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Vic Buckingham

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Dies gilt auch für Reynolds Nachfolger bei Ajax, den 1959 verpflichteten Engländer Vic Buckingham. Das von Reynolds geprägte Ajax ist die richtige Adresse für den technikorientierten Buckingham, der nun die Vorstellungen seines Landsmannes um weitere Elemente in Richtung des „Fußball total“ weiterentwickelt: kollektiven Ballbesitz, Kurzpass, schnelle Weitergabe des Balles. Mit kurzen und nach der Ballannahme sofort gespielten Pässen soll das Mittelfeld schnell überbrückt und am Gegner vorbeigespielt werden. Nach der Ballabgabe hat der Spieler in einen neuen Raum hineinzulaufen, um erneut anspielbar zu sein.

Von den langen Bällen, die in seiner Heimat üblicherweise gespielt werden, hält Buckingham nichts. Denn lange Bälle landen häufig beim Gegner und kommen somit zurück. Buckingham 1993 in einem Interview mit David Winner: „Lange Bälle sind zu riskant. Meistens zahlt sich intelligente Technik aus. Wenn man den Ball hat, soll man ihn behalten. Dann kann der Gegner kein Tor erzielen…“ (Für Johan Cruyff wird das später – zumal als Trainer – zur Maxime. Und eines der bekanntesten Cruyff-Zitate lautet: „Wenn wir den Ball haben, können die anderen kein Tor schießen.“)

Auch Vic Buckingham profitiert davon, dass den Niederländern das „Gewinnen um jeden Preis“ eher fremd ist: „Der holländische Fußball war gut, nicht diese grobe Gewinnen-müssen-Mentalität. Sie hatten eine andere Technik, einen anderen Intellekt, sie spielten richtig Fußball. Das hatten sie nicht von mir, es war schon vorhanden und wartete nur darauf, geweckt zu werden. (…) Es ging lediglich darum, ihnen zu erklären, dass sie den Ball mehr in den eigenen Reihen halten sollten. Ich war schon immer der Ansicht, dass Ballbesitz neun Zehntel des Spiels ausmacht, und Ajax’ Spiel war auf Ballbesitz angelegt. (…) Ich habe sie beeinflusst, aber dann sind sie weitergegangen und haben von sich aus Sachen gemacht, die mich entzückt haben. So bewegten sie sich etwa als Pärchen auf der linken Außenbahn vorwärts, passten den Ball hin und her – einfach peng-peng (gemeint ist wohl, was man heute „one touch“-Fußball nennt, Anm. d. Autors) – über 30 Meter, spielten zu zweit drei Verteidiger aus und schufen einen riesigen freien Raum.“

Auf Buckingham folgt 1961 mit Keith Spurgeon ein weiterer Engländer. Bei Ajax wechseln nun die Trainer jährlich. Spurgeon wird vom Österreicher Joseph Gruber beerbt, der wiederum vom Engländer Jack Rowley abgelöst wird, bevor noch einmal Buckingham die Verantwortung übernimmt. Dieser hat nach seinem ersten Ajax-Engagement u. a. Sheffield Wednesday trainiert, kehrt aber der Heimat frustriert den Rücken, nachdem drei seiner Spieler der Spielmanipulation überführt wurden.

Buckinghams zweite Amtszeit bei Ajax endet im Januar 1965, dann wird er vom Niederländer Rinus Michels abgelöst. Buckingham findet sofort eine neue Beschäftigung beim FC Fulham.

Buckingham, der als eigentlicher Entdecker von Johan Cruyff gelten kann, ist heute in England weitgehend vergessen. Auf dem Kontinent coachte der Engländer nicht nur Ajax, sondern in der Saison 1970/71 auch den FC Barcelona, wo sein Nachfolger erneut Rinus Michels heißt.

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