Читать книгу Jenseits der Unschuld - Desirée Scholten - Страница 14
ОглавлениеKapitel 10
»Ich komme rüber, Frank«, verabschiedete Cathrynn sich, bevor sie grinsend den Hörer zurück auf die Gabel legte. Sie spürte, dass sich ein Lachanfall anbahnte, als ihr bewusst wurde, dass sie das erste Mal in ihrem Leben nach einem Gespräch mit Frank gute Laune hatte. Das lag allerdings nicht an Frank, dachte sie, als sie sich hinter ihrem Schreibtisch erhob und die dunkelrote Trainingsjacke über das schwarze Trägertop warf. Im Gehen griff sie noch schnell zu der Akte, die oben auf dem Stapel von Einsatzberichten lag, und öffnete sie, als sie aus der Bürotür trat. Automatisch schlugen ihre Füße, den Weg zu Franks Büro ein, während sie die Dokumente noch einmal überflog.
»Hey, Perle! Der Aufenthaltsraum liegt in der anderen Richtung«, rief Montgomery ihr zu, als sie das Operationszentrum passierte.
Grinsend änderte Cathrynn die Richtung und trat in den großen Raum hinein. Sie nickte McDermott und Gray, die heute zusammen mit Montgomery hier Dienst hatten, zu, bevor sie zu dem massigen Hunter trat. »Ich bin auf direktem Wege ins Lande Mordor, Herr Elrond«, informierte sie Montgomery trocken.
McDermott begann zu kichern, während Gray laut loslachte.
Sie selbst konnte nicht sagen, woher sie die Beherrschung nahm, nicht ebenfalls einen Lachanfall zu bekommen, eingedenk, der alles andere als elbischen Statur des fast zwei Meter großen, breitschultrigen Muskelpaketes. Sie hatte begonnen, bei jeder sich bietenden Gelegenheit Tolkien zu zitieren, seit ihre Kollegen, allem voran Gray und Montgomery, sie wegen ihres Judas-Ischariot-Patzer vor drei Tagen ununterbrochen verarschten.
»Ich habe dir was Vernünftiges zu lesen auf den Schreibtisch gelegt«, erinnerte der Ex-Ranger sie.
Cathrynn nickte lachend. Am Tag nach dem Leichenfund hatte eine Bibel auf ihrem Schreibtisch gelegen. »Ich dir auch, mein Dicker«, konterte sie. Natürlich hatte sie sich ausrechnen können, welchem ihrer Kollegen sie den neuen Lesestoff zu verdanken hatte und hatte Montgomery ihrerseits gestern eine Ausgabe des »Herrn der Ringe« hingelegt.
»Du könntest wenigstens mal reinschauen, das würde auch dir was bringen.« Ihr Kollege blickte sie finster an.
Cathrynn hatte, seit ihr dieser dumme Patzer unterlaufen war, ohnehin das Gefühl, dass Montgomery beunruhigt darüber war, dass sie ganz offensichtlich mit dem ganzen religiösen Unsinn nichts am Hut hatte. Sie wollte diese Grundsatzdiskussion nicht jetzt führen, beschloss sie, wenngleich sie wusste, dass sie in naher Zukunft einem Gespräch mit ihrem Kollegen darüber nicht entgehen würde. Für den Moment trat sie allerdings nur mit einem versöhnlichen Lächeln auf ihn zu. »Ich kenne die satanische Version, reicht doch oder?«, beharrte sie zuckersüß. Sie konnte der Verlockung einfach nicht widerstehen und brachte sich schnell mit einem Satz in Sicherheit, als Montgomery sie zu packen versuchte.
»Schieb ab, du beklopptes Weib, sonst versohle ich dir den Arsch«, brummte er mit säuerlichem Gesichtsausdruck, den das halb belustigte, halb liebevolle Blitzen in seinen Augen Lügen strafte.
Ihr Piepser meldete sich. Sie verzog grinsend das Gesicht, als ihr wieder bewusst wurde, dass Frank auf sie wartete. Sie schenkte Montgomery noch ein schelmisches Augenzwinkern, bevor sie sich abwandte.
»Wer ist eigentlich dran, den Neuen einzustampfen?«, hörte sie Gray in ihrem Rücken.
Sie lachte in sich hinein, das hatte sie über die Vorfreude auf das Interview, zu dem sie unterwegs war, gar nicht mehr bedacht. Sie wandte sich zu McDermott, der den Blickkontakt erwiderte. Die Reihe wäre eigentlich an ihm, aber sie konnte der Versuchung nicht widerstehen. »Kann ich dich noch einmal vertrösten, Martin?«, fragte sie mit einem vielsagenden Grinsen.
Der Rotschopf nickte mit einem spitzbübischen Grinsen. »Nur wenn ich zugucken darf.«
Cathrynn nickte zustimmend, als ihr Piepser sich erneut meldete. Sie rollte mit den Augen, als sie sich abwandte und schnell das Operationszentrum verließ, um ihren Weg zu Franks Büro fortzusetzen. Im Gehen glitt ihr Blick wieder in die Akte, als sie sich noch einmal die wichtigsten Fakten ins Gedächtnis rief. Sie schloss das Dokument, als sie die Glastür passierte, schenkte Corinne aber trotzdem keine Beachtung, als sie das Vorzimmer zu Franks Büro durchquerte. An der Tür schloss sie noch einmal kurz die Augen, um das Grinsen zu unterdrücken. Dann trat sie ein.
Cathrynn blickte kurz zu den beiden Männern am Schreibtisch. Franks Augen trafen sie, trotz seiner spürbaren Missbilligung, dass sie so lange gebraucht hatte, mit der üblichen Ausdruckslosigkeit. Der junge, braunhaarige Mann vor dem Schreibtisch wirkte überrascht, als er sich bei ihrem Eintreten eilig erhob.
»Ich gehe davon aus, dass ich euch einander nicht vorstellen muss«, ergriff Frank das Wort.
Cathrynn und der junge Agent nickten synchron, als sie sich die Hand reichten. Die schwarzhaarige Hunterin nahm sich einen Moment, um ihn zu mustern. Abgesehen davon, dass er offensichtlich älter geworden war, hatte er sich seit ihrer gemeinsamen Schulzeit nicht maßgeblich verändert. Sein Grinsen versprühte noch immer jenen jungenhaften Charme, wegen dem sie ihm in der siebten Klasse zweimal die Fresse poliert hatte. Seine Augen funkelten allerdings nicht mehr ganz so ausgelassen, wie damals. »Ist eine Weile her, Jonas«, grüßte sie, als sie den Händedruck löste.
»Eine halbe Ewigkeit, will mir scheinen«, murmelte er mit unverhohlener Anerkennung in seinem Blick, der kurz vom Scheitel bis zur Sohle über sie geglitten war.
»War doch klar, dass auch mir irgendwann Titten wachsen, oder?«, fragte sie amüsiert von seinem unterschwelligen Kompliment. »Aber es ist durchaus erfrischend, dass das endlich mal jemand zur Kenntnis nimmt«, fuhr sie mit einem Blick zu Frank fort, der sich mit der Andeutung eines Grinsens im Schreibtischstuhl zurückgelehnt hatte. »Normalerweise ist mein Arsch in dieser Einheit immer Gesprächsthema.« Sie konnte sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen, als sie die Röte sah, die dem jungen Agenten ins Gesicht schoss.
»Das sollte nicht sexistisch rüberkommen«, murmelte er peinlich berührt.
Cathrynn prustete los, bevor sie auf die beiden Stühle vor Franks Schreibtisch wies und sich setzte. Jonas Higgins folgte ihrer Aufforderung noch immer etwas verunsichert, ohne sie jedoch aus den Augen zu lassen. Cathrynn grinste in sich hinein, als sie die Akte in ihrer Hand wieder aufschlug. Früher hätte sie der stechende Blick, der allen Higgins-Männern zu eigen war, nervös gemacht, doch das war vor den vier fantastischen Jahren gewesen, die sie eng mit Tom Higgins, Jonas’ Vater, zusammengearbeitet hatte.
»Soweit es mich betrifft, habe ich alles gesagt, was ich loswerden wollte«, informierte Frank sie, als ihre Blicke sich über den Schreibtisch hinweg trafen.
Cathrynn nickte versonnen, während ihre Augen wieder zu Jonas glitten, der sich sichtlich unwohl unter ihrer eingehenden Musterung zu fühlen schien. »Soweit ich deiner Akte entnehmen konnte, sprechen deine früheren Beurteilungen für dich«, erklärte sie dem angehenden Hunter, mit einem weiteren Blick in die Akte, die sie inzwischen fast auswendig kannte.
Jonas nickte mit einem Anflug von Selbstgefälligkeit.
Sie schlug den Deckel zu, bevor sie wieder den Blickkontakt herstellte. »Doch weder das Loblied, das deine Ausbilder auf der Farm auf deine Leistungen gesungen haben, noch deine makellose Erfolgsbilanz, haben in diesen Einheit irgendeine Bedeutung«, informierte sie ihren früheren Klassenkameraden ruhig. »Egal, was irgendein Anzugträger drüben in Langley auch sagen mag, dies hier ist nicht die CIA und ob du das Zeug zum Hunter hast oder nicht, wird sich zeigen müssen.« Sie nahm sich wieder einen Moment, um Jonas, der plötzlich nicht mehr selbstgefällig wirkte, eindringlich zu mustern. »Männer, wie dein Vater, haben einen hohen Maßstab gesetzt, wir werden sehen, ob du diesen Ansprüchen genügst, wenn es ernst wird.«
Etwas Undefinierbares huschte bei diesen Worten über Jonas’ Züge, war jedoch sofort wieder verschwunden, als der junge Agent nur nickte.
Frank räusperte sich, bevor er sich mit einem unverbindlichen Nicken hinter seinem Schreibtisch erhob. »Ich überlasse ihn dir, für alles weitere, Cat«, richtete er abschließend das Wort an sie, bevor er Jonas die Hand reichte. »Willkommen bei den Schmuddelkindern der CIA, Junge.«
Cathrynn konnte das Grinsen, das bei Franks Worten über ihre Züge huschte, nicht verbergen. Ihr Vorgesetzter hob fragend die Augenbrauen. Sie waren sich beide darüber bewusst, dass es nicht häufig vorkam, dass eine seiner Äußerungen ihr etwas anderes als ein genervtes Seufzen oder einen Wutanfall entlockte. »Was denn?«, fragte sie amüsiert in Franks Richtung. »Den kannte ich noch nicht.« Frank schüttelte mit einem Achselzucken und einer kaum sichtbaren Bewegung seiner Mundwinkel den Kopf, als sie sich abwandte und mit Jonas zusammen das Büro verließ.
»Ich will zwar nicht schon am ersten Tag meckern«, murmelte Jonas, neben ihr, als sie zusammen das Vorzimmer passierten, »aber ist es nicht möglich, dass es einer der Gründe für die permanente Unterbesetzung dieser Einheit sein könnte, dass ihr alle potenziellen Bewerber derart abfällig behandelt?«, erkundigte er sich, als er ihr die Glastür aufhielt.
Cathrynn blieb abrupt stehen, als sie ihn kurz ungläubig anblickte. Dann begann sie schallend zu lachen. »Jonas, das gerade in Franks Büro, das war die nette Begrüßung«, informierte sie ihn, bevor sie ihm kameradschaftlich auf die Schulter klopfte. »Mein gutgemeinter Rat von DO zu Manöveragent:«, fuhr sie fröhlich fort, als sie seinen fassungslosen Blick festhielt, »Lege dir bis zum Wochenende ein dickeres Fell und ein paar Eier zu, ansonsten bist du gefickt.« Ihr früherer Klassenkamerad riss bei ihren letzten Worten geschockt die Augen auf, bevor er sie peinlich berührt anblickte. »Und übe vielleicht ein paar Kraftausdrücke und Flüche vorm Spiegel, damit du nicht jedes Mal, wenn einer ‚ficken‘ sagt, zusammenfliegst«, riet sie ihm abschließend, bevor sie ihn mit einer knappen Kopfbewegung zum Aufzug lotste. Jetzt kam der spaßige Teil seines ersten Tages: Das Gespräch in der Trainingshalle.
*
Genervt bearbeitete Jason den Sandsack weiter, während er sich vorstellte, dass jeder seiner brutalen Schläge direkt in die selbstgefällige Visage McConagheys traf. Es passte ihm nicht, dass man ihn angewiesen hatte, die Bälle, den schwarzhaarigen Hünen betreffend, flach zu halten. Er hätte ihn mit Freuden ein für alle Male aus dem Verkehr gezogen. Doch leider, rief er sich zur Ordnung, war sein Auftrag ein anderer.
Ein raues Lachen ertönte in seinem Rücken und Jason fuhr herum, wenngleich die Überheblichkeit in dem tiefen Laut ihm bereits alles Wichtige verraten hatte. »Hast du Angst, dass ein Sparringspartner zurückschlägt oder warum malträtierst du den Sandsack?«, fragte McConaghey herablassend.
»Da Elias nicht erpicht darauf ist, dass du so bald ins Gras beißt, muss ich mir wohl mit meiner Fantasie behelfen«, schoss Jason zurück. Er wunderte sich kurz darüber, dass er dermaßen auf Konfrontationskurs ging, normalerweise hatte er sich besser unter Kontrolle.
»Sieh an, wir haben schlechte Laune«, rief McConaghey höhnisch, als er in die Trainingshalle hineintrat.
»Sei froh, dass meine Eltern mich Respekt vor dem Alter gelehrt haben, ansonsten würde ich dir zeigen, wie sehr du Arschloch mich ankotzt«, schnappte Jason, als er sich zum Gehen wandte. Er musste schnell weg von McConaghey, ansonsten würde er ihm, entgegen seiner Befehle, die Fresse polieren.
McConagheys Hand fasste ihn schmerzhaft am Oberarm.
Jason fuhr mit einem Knurren zu ihm herum. Ihre Blicke trafen sich und er sah das wohlbekannte schwarze Feuer in McConagheys Augen auflodern. »Du lässt mich in deinem Interesse los, oder Gott möge dir gnädig sein«, zischte der dunkelblonde Agent kalt, als er den größeren Agenten mit seinem Blick aufspießte.
McConaghey begann schallend zu lachen, kam jedoch seiner Aufforderung nach. »Scheiße, Singer«, rief er amüsiert. »Was hat denn heute das Roulette gesagt? Sollst du mich dazu bringen, dass ich mich totlache?«, fragte der Schwarzhaarige.
Jason zog es vor, nicht auf die Provokation seines Kollegen anzuspringen. Er spürte, dass nicht mehr viel fehlte, bis er auf alle Befehle pfiff.
»Wem krabbelst du eigentlich dieser Tage heulend auf den Schoß, da Daddy ausfällt?«, rief McConaghey ihm verächtlich hinterher.
Jason versuchte tief Luft zu holen, um sich die letzten zwei Schritte, die ihn vom Ausgang der Trainingshalle trennen, noch zusammenzureißen, als sein Denken aussetzte. Mit wenigen Schritten, war er wieder bei McConaghey und ohne ihr den Befehl gegeben zu haben, schnellte seine Hand vor und legte sich um die Kehle des anderen Agenten. »Du geistesgestörtes Stück Scheiße willst dich prügeln?«, fuhr er ihn an, während die Wut in seinen Eingeweiden endgültig explodierte. »Soll mir recht sein.« Jasons Hand löste den Griff um McConagheys Kehle, bevor er sich abwandte und zum Ring trat. Noch einmal erinnerte er sich an den eindeutigen Befehl, den er erhalten hatte, dann verscheuchte er diesen Gedanken. Er würde die Konsequenzen seiner Befehlsverweigerung mit Freuden tragen, wenn er vorher McConaghey krankenhausreif schlagen konnte. Aus dem Augenwinkel sah er den Hünen zu einem Paar Bandagen greifen. »Hast du Angst, dass du dir die Fingernägel abbrichst?«, spie Jason ihm, mit aller Verachtung, zu der er fähig war, entgegen.
Befriedigt quittierte er, dass McConaghey die gepolsterten Bandagen wieder zur Seite legte und zu ihm an den Ring trat. »Ich wollte dir lediglich nicht mehr weh tun, als nötig, Kleiner«, versetzte er grinsend, bevor er zwischen den Seilen hindurchkletterte.
»Große Worte für einen toten Mann«, zischte Jason kalt zurück, als er ebenfalls in den Ring stieg.
Sofort begannen beide Männer sich, auf eine Schwäche des anderen lauernd, zu umschleichen. Jason sah das fast unmerkliche Zucken von McConaghey rechter Schulter, als dieser einen Schlag anzubringen versuchte. Instinktiv tauchte er unter der Faust weg und versuchte, seinerseits, einen Tritt gegen die Kniescheibe seines Gegners. McConaghey tänzelte elegant aus seiner Reichweite.
»Du warst auch schon mal schneller«, höhnte Jason, als er sich unter einem weiteren Schwinger hinwegduckte und in derselben Bewegung seinen linken Ellenbogen gegen McConagheys Rippen hämmerte.
»Du schlägst, wie die Pussy, die du auch sonst bist«, keuchte McConaghey, als er das Knie hochzog und es Jason in den Bauch rammte. Jason biss sich auf die Lippen, als der Schmerz ihn durchfuhr, dann schlug er mit dem Handballen in McConagheys ungeschützten Solarplexus.
Der Hüne unterdrückte ein Stöhnen, als er den jüngeren Agenten an den Schultern packte, und wieder das Knie hob.
Jason ließ ihn gewähren, konterte jedoch mit einem brutalen Kopfstoß, als McConaghey erneut versuchte, einen Kniestoß in seinen Magen anzubringen. McConagheys Griff löste sich, er taumelte erstaunt einen Schritt zurück.
Jason setzte sofort nach, als er seinen Gegner mit einigen schnellen recht-links Kombinationen in die Seile trieb.
Schneller, als er es kommen sah, vollzog McConaghey eine halbe Drehung und knallte ihm das Knie in die Niere. Jason stöhnte, als McConaghey versuchte, den Spieß umzudrehen.
Er ließ ihn herankommen, dann drehte er seinen Oberkörper leicht und bekam das rechte Handgelenk des Hünen zu fassen. Noch in der Drehung ließ er sein linkes Bein einknicken, sodass McConaghey über seine Schulter segelte. Der andere Agent landete mit einem dumpfen Geräusch auf der Matte.
Jason setzte nach, als er zu einem Tritt gegen McConagheys Kehlkopf ansetzte. Finger fassten brutal seinen Knöchel, doch bevor er auch nur daran denken konnte, sich zu befreien, verlor er die Bodenhaftung. Jason gelang es in letzter Sekunde, etwas von der Wucht des Aufpralls mit den Unterarmen abzufangen, dann durchfuhr ihn der Schmerz, als McConaghey sein Bein verdrehte.
Jason folgte automatisch der Bewegung seines Gegners und schaffte es, ohne den Schmerz zu beachten, mit seiner Ferse das Kinn des anderen Agenten hart zu treffen. McConagheys Griff löste sich und Jason nahm ihn in eine Beinschere, bevor er ihn ein zweites Mal durch eine schnelle Drehung seines Körpers auf die Matte segeln ließ.
Elegant sprang Jason zurück auf die Beine, um McConaghey einen harten Tritt in die ungeschützte Seite zu verpassen. »Was ist? Hast du genug, alter Mann?«, fragte Jason höhnisch, als sein Fuß erneut die ungeschützte Seite seines Gegners traf. Sein Fuß schnellte wieder vor, doch dieses Mal fand er sein Ziel nicht.
Förmlich aus dem Nichts, gelang es McConaghey seine Beine um Jasons Waden zu schlingen, bevor er sie ihm, mit einer schnellen Bewegung, unter dem Körper wegzog. Der dunkelblonde Agent sah den Boden rasant näherkommen, dann knallte er auch schon auf die Matte. Er spürte McConagheys Gewicht auf sich, als dieser ihn festnagelte. »Noch lange nicht, Pussy«, antwortete McConaghey, als er seine Finger in Jasons Haar krallte und seinen Kopf nach hinten zog. Dann hagelten die Schläge auf Jasons Kopf nieder, bevor McConaghey ihn grob auf den Rücken drehte.
Jason sah die Faust heransausen, hatte ihr aber nichts entgegenzusetzten. Er schmeckte Blut in seinem Mund und wieder war McConagheys Faust da. Es gelang ihm die Beine anzuwinkeln, dann rammte er sie McConaghey hart in die Rippen. Der schwarzhaarige Agent taumelte zurück und Jason kam schnell wieder auf die Beine. Er machte sich sofort bereit zum Angriff.
»Hey, ihr Witzfiguren! In meinem Ring kämpft nur einer blank und das bin ich«, ertönte eine Stimme von der Tür her, dann näherten sich schnelle Schritte. Jason drehte leicht den Kopf, dann schlich ein Grinsen auf seine Züge, als er den Mann erkannte, der soeben gesprochen hatte.
»Misch dich nicht ein, Opa«, rief McConaghey höhnisch, als der kahlköpfige Mann zwischen den Seilen hindurchschlüpfte.
Jason biss sich auf die aufgeplatzte Unterlippe, um nicht laut loszulachen, als der Alte mit geschmeidigen Bewegungen langsam auf McConaghey zutrat. Er musterte ihn kurz. Die Zeit hatte ihre Spuren in seinem Gesicht hinterlassen, aber sowohl seine Haltung, als auch seine Augen strahlten noch immer jene Autorität aus, die Jason schon während seiner Ausbildung auf der Farm das Fürchten gelehrt hatten.
Ein Klatschen riss Jason aus seinem Anflug von Nostalgie und er blickte zur Quelle des Geräusches. Eric Wilson, sein früherer Nahkampftrainer, verpasste McConaghey gerade einen zweiten Kinnhaken, bevor er ihm die Beine unter dem Körper wegtrat. Jason grinste, als er sah, dass der schwarzhaarige Hüne dem unerwarteten Angriff nichts entgegenzusetzen hatte und wie ein gefällter Baum zu Boden ging, als er sich wieder daran erinnerte, dass der von den Rekruten vieler Generationen halb scherzhaft Steelhammer genannte Ausbilder, ihn viermal so übel verprügelt hatte, dass er einige Tage im Krankenhaus ausruhen durfte.
»Lektion Eins: Wenn du das nächste Mal eine freche Lippe riskierst, sei dir vorher sicher, dass du deinem Gegner gewachsen bist, mein Sohn«, belehrte Steelhammer McConaghey trocken, bevor er ihm die Hand hinstreckte, um ihm auf die Beine zu helfen. McConaghey knurrte eine mürrische Erwiderung, als er die angebotene Hand ausschlug.
Steelhammer richtete seinen Blick auf Jason. »Und natürlich bist du Taugenichts wieder mittendrin, was Singer?«, knurrte er ihm zu.
Jason hob mit einem entwaffnenden Grinsen die Hände, als er schnell den Rückzug antrat. Er hatte kein Interesse daran, sich einen Kampf mit Steelhammer zu liefern.
»Wo sind denn deine blöden Sprüche?«, fragte Steelhammer ihn trocken, als Jason an die Seile herantrat, um den Ring zu verlassen.
»Lektion Zwei:«, rief Jason seinem früheren Ausbilder zu. »Lass dich auf keinen Kampf ein, von dem du weißt, dass du ihn nicht überlebst.«
Der Glatzkopf blickte ihn kurz ungläubig an, dann begann er schallend zu lachen. »Ich bin hocherfreut, dass wenigstens etwas in deinem dämlichen Schädel hängen geblieben ist.«
Der dunkelblonde Agent zwinkerte Steelhammer noch einmal kurz zu, bevor er sich auf den Weg zum Ausgang machte.