, der die ganze Zeit fasziniert über die Kampfkunst des Jōnin und zugleich fassungslos über den Überfall, dem Kampf mit den Augen gefolgt hatte.

Mit einem überraschten Gesichtsausdruck schaute Tanba zunächst auf Kiyonori und erst dann auf seinen Angreifer. Doch es war schon zu spät. Die eiserne Klingen näherte sich Momochis Kopf mit furchteinflößender Geschwindigkeit.

Ohne nachzudenken, holte Yujiro aus und warf sein Messer auf den Unbekannten. Mit einem Schmerzensschrei zuckte der Eindringling zusammen und verfehlte sein Ziel. Sein Schwert fiel klappernd zu Boden, während sich das Tantō in seine Schulter bohrte. Kiyonori stürmte auf ihn zu, um ihn zu erledigen.

Doch der Unbekannte bewährte sich als kampferprobt und riss bedenkenlos das Messer aus seiner Schulter. Schmerz durchrüttelte seinen ganzen Körper und, außer einem leisen Stöhnen, gab er keine anderen Anzeichen der Schwäche von sich. Yujiro, der jetzt genauso unbewaffnet wie sein Gegner war, griff ihn schlagartig an. Dieser duckte sich, wich zurück und analysierte anschließend zähneknirschend sein Gegenüber.

Einen Augenblick lang verharrten beide in der Stille und versuchten mögliche Schwächen oder Konzentrationsmängel des anderen zu finden. Kiyonori starrte in die dunklen Augen des Eindringlings, die aufgrund schlafloser Nächte blutunterlaufen waren. Es schien, als schaute er direkt in die Augen der Nacht.

Aus den Augenwinkeln sah Yujiro einen vernarbten, kampferprobten Mann, der durch das Loch in der Papierwand ins Zimmer hereinrannte und sich instinktiv auf den Jōnin stürzte. Der Letztere hatte vorgehabt, seinem Untergebenen beizustehen, und drehte sich jetzt stattdessen um, um der bestehenden Gefahr entgegenzutreten. Diese kleine Schwankung in Kiyonoris Konzentration war für den dunkeläugigen Unbekannten genug, um ihn anzugreifen.

Blitzschnell versetzte dieser seinem Widersacher einen Fußtritt in die Brust und trieb ihn mit einer Reihe von hektischen Schlägen und Tritten zurück. Nachdem Yujiro all diese entweder abgewehrt hatte oder ihnen ausgewichen war, stabilisierte er seine Haltung und sorgte anschließend dafür keine weiteren Konzentrationsfehler zu begehen.

Auf einmal ergriff er die Initiative und schlug mit der Faust nach seinem Gegner. Doch der Dunkeläugige fing sie in der Luft auf und verdrehte sie. Schmerz durchzuckte Kiyonoris Körper und er wurde gezwungen sich vorzubeugen, um der Qual zu entwischen, sodass seine Gegenwehr stark nachließ. Es blieben ihm nicht mehr viele Optionen übrig, weshalb er nun versuchte sich aus dem Griff zu befreien, doch vergeblich.

Mit einem wütenden Schrei versetzte er dem Unbekannten einen Halbkreistritt in die Seite. Somit zwang er ihn seinen Griff zu lockern und konnte sich losreißen. Ohne einen weiteren Laut von sich zu geben, sprang er zurück. Gleichzeitig erschien ein weiterer Eindringling, der durch die zerstörten Überbleibsel einer der Papierwände in den Raum hineinlief. Bedrohlich näherten sich die drei Unbekannten Tanba und Yujiro. Es schien eine ausweglose Lage für die zwei Männer zu sein; für den blutverschmierten Jōnin und für seinen Untergebenen, der ihn heldenhaft verteidigte.

Langsam umkreisten die drei Eindringlinge ihre Opfer und bereiteten sich darauf vor, Momochi und Kiyonori zu ihren Ahnen zu schicken.

Shinobi - Der Weg der Schatten

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