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Murkel: „Die Spur der schwarzen Faust.“

Auf der Weide waren die Aufräumarbeiten noch lange nicht beendet. Von der Inneneinrichtung des Bauwagens konnte noch einiges gerettet werden. Der Bauwagen selbst war so beschädigt, dass nur noch die Entsorgung auf dem Schrottplatz übrig blieb. Paulchen konnte jedoch von einem Bauern einen alten Zirkuswagen für 300 € bekommen. Hier musste das Dach neu gemacht und an den Außenwänden viele Reparaturarbeiten ausgeführt werden. Der ganze Wagen musste neu gestrichen werden. Mit Material und Farbe waren zusammen ungefähr nur 500 € zu investieren, weil Paulchen viele Dinge, die er für die Reparaturen brauchte, noch hatte und den größten Teil der Arbeiten selbst erledigen wollte. Lediglich für die Reparatur des Daches würde er die Hilfe eines Freundes benötigen. Paulchen ärgerte sich auf der einen Seite über die Ausgaben, die nicht hätten sein müssen. Auf der anderen Seite freute er sich auch auf den Zirkuswagen, weil der, wenn er dann fertig wäre, ein Schmuckstück werden würde. Bei den Aufräumarbeiten hatte sich Emily an einer kaputten Flasche die Hand aufgeschnitten und musste zum Arzt, der die Wunde mit mehreren Stichen genäht hat. Meine Freunde und ich durften nicht auf die Weide, da wir uns ebenfalls hätten verletzen können. Es war strikt verboten. Natürlich ist das mit Verboten so eine Sache. Meistens wird es dann erst richtig interessant, dagegen zu verstoßen. Wir wollten selbst sehen, was da los war. Bisher hatten wir nur gehört, wie sich Emily, Paulchen und Julia über diese Sauerei auf der Weide ausgetauscht haben. Wir Hunde hatten nicht wirklich die Chance, uns den Schaden anzusehen und zu schauen, ob wir irgendeine Spur finden könnten. Mit der Polizei hat es Gespräche gegeben und dabei wurde dann sehr heftig darüber gestritten, ob so ein Bauwagen auf einer Weide stehen darf oder nicht. Für die Verfolgung der Randalierer hätte man keine Zeit, man müsste sich um andere Dinge kümmern, erklärte uns der Polizist aus dem Dorf. Die Versicherung beschäftigte sich ebenfalls mit der Frage der Zulässigkeit des Standortes eines Bauwagens auf der Weide und mit einer Entschädigung könne keinesfalls gerechnet werden. Unser Bürgermeister hat uns geholfen und nachträglich das Aufstellen eines Bau- oder Zirkuswagens genehmigt. Jetzt war es aber so, dass die Versicherung nichts zahlen wollte, weil die Genehmigung ja erst nachträglich ausgestellt war. Es hat also vorher keine Erlaubnis zur Aufstellung des Bauwagens gegeben und deshalb müsse sie nichts zahlen. Basta! Kurz und gut, der Schaden wurde nicht ersetzt. Beim Weidentor war es so, dass Paulchen das Tor selbst gebaut hatte und auch noch Material für ein neues Tor hatte. Es war ihm zu blöd, sich mit der Versicherung über einen möglichen Schadensersatz auseinander zu setzen. Die Erstattung der Arztkosten für Emily wurde von der Krankenkasse nicht in Frage gestellt. Also unter dem Strich viel Arbeit, 500 € Miese und Emily konnte vorübergehend eine Hand nicht richtig benutzen. Meine Freunde und ich wollten jetzt wenigstens versuchen, herauszukriegen, wer der oder die Übeltäter waren. Joschi war der Überzeugung, dass nur Nanu für diesen Auftrag in Frage kam. Nanu war ein guter Schleicher und kannte alle Möglichkeiten, unerkannt Dinge zu erforschen. Er war als Einzelgänger häufig allein unterwegs. Nanu war als kleiner Kater auf den Hof gekommen und plötzlich da. Es war für ihn selbstverständlich, dass er bleiben würde. Als Emily ihn das erste Mal sah, sagte sie, nanu, wer bist denn du und so ist Nanu zu seinem Namen gekommen. Nanu machte sich also abends auf Spurensuche. Es war in der Umgebung des alten Bauwagens unheimlich und auch noch gefährlich, weil noch nicht alle Glassplitter beseitigt waren. Nanu konnte sich aber trotz der Dunkelheit, wie es alle Katzen können, gut orientieren und fing mit der Spurensuche an. Er fand weder am Bauwagen, noch in der Nähe irgendetwas, das auf die Randalierer hingewiesen hätte. Der Müll gab nichts her. Die Nazisymbole allein halfen auch nicht weiter. An der Stelle mit dem größten Schaden konnte er absolut nichts finden. Völlig enttäuscht wanderte Nanu zurück zu Gehöft. Er kam dabei am neuen Weidentor vorbei. Auf dem Weg davor lag ein dunkler Gegenstand, den Nanu vorher nicht gesehen hatte. Der Gegenstand wurde sichtbar, weil jetzt ein heftiger Wind wehte, der einen Ast zur Seite bog und darunter lag dieser Gegenstand. Es war ein Messer auf dessen Griff etwas geschrieben stand. Darüber war in einer schwarzen Faust ein weißer Totenkopf abgebildet. So ein Messer gab es auf dem Hof nicht und Bauern und Besucher des Hofes hatten so etwas bestimmt auch nicht. Das Ding roch irgendwie komisch. Nanu marschierte also zu Joschi, um sich mit ihm über den Fund zu beraten. Eins war für Joschi sofort klar: wir mussten Emily und Paulchen das Messer zeigen. Für diesen Job bekam ich den Auftrag, das Messer auf den Platz mit dem Bauwagen zu legen, weil es für Nanu zu schwer war, das Messer zu transportieren. Nachts ist bei uns immer das Schlafzimmerfenster offen und meine Freundin Fussel und ich nutzten das offene Fenster oft, um Lärm zu schlagen, wenn wir mitbekamen, dass sich Menschen oder Tiere dem Hof näherten. Wir machten also in dieser Nacht mal wieder richtig Lärm und ich entschwand in Richtung Messer. Kaum hatte ich die von Nanu beschriebene Stelle erreicht, da merkte ich, dass in unmittelbarer Nähe eine Schwarze Gestalt mit einer Taschenlampe unterwegs war. Offensichtlich suchte diese Gestalt etwas. Mir wurde ganz komisch und ich bekam auch etwas Angst. Eigentlich hätte ich bellen wollen und so Hilfe herbeiholen, aber es war wohl besser, im wahrsten Sinne des Wortes, die Schnauze zu halten. Ich schnappte mir das Messer und drückte mich etwas tiefer ins Gebüsch und versuchte, ganz leise zu sein. Hoffentlich entdeckt mich die schwarze Gestalt nicht, waren meine Gedanken, als mich plötzlich das Licht einer Taschenlampe blendete.

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