Читать книгу Geschichten aus dem Murkelland - Detlef Lindemann - Страница 11

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Murkel: „Meine Flucht, das seltsame Messer und der Drohbrief.“

Ich war mir nicht sicher, ob die dunkle Gestalt mich wirklich gesehen hatte. Ich war jetzt sehr aufgeregt und hatte fürchterliche Angst. Ich drückte mich mit dem Messer immer weiter ins Gebüsch und auf einmal gaben die Äste hinter mir nach und ich verschwand in einer Höhle aus Ästen und Blättern, in die man vom Weg aus nicht hereinschauen konnte.

Mein Zugang zur Blätterhöhle hatte auch Geräusche verursacht und ich hoffte, dass das wegen der Nachtgeräusche aus dem Wald unbemerkt geblieben war. In der Zwischenzeit wurde ich auf dem Hof vermisst und Paulchen, Julia und Emily machten sich gemeinsam mit Sandy und Fussel auf die Suche nach mir. Ich hörte in der Nähe lautes Rufen und erkannte die Stimmen von Emily, Julia und Paulchen, deshalb bekam ich wieder etwas Hoffnung. An der Stelle des Weges, wo mein Versteck lag, hörte ich plötzlich, wie Sandy laut bellte. Ich vermutete also, dass die dunkle Gestalt nicht mehr in der Nähe war und antwortete und versuchte gleichzeitig aus dem Versteck zu kommen, was nicht so einfach war. Mit ein paar Schrammen und Kletten im Fell gelang es mir schließlich, mich zu befreien. Das Messer hatte ich immer noch im Maul und so wurde ich von meinen Leuten entdeckt. Julia erkannte sofort, dass ich sehr aufgeregt war und beruhigte mich mit ihrer lieben Stimme so, dass es mir gleich besser ging. Die Freude war groß und „Mecker“ gab es diesmal auch nicht. Von der dunklen Gestalt war nichts mehr zu sehen. Paulchen nahm mir das Messer ab und betrachtete es nachdenklich. So etwas hatte er noch nie gesehen. Jetzt ging es nach Hause und alle wollten noch etwas schlafen und am nächsten Morgen sollte dann beschlossen werden, was wir mit dem Fund anfangen könnten. Allerdings spekulierten Fussel und ich, der ich von der dunklen Gestalt berichtet hatte, wo diese Figur denn wohl geblieben war. Wir wussten nicht, ob ich gesehen wurde und ob erkannt wurde, dass ich das Messer hatte.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück einigten sich Emily und Paulchen so, dass Paulchen weiter auf der Weide und am Zirkuswagen arbeiten würde und Emily sich über die Herkunft des Messers schlau machen sollte. Neben dem Bild mit der Faust und dem Totenkopf war darüber etwas auf den Griff geschrieben. Da stand in merkwürdiger Schrift:

Schwarze Faust - Deutsche Front – Totenkopfbrigade -

Wer oder was war die Schwarze Faust? Deutsche Front – Totenkopfbrigade –stellte für Emily einen Bezug zu Nazis her. Aus ihrem Geschichtsunterricht wusste sie, dass es mal so etwas wie eine Einheit der SS, einer Polizeitruppe der Nazis, die für ihre Grausamkeit bekannt war, gegeben hatte, die der Orden unter dem Totenkopf genannte wurde. Was hatte das alles zu bedeuten? Um Antworten zu finden, wurde von Emily erst mal das Internet befragt und mit Suchmaschinen nach dem Begriff der Schwarzen Faust gesucht. Alles, was Emily da fand, passte nicht zum Messer und eine schwarze Faust mit einem Totenkopf gab es gar nicht. Eigentlich müsste man die Polizei um Hilfe bitten. Vielleicht war man ja jetzt eher bereit, etwas zu unternehmen. Emily war fest davon überzeugt, dass das Messer etwas mit der Zerstörung ihres alten Bauwagens zu tun hatte. Bevor sie jedoch zur Polizei gehen würde, wollte sie lieber zunächst mit dem Bürgermeister reden und seinen Rat einholen.

Der Bürgermeister betrachtete das Messer lange und konnte sich auch nicht erklären, wie das alles zusammenhing. Handelte es sich hier um einen Spinner? War das ernst zu nehmen? Der Schaden am alten Bauwagen war jedenfalls sehr realistisch und wenn es einen Zusammenhang mit dem Messer gab, musste das ernst genommen werden. Der Bürgermeister entschied, dass er mit dem Dorfpolizisten reden müsste. Er wollte das selbst machen. Der Polizist hörte sich den Bürgermeister an und erklärte dann, dass es für den angerichteten Schaden bestimmt eine einfache Erklärung geben würde. Er hielt das alles für einen dummen Streich von jugendlichen Randalierern. Der Bürgermeister blieb hartnäckig und der Dorfpolizist war widerstrebend damit einverstanden, dass er einen Vermerk zu der Erzählung des Bürgermeisters schreiben und diesen dann an die Kriminalpolizei in der Stadt mit dem Messer weiter geben würde. Von dort würde man sich dann bestimmt wieder bei ihm melden.

Auf dem Hof war die Aufregung groß, denn es gab dort einen Brief ohne Absender, den Paulchen aus dem Briefkasten geholt hatte. Er war wieder in dieser komischen Schrift, wie auf dem Messer, geschrieben und in dem stand:

Wir wollen Euch hier nicht! Das deutsche Volk lebt nicht so, wie Ihr. Negerkinder gehören nach Afrika und haben in Deutschland kein Wohnrecht. Das mit dem Bauwagen war erst der Anfang. Wir kommen wieder!

Emily, Julia und Paulchen waren total aufgeregt und fühlten sich bedroht. Wir spürten ganz deutlich, dass Emily, Julia und Paulchen jetzt wirklich Angst hatten. Wir konnten die Angst riechen.

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