Читать книгу Shinobi - Der Weg der Schatten - Danny Seel - Страница 16
Оглавление10. Das Wiedersehenstreffen
Etliche Stunden später wurde Kiyonori von lauten Stimmen geweckt, die von draußen zu kommen schienen. Ohne ihnen jegliche Beachtung zu schenken, erhob er sich, trabte zur Ausgangstür und warf einen Blick nach draußen. Es war nicht mehr so hell und die Sonne würde bald untergehen. Hastig ging er in sein Zimmer zurück, um sich umzuziehen. Es dauerte nur einen Augenblick, bevor er fertig wurde und aus dem Haus eilte.
Nachdem Yujiro den Weg hinter sich hatte und an die Tür des Hauses seines Bruders geklopft hatte, legte er seine Sandalen ab und trat hinein. Bevor er nur ein Wort sagen konnte, wurde er angesprochen.
„Ich hoffe, du konntest dich ausschlafen …“, begann Izuya.
Der Letztere saß mit Kiyoshi vor einem Irori, einer tiefliegenden Kochstelle mitten im Raum. Diese Feuerstelle war eine rechteckige Öffnung im Boden, die mit einem lackierten, hölzernen Rahmen umrandet und mit Sand gefüllt war, wobei ein Topf mittels eines Bambusrohrs über ihr von der Decke hing.
„Nicht ganz“, beantwortete Yujiro die Frage. „Nach all dem Fliehen und schlaflosen Nächten bräuchte ich deutlich mehr Schlaf.“
Sich Izuya nähernd, begrüßte er seinen Neffen, bevor er sich zu ihnen setzte.
„Ich habe auch Sayuris gesamte Familie zu dir eingeladen, wenn dich das nicht stört“, sagte er seinem älteren Bruder.
„Nein, gar nicht“, antwortete dieser. „Außerdem hat mir Taiki-kun bereits davon berichtet.“
Inzwischen kam Natsuko durch eine Seitentür ins Zimmer herein und setzte sich auch dazu. Sie vertieften sich in ein Gespräch, während sie auf Sayuri und ihre Familie warteten.
Einige Minuten verstrichen, als die Schiebetür aufging und eine schlanke Gestalt mit langem, schwarzem Haar, das zu einem Haarknoten zusammengebunden war, hineintrat.
„Ich bitte um Verzeihung für die Verspätung, aber ich musste noch einiges erledigen, bevor ich kommen konnte“, erklärte sie mit einem entschuldigenden Lächeln.
„Keine Sorge Sayuri“, erwiderte Izuya. „Yujiro ist gerade eben gekommen.“
„Hör auf, mich an den Haaren zu ziehen!“, beschwerte sich eine kleine, genervte Stimme. Hinter Sayuri erschien Akemi, die ihren Bruder von ihren Haaren wegzubekommen versuchte.
„Taiki-kun! Lass deine Schwester in Frieden“, befahl Sayuri und guckte ihn streng an.
Sofort hörte er auf, an Akemis Haaren zu ziehen. Der letzte Gast betrat das Haus und schob die Tür wieder zu; es war Sayuris Mann, Yahiro Satoshi. Eifrig begrüßten sie sich gegenseitig und nahmen um dem Irori Platz. Natsuko, die durch eine Seitentür verschwunden war, kam wieder zurück und bediente alle, bis jeder etwas zu essen hatte, sodass eine Vielfalt von Speisen um der Kochstelle herum verteilt standen. Einige ruhige Minuten vergingen, in denen jeder seine Mahlzeit genoss.
„Das Essen schmeckt ausgezeichnet“, behauptete Satoshi.
Natsuko verbeugte sich, teils zum Dank, teils um ihr errötetes Gesicht zu verbergen.
„Na dann“, Izuya legte seine Essstäbchen beiseite. „Vielleicht solltest du anfangen von deiner misslungenen Mission zu berichten.“
Diese Aufforderung war an Yujiro gewandt, welcher sich nun ein wenig geniert räusperte.
„So würde ich das nicht bezeichnen. Und außerdem ist da nicht besonders viel geschehen. Wenn ihr wirklich etwas über meinen Auftrag wissen möchtet, dann solltet ihr Suzaku fragen.“
„Warum?“, fragte Taiki zappelnd, da er nicht mehr still sitzen konnte.
„Weil Suzaku einer der besten Geschichtenerzähler in Nabari ist“, erklärte ihm sein Vater. „Obwohl er oft ziemlich übertreibt.“
„Wenn du dich weigerst über deine Erlebnisse zu sprechen, dann wird Taiki-kun wohl über sein kleines Erlebnis erzählen müssen“, meinte Sayuri und blickte in Richtung ihres Sohnes.
„Ja!“ Der Junge schien vor Aufregung aufspringen zu wollen. „Ratet mal, was gestern nachmittags passiert ist. Beim Training mussten wir den Fluss schwimmend überqueren und dabei die ganze Zeit unter Wasser bleiben. Als ich nach einer Minute nicht mehr herauskam, machte sich Sawada-sensei Sorgen und dachte, ich wäre ertrunken. Dann schickte er alle anderen Schüler, um mich zu suchen.
„Ich bin aber der Strömung entlang geschwommen, bin dann ans Ufer geklettert und schlich mich von hinten an Sawada-sensei heran. Dann habe ich ihn gefragt, wen sie suchten. Als er meine Stimme hörte, sprang er vor Schreck und Überraschung auf. Ich habe ihn noch nie so hoch springen sehen.“ Taiki lachte auf. „Er ist sogar beinahe böse auf mich geworden.“
Yujiro schüttelte den Kopf vor Unglauben. „Und ich hatte gedacht, nichts könnte Sawada-san erschrecken. Ich selbst hatte versucht ihn so zu überraschen, als ich noch ein Kind war, doch es hatte nie funktionniert, denn er wusste immer, dass ich da war, bevor ich überhaupt in seine Nähe kommen konnte … Und du, Izuya, hattest damals den erbärmlichsten Versuch unternommen, der schließlich damit geendet hat, dass Sawadasan dich in den Fluss geworfen hat!“
Izuya schmunzelte mit einer Mischung aus freudigen Erinnerungen und Verlegenheit.
„Davon habe ich noch nichts gehört“, meinte Natsuko interessiert. „Erzählt es uns doch.“
„Ach nein, ich glaube, darüber können wir euch doch ein anderes Mal berichten“, erwiderte Izyua in einem Ton, der sagte, dass er nicht die geringste Absicht hatte, etwas über diesen Vorfall zu erzählen.
„Wie ist die Ernte dieses Jahr? Es sieht doch eigentlich nicht schlecht aus“, fragte Yujiro, um das Thema zu wechseln.
„Ja, ich glaube, wir werden unser ganzes Dorf ein weiteres Jahr lang problemlos versorgen können“, antwortete Satoshi, der damit äußerst zufrieden zu sein schien.
Sie unterhielten sich noch eine lange Zeit, bis es völlig dunkel wurde und die Gäste das Haus verließen. Als Yujiro an diesem Abend ins Bett ging, dachte er kurz über das Vergangene nach. Der Abend war ziemlich ruhig und gesprächig verlaufen. Er ahnte schon – oder eher gesagt er wusste – dass er in den folgenden Wochen viel auf dem Feld würde arbeiten müssen.