Читать книгу Die Weltgesundheitsformel 2 - David Ekwe Ebobisse - Страница 40
Sind wir nicht alle ein bisschen Plastik?
ОглавлениеAber nicht nur die Babys schweben aufgrund ihres Plastikkonsums und der vielen Chemikalien, die durch ihre Arterien fließen, in Lebensgefahr, warnt der Ernährungswissenschaftler Udo Erasmus: "Ein Liter Plastik nimmt der Durchschnittsbürger im Jahr auf!"
Was, so viel?
Ja. Jeder von uns ist betroffen. Wie stark, zeigt uns Familie Wagner mit ihrem Selbstversuch.
Was für ein Selbstversuch?
Familie Wagner hat es gewagt. Vier Wochen lang ohne Plastik. In der NDR-Reportage »Das Experiment — Leben ohne Plastik« zeigt uns die mutige, siebenköpfige Arzt-Familie aus Hamburg, wie schwer es heutzutage ist, ganz ohne Plastik zu leben.
Zuerst lassen sich alle Familienmitglieder von der Toxikologin Doktor Mareike Kolossa auf sämtliche Plastikschadstoffe untersuchen. Nachdem alle Urinproben abgegeben wurden, wird der Hausstaub analysiert. Dann werden sämtlich Plastikelemente aus dem Haushalt verbannt. Dabei wird der Familie das erste Mal klar, wie abhängig sie von synthetischen Kunststoffen eigentlich ist: die Zahnbürste im Bad, der Stift am Arbeitsplatz, das Spielzeug im Kinderzimmer, der Duschvorhang, alle variablen Behälter, die Brille vom Vater, die CDs, die Musikanlage, der PVC-Boden im Flur, der Lampenschirm, der Radiowecker, alle Cremes, die Zahnpastatube und allgemein sämtliche Flüssigkeiten, die sich in Plastiktuben befinden und genau wie fetthaltige Lebensmittel besonders viele der gefährlichen Weichmacher abgeben, müssen raus. Innenbeschichtungen aus Plastik stellen nämlich ähnlich wie Hausstaub eine besonders hohe Gefahr dar, weil sie unsichtbar sind, so die Toxikologin, die in den Hausstaubproben von Familie Wagner erschreckend hohe Giftstoffwerte finden konnte: "Hier sind die Giftstoffwerte besonders gut messbar", so Kolossa, die darauf hinweist, dass unsere Staubsauger wahre Plastikfänger seien.
Beim Einkaufen hat es Familie Wagner von nun an schwer. Denn "aus hygienischen Gründen dürfen Lebensmittel nicht ohne Verpackung ausgegeben werden", moniert Mama Wagner, die Probleme hat überhaupt noch etwas Essbares im Supermarkt zu finden. "Fragt man an der Ladentheke, bekommt man immer nur gesagt »geht nicht«, weil die Industrie Wert auf Werbung legt."
Aber auch Konservendosen sollte man vermeiden, so die Toxikologin, die in allen Lebensmitteln, die darin aufbewahrt wurden, Spuren von Bisphenol A finden konnte. Weil Lebensmittel in Dosen zur Konservierung extrem stark erhitzt werden, sie meistens keine schützende Schale mehr haben und ihnen vollständige die Luft entzogen wird, nehmen sie die giftigen Substanzen aus der Innenbeschichtung — genau wie der heiße Kaffee aus den To-go-Bechern —, die den Hormonhaushalt beeinflussen und unter anderem mit Fettleibigkeit in Verbindungen gebracht werden, noch wesentlich besser auf. 8
Die weiße Kunstharzschicht im Inneren von Konservendosen ist auch Doktor Eric Houdeau ein Dorn im Auge: "In dem Moment, in dem das Produkt mit dem Kunstharz in Verbindung kommt, ist die Abgabe von Bisphenol A extrem hoch und es kommt zu extrem hohen Belastungen wie zum Beispiel bei Mais" erklärt der Expertem und beschwert sich auch über das alte Recycle-Papier auf dem noch jede Menge Druckfarbe zu finden sei: "Reißen sie sie auf, so dass sie das Innere der Verpackung sehen, dann ist da eine weiße Deckschicht und darunter etwas Grau. Das ist dann das Recyclingmaterial — in diesem Fall (und er deutet mit dem Finger auf einen handelsüblich Verpackung). Das Problem an solchen Verpackungen ist die Druckfarbe, die auf den Karton aufgetragen wird. Und das andere ist, dass zur Produktion des Kartons und der Druckfarbe, beispielsweise altes Zeitungspapier und mehrere Promille an Mineralöl in solche Schachteln gebracht werden (…) Wir haben beobachtet, dass manchmal 10- aber auch manchmal 100-mal mehr von diesem Öl drin is, als toxikologisch als sicher gelten kann. Und dann ist es unser Job quasi Alarm zu schlagen: Hallo das kann so nicht gehen!" 9 "Ich schätze, dass es vielleicht 100.000 Substanzen sind, die von allen möglichen Verpackungen in die Lebensmittel migrieren, in Mengen, die durchaus relevant sein könnten", verdeutlicht der Lebensmittelchemiker Dr. Konrad Grob die Brisanz der Lage.
"Bisphenol A und Phthalate gelangten auch über den Hausstaub genauso in die Innenraumluft und über Hautkontakt in den menschlichen Organismus, wo sie Stoffwechselprozesse beeinflussen und Lernprozesse verlangsamen", so Doktor Mareike Kolossa, die diese beiden Stoffe als »toxikologisch äußerst bedenklich« einstuft. Nach dem vierwöchigen Experiment analysiert sie abschließen: "Wenn man jetzt auf Bisphenol A und Phthalate guckt, dann ist in diesem Studienzeitraum die Belastung um durchschnittlich 30-80 Prozent runtergegangen. Das finde ich ganz beachtlich. Bei den Organophosphaten, Pflanzenschutzmitteln, sind sogar drei von fünf anschließend unter der Nachweisgrenze im Durchschnitt der Familie." 10