Читать книгу Geschichten aus dem Murkelland - Detlef Lindemann - Страница 12
ОглавлениеKarlchen: „Heini, Mario und ich müssen flüchten, was für Mario schreckliche Folgen hat.“
Ob die Gestalt uns erkannt hatte, wussten wir nicht. Wir drehten uns sofort um und Heini flüsterte uns zu, dass wir jetzt alle die Beine in die Hand nehmen müssten. Mario machte den Vorschlag, dass wir uns trennen sollten, weil sich dann unsere Verfolger ebenfalls trennen müssten oder alle nur einen Teil von uns verfolgen würden. Gesagt getan, wir düsten rasend schnell in verschiedene Richtungen los. Heini blieb mit mir zusammen und Mario lief in die entgegen gesetzte Richtung allein davon. Wir wollten uns dann am Ende alle an der Kirche wieder treffen. Durch unsere plötzliche Flucht wurden aber die Gestalten auf dem Friedhof erst richtig auf uns aufmerksam und eine wilde Verfolgungsjagd begann. Tatsächlich teilten sich die Randalierer in zwei Gruppen auf und verfolgten uns getrennt. Heini kannte sich in der Gegend ganz gut aus und konnte mit mir dadurch über Schleichwege entwischen. Völlig außer Atem versteckten wir uns in einem Hauseingang hinter Mülltonnen. Jetzt hörten wir auch schon unsere Verfolger immer näher kommen. Die Gestalten brüllten: „Penner komm aus deinem Versteck, wir erwischen dich so oder so. Deutsche sind sauber und ordentlich. Für Abschaum, wie Dich, ist kein Platz in Deutschland.“ Sie kamen aber nicht auf die Idee, in dem Hauseingang hinter den Mülltonnen nach uns zu suchen. Wir liefen vorsichtig, nachdem die Gruppe der dunklen Gestalten nicht mehr zu sehen war, zurück zur Kirche. Dort ankommen war von Mario nichts zu sehen. Wir dachten, dass er bestimmt bald kommen würde. Nach einer längeren Wartezeit fingen wir an, uns Sorgen zu machen.
Wir machten uns dann vorsichtig auf die Suche nach unserem Freund. Endlich fanden wir ihn auf der Straße liegend. Sein Gesicht war mit Blut verschmiert und er bewegte sich nicht. Heini sprach ihn an und bekam keine Antwort. Zu unserem Glück kam eine Gruppe Jugendlicher, die offensichtlich etwas betrunken waren, auf uns zugelaufen. Heini erzählte, dass wir Hilfe bräuchten und bat die Jugendlichen, die alle ein Handy hatten, einen Krankenwagen zu rufen und den Pastor zu benachrichtigen. Als die Jugendlichen begriffen hatten, was passiert war, reagierten sie schnell und riefen den Krankenwagen und telefonierten mit dem Pastor, den einige von ihnen aus dem Konfirmandenunterricht kannten. Einer der Jugendlichen kümmerte sich besonders intensiv um Mario. Zunächst beugte er sich über unseren Freund, um festzustellen, ob Mario ausreichend atmen konnte, um nicht ersticken zu müssen. Danach sorgte er dafür, dass Marios Lage nicht verändert wurde, da er befürchtete, dass sich mögliche Verletzungen dadurch unter Umständen verschlimmern würden. Später zeigte sich, dass durch die Umsicht von Max, wie der Jugendliche von seinen Freunden genannt wurde, Marios Leben gerettet wurde. Der Pastor und der Krankenwagen waren fast zur gleichen Zeit bei uns. Mario wurde mit einer Trage im Krankenwagen verstaut und der Pastor fuhr mit. Heini und mich wollten die Sanitäter auf keinen Fall mitnehmen, was Heini sehr traurig machte. Der Pastor versicherte, dass er Heini über den Zustand von seinem Freund, so schnell es ging, informieren würde. Heini war anzumerken, dass er große Angst um seinen Freund hatte. Würde Mario die Verletzungen überleben? Das war die Frage, die er sich stellte, aber nicht auszusprechen wagte.