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Marcel Rözer, „zu Tränen gerührt“

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Der niederländische Journalist Marcel Rözer (Jahrgang 1959) gehörte zu den Mitbegründern des heute nicht mehr existierenden „alternativen“ Fußballmagazins „JOHAN“. Zudem ist er Autor von Fußballbüchern, für die er bereits zwei Literaturpreise erhielt, darunter eine vergleichende Biografie über Franz Beckenbauer und Johan Cruyff sowie den Familien der berühmten Kicker: „Beckenbauer & Cruijff. De Keizer en de Verlosser“ (Beckenbauer und Cruyff: Der Kaiser und der Erlöser). Ein Buch, das sich wie ein Roman liest. Als Rözer es im Amsterdamer Olympiastadion vorstellte, kam auch Franz Beckenbauer mit seinem Bruder Walter angereist. Johan Cruyff war nicht zugegen.

Wir treffen uns im Bistro „Lux“ im Herzen Nijmwegens. Marcel Rözer zieht die Provinz Amsterdam vor. Die Metropole, einst Hort der Liberalität und Mekka der Jugendbewegung, sei eng und aggressiv geworden. Er schwärmt von Berlin und der dort herrschenden Aufbruchstimmung.

Für Rözer ist der niederländische Fußball ohne Cruyff undenkbar. „Ohne ihn wäre unser Fußball nie zu dem geworden, was er heute ist. Cruyffs Beitrag ist unglaublich. Manchmal gibt es Sportler, die über ihrem Sport stehen. Cruyff war so einer. Ihm ist es immer auch um die Schönheit gegangen, die Schönheit des Spiels. Schönheit war ihm immer wichtiger als das Resultat. Als Fußballspieler war er nie gemein und hart. Und eine völlig unabhängige Person. Cruyff war das, was ihr in Deutschland einen 68er nennt.“

Cruyff sei der einzige Spieler gewesen, der ihn einmal zu Tränen gerührt habe: „Das war bei seinem ersten Tor nach seiner Rückkehr zu Ajax. Am 6. Dezember 1981 spielte Ajax gegen Haarlem. Trotz des enormen Drucks erzielte Cruyff ein geniales Tor.“

Rözer teilt Cruyffs Unbehagen über das Auftreten der Elftal beim WM-Turnier 2010. Vor allem im Finale gegen Spanien beschlich ihn „ein komisches Gefühl. Ich habe mir gesagt: Wenn sie gewinnen, dann werde ich feiern. Ja. Einmal Weltmeister! Aber eine innere Stimme hat mir auch gesagt: Da ist etwas nicht in Ordnung.“ In der Vergangenheit sei das Motto der Niederländer gewesen: „Wir machen es nicht für den Sieg – wir machen die Welt etwas schöner. Aber dieses Denken war in Südafrika komplett weggeblasen.“ Die Abkehr vom „schönen Fußball“ habe 1988 begonnen: „1988 war unser Befreiungstag von euch Deutschen. Aber es ist auch etwas Komisches mit uns passiert. Nun ging es nicht mehr um Fußball, es ging um ein Erlebnis.“

Johan Cruyff sei ein „sehr sozialer Mann“. Aber er sei auch „zänkisch“, was auch für seine Herkunftsfamilie gelte. Zwischen den Brüdern Johan und Henny Cruyff ist zum Zeitpunkt unseres Gesprächs das Tischtuch komplett zerschnitten. Henny Cruyff hat Rözer bei seinem Buch über den „Kaiser“ und den „Erlöser“ geholfen – wie auch Walter Beckenbauer.

Cruyff habe nie die Furcht gehabt, dass seine Ideen nicht funktionieren. „Er hat immer ein großes Selbstvertrauen besessen. Und die Macht und den Willen, die Dinge in seinem Sinne zu gestalten.“ Aber Cruyff habe sich auch immer um die Übernahme von Verantwortung gedrückt. Vielleicht auch, weil er sich nicht sicher war, die Dinge ganz in seinem Sinne gestalten zu können?

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Der König und sein Spiel

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