Читать книгу Von der Weisheit und vom Brauchtum unserer bäuerlichen Vorfahren - Dieter Kremp - Страница 39

Als der „Grombierekewwer“ noch von Schulklassen auf den Kartoffelkäfern abgesammelt wurde.

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Der 9. Juni 1938 war ein denkwürdiger Tag in Hoof im Ostertal. Da erscheint die erste Fundmeldung über den Kartoffelkäfer auf der Gemarkung Hoof. Es heißt in der Schulchronik in Hoof: „An dem außerordentlich bekannten Kartoffelkäfersuchtag beteiligte sich auch unsere Schule. Die Suchzeit war auf den Vormittag festgesetzt und dauerte von 7 bis 9 Uhr. Die ausgefallenen Stunden wurden am gleichen Tage nachmittags nachgeholt. Drei Schüler fanden den Käfer, der staunend betrachtet wurde.“

Doch schon am 19. Juni 1934 erschien in der Hoofer Schulchronik zum erstenmal eine Eintragung über eine Kartoffelkäfersuche: „81 Schüler der Jahrgänge vier bis sieben unter Schulamtsbewerber Gilcher suchten Kartoffelfelder ab. Ergebnis: Keine Funde!“ Ein Jahr später, am 18. September 1935, erscheint eine Notiz im Schultagebuch: „Auf die Gefahr des Kartoffelkäfers hingewiesen!“ Im Juni und Juli 1936 fanden Feldbegehungen mit Absuchen der Kartoffelfelder statt, doch wurden damals noch keine Käfer gefunden.

Bei allen Einbrüchen des Käfers in Mitteleuropa wurde er erfolgreich bekämpft. Befallene Kartoffelfelder wurden mit Petroleum übergossen und alle Pflanzen restlos verbrannt. Doch 1922 fasste der Schädling endgültig Fuß auf dem europäischen Festland. Er trat bei Bordeaux in Westfrankreich bereits in einem Ausmaß auf, das seine restlose Vernichtung praktisch unmöglich machte. Von da an eroberte der Kartoffelkäfer in 15 Jahren ganz Frankreich. Um ein Übergreifen auf Deutschland zu verhindern, setzte man 1935 an der deutschen Westgrenze den Kartoffelüberwachungs- und – abwehrdienst ein. In zwölf von deutschen Gemeinden befiel er in jenem Jahr 18 Kartoffeläcker.

Seinen Erfolgszug hat der Kartoffelkäfer seiner Signalfarbe und einem übelriechenden Sekret, das er bei Gefahr ausscheidet, zu verdanken. Zudem hatte sich die heimische Vogelwelt noch nicht auf den Fremdling eingestellt. Ich erinnere mich, wie ich als kleiner Junge in den Jahren kurz nach dem Krieg mit unserer Schulklasse „Grombierefelder“ absuchte, um damit dem gehassten Schädling den Garaus zu machen. „Grombiere“ kommt von „Grundbirnen“, wie die Kartoffel nach ihrem ersten Anbau im Jahre 1650 in Deutschland noch genannt wurde. Und der Kartoffelkäfer war dann später eben der „Grombierekewwer“.

Wir Schüler gingen in Reih und Glied nebeneinander die Furchen des Kartoffelackers ab, schauten genau auf und unter die Blätter, um den gefräßigen Schädling zu finden. Jeder von uns hatte eine kleine Dose in der Hand, worin die Käfer und ihre Larven gesammelt wurden. Waren wir am Ende des Feldes angelangt, dann machte unser Lehrer ein Feuer, übergoss es mit Öl, und die Käfer wurden verbrannt.

Ich weiß auch noch, welche Mär die Nazi-Propaganda in den Kriegsjahren verbreitete. Demnach hätten die Amis aus ihren Flugzeugen die Käfer auf die Kartoffeläcker abgeworfen. Das war natürlich nicht war. Ganz schlimm war es dann, als in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts das erste chemische Schädlingsbekämpfungsmittel auf den Markt kam. Es war ein hochgiftiges weißes Puder, das wir auch in den Garten auf die Kartoffelbeete streuten. Aber wir wussten das ja noch nicht. Wenn wir dann im Herbst die Kartoffeln aßen, schmeckten sie ganz unangenehm nach dem Pudergift.

Übrigens erscheint in einer Notiz in der Pfarrchronik in Niederkirchen im Ostertal, dass die „Grundbirnen“ erst 1731 bei uns hier angebaut wurden.

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