Читать книгу RC2722 - Давид Муате - Страница 12

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Wildschweins Gesicht ist etwa so herzlich wie eine Steinmauer. Sein markanter Kiefer ist zusammengebissen, und seine schwarzen Augen sind starr. Er scheint in Gedanken versunken zu sein, und weder Sam noch Oliver wagen, das lange Schweigen zu stören, das sich ausgebreitet hat. Die Freunde wechseln einen besorgten Blick. Schließlich dröhnt der Bariton des Riesen durch die enge Kammer, in der sich Besen und andere Putzgeräte drängen.

»Du bist schlimmer als ein Blutegel am Sack!«, erklärt er rundheraus.

Oliver verdaut den Ausdruck wortlos. Er weiß, dass sein Boss so Druck ablässt.

»Oliver Sokolov«, fährt Wildschwein fort. »Seit ich deine privilegierte Rebellen-Visage auf der Schwelle zu meinem Büro gesehen habe, wusste ich, dass du Ärger machen würdest. Und das Schlimmste ist, dass du es nicht mal mit Absicht tust.«

»Ich …«

»Schnauze. Jetzt rede ich. Du bist ein echter Quälgeist. Das habe ich gleich erkannt. Du hast ein Talent dafür, dir einen Haufen Probleme einzuhandeln, weil du überall deine Nase reinstecken musst. Aber du hast den Mut, zu den Konsequenzen zu stehen, und das gefällt mir. Wenn ich richtig verstehe, was du mir gerade erzählt hast, denkst du, dass die Wasserkrieger etwas mit dem Tod deines Vaters zu tun haben. Und dir ist es irgendwie gelungen, sein Datenimplantat in die Finger zu bekommen. Korrekt?«

»Ja.«

»Und jetzt brauchst du Zeit, um Beweise zu sammeln?«

»Ja.«

»Und warum glaubst du, dass ich dich nicht einfach verrate, jetzt gleich, für ein paar hübsche Kreditpunkte?«

Oliver spürt, dass Sam sich versteift. Er legt ihm

eine Hand auf den Arm, damit er sich nicht einmischt. Das hier ist eine Sache zwischen Wildschwein und ihm.

»Keine Ahnung. Ich verlasse mich auf meinen Instinkt. Ich glaube, dass du ein guter Mensch bist, Wildschwein. Außerdem glaube ich, dass dir die Wasserkrieger nicht besonders am Herzen liegen und dass du genug davon hast, immer wieder die Drecksarbeit zu machen, damit ein paar ranghohe Funktionäre ein schönes Leben führen können. Das ist eine einzigartige Gelegenheit, den Laden hier mal so richtig aufzumischen.«

Wildschwein richtet seine schwarzen Augen auf Oliver, dann grinst er wie ein Raubtier. »Du bist ganz schön pfiffig, Sokolov. Kein Zweifel. Wohl wahr, dass sie mir nicht am Herzen liegen, die verdammten Wasserkrieger. Die waren mir schon immer verdächtig. Allerdings wären wir ohne sie schon alle vor Jahren verdurstet. Es braucht schon Mumm, um da rauszugehen und Wasser zu besorgen.«

»Hast du dich nie gefragt, ob man uns nicht alle nach Strich und Faden verarscht?«

»Was soll das heißen?«

»Was, wenn da draußen gar nicht die Hölle ist, die man uns seit Jahren beschreibt? Wenn es gar nicht so gefährlich ist?«

Diesmal hat er Wildschwein überrascht. Der Boss öffnet den Mund, aber es kommt nichts heraus. Das sieht ziemlich dämlich aus, aber Oliver hütet sich, ihn darauf hinzuweisen.

»Ich brauche Gewissheit«, fährt Oliver fort. »Und ich bin sicher, dass das Datenimplantat meines Vaters die Antwortet enthält. Wenn die Wasserkrieger es in die Finger bekommen, werden wir es nie erfahren.«

»Wir müssen ihm helfen«, sagt Sam eindringlich, der sich nicht länger zurückhalten kann.

Wildschwein steht auf und stemmt die Hände in die Hüften, sodass die Muskeln an seinen Armen und seinem massigen Oberkörper besonders gut zur Geltung kommen.

»Du bist nicht der Erste, der abtauchen will, weil er eine Dummheit gemacht hat«, sagt er. »Aber du kannst dich darauf verlassen, dass wir dir die nötige Zeit beschaffen. Der beste Ort, um sich zu verstecken, ist der Sektor G. Da ist die Tunneldichte besonders hoch, und es gibt jede Menge Schlupfwinkel. Allerdings stinkt es gewaltig, es wimmelt nur so von Ungeziefer, und man sollte besser keine Platzangst haben, wenn man da ein paar Tage verbringen will.«

»Das wird mich nicht abhalten.«

»Gut. Dann schau her«, sagt der Koloss. Er breitet eine Karte vor sich aus und nimmt einen Stift. »Jede Ziffer, die ich hier eintrage, ist ein Ort, an dem wir Wasser und Nahrung für dich deponieren, jeden Tag an einer anderen Stelle.«

»Danke. Von ganzem Herzen – danke.«

»Freu dich nicht zu früh, Kleiner. Das wird kein Spaß. Selbst wenn ich dir garantiere, dass wir ihnen nicht helfen, werden sie nach dir suchen wie die Bluthunde. Sie werden ohne Pause patrouillieren, Drohnen losschicken … Du musst vorsichtig sein. Und jetzt solltest du verschwinden. Hier ist dein neues Zuhause.« Wildschwein öffnet einen Belüftungsschacht, der tief ins Innere des Bunkers führt. »In etwa achthundert Metern kommst du an eine Kreuzung. Dann folgst du der Karte.«

Oliver verabschiedet sich von den beiden mit einem Handschlag, der länger ausfällt als gewöhnlich. Dann taucht er in die dunklen Eingeweide des Bunkers.

RC2722

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