Читать книгу Geschichten aus dem Murkelland - Detlef Lindemann - Страница 16

Оглавление

Karlchen: „Heini und ich bekommen ein richtiges Problem.“

Else und Emily waren der Meinung, dass Heini und ich vorsichtig versuchen sollten, etwas über den ehemaligen Pferdehalter herauszubekommen und uns mal in der Nähe des alten Hofes umsehen sollten, der zu Fuß in einer ¾ Stunde vom Haus des Pastors aus zu erreichen war. Heini fand das gut, weil er ja erst in ein paar Tagen ins Krankenhaus zu Mario durfte. Else sagte uns, bevor wir dann aufbrachen, dass wir sehr vorsichtig sein müssten.

Heini und ich machten uns also auf den Weg. Heini erzählte mir, um sich mal wieder von seinen Sorgen um Mario abzulenken, dass er zwar nicht an Gott glauben würde, er aber davon überzeugt wäre, dass es das Land hinter der Regenbogenbrücke wirklich geben würde. Ich hatte natürlich keine Ahnung, was Heini damit meinte. Wenn ein Tier stirbt, so erklärte mir Heini, dann geht es über die Regenbogenbrücke und kommt in ein Land, in dem es wunderschön ist. Dort gibt es grüne Wiesen und viele andere Tiere. Hier lebten alle friedlich miteinander. Jeder hätte genug zu essen und zu trinken. Es gäbe keine Not. Alle würden miteinander spielen und fröhlich sein. Wenn ein Mensch sterben würde, der vorher ein Tier z.B. einen Hund hatte, dann würde auch er über die Regenbrücke kommen und seinen Hund dort wieder treffen und bis ans Ende aller Zeiten wären alle glücklich. Alle alten Freunde und Geschwister würden sich dort treffen. Er sagte dann auch, dass es dort bestimmt keinen stören würde, dass er schwul wäre. Eines schönen Tages könnte er mit seinem Partner und mit mir bestimmt sehr glücklich sein. Ich glaubte Heini sofort und freute mich darauf, dass ich irgendwann meine Geschwister und meine Mutter wieder sehen würde. Wir wären dann alle mit Heini und Mario zusammen und alles wäre wunderschön. Ich hatte schon gemerkt, wenn ich mit Heini unterwegs war, dann verging die Zeit rasend schnell. Wir sahen vor uns jetzt ein Gehöft, das, wie von Else beschrieben, nur der Hof sein konnte, wo so viele Tiere gelitten hatten. Aber Heini und mir flogen fast die Augen aus dem Kopf. Hier waren wieder Pferde auf der Weide, die gar nicht gut aussahen. Die Pferde wirkten, als hätten sie lange nichts zu fressen bekommen. Sie sahen abgemagert und total verwahrlost aus. Der Hufschmied hatte die Tiere mit Sicherheit schon länger als ein Jahr nicht mehr gesehen. Ein Pferd lag völlig reglos auf der verdreckten Weide. In der Nähe des Hofes konnten wir von unserem Standort aus erkennen, war ein Zeltlager. Wir trauten uns nicht dicht an den Hof und das Zeltlager heran. Wir konnten aber eine Fahne an einem Mast erkennen, auf der eine schwarze Faust mit einem Totenkopf abgebildet war. Wir waren uns sicher, dass wir die Friedhofschänder gefunden hatten. Aber was nun?

Plötzlich hörten wir hinter uns ein Geräusch und ein kleiner, dicker Mann erschien mit zwei düsteren Gestalten in seiner Begleitung und auf der anderen Seite des Weges kamen uns noch zwei üble Typen entgegen. Wir hatten keine Möglichkeit abzuhauen, da rechts und links von uns eine Dornenhecke war, die wir gemeinsam so schnell nicht überwinden konnten. Natürlich wäre mir das ohne Heini gelungen, aber dann hätte ich Heini allein lassen müssen, was für mich auf keinen Fall in Frage kam.

Der kleine Dicke befahl den anderen, uns mitzunehmen. Heini und ich waren ratlos. Wir wussten nicht, was jetzt mit uns passieren würde. Heini und ich hatten plötzlich nur noch Angst. Was würde die Bande mit uns anstellen? Würden wir jemals wieder hier herauskommen? Wir versuchten beide cool und locker zu sein, obwohl wir das ganz bestimmt nicht waren.

Geschichten aus dem Murkelland

Подняться наверх