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„Urväter“ des „holländischen Spiels“: Jimmy Hogan…

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Dordrecht ist eine knapp 120.000 Einwohner zählende Stadt und Gemeinde in der niederländischen Provinz Südholland. Um die Stadt herum teilt sich der Rheinarm Beneden Merwede in den Kanal Noord, die Oude Maas und den Dordtse Kil. Schon 1220 erhielt Dordrecht seine Stadtrechte und ist damit die älteste Stadt im ehemaligen Holland. Am 15. Juli 1572 war Dordrecht Ausgangspunkt des niederländischen Unabhängigkeitskampfes, als im Gebäude „Het Hof“ Repräsentanten der meisten Stände der Niederlande zusammenkamen, Wilhelm von Oranien zu ihrem Führer kürten und ihre Unabhängigkeit von Spanien erklärten.

338 Jahre später ist Dordrecht Ausgangspunkt des niederländischen Passspiels.

1910 bemüht sich der 1883 gegründete FC Dordrecht um einen englischen Lehrmeister. Es bewirbt sich der 28-jährige Jimmy Hogan, Sohn eines irisch-katholischen Fabrikarbeiters aus Nelson in der bereits erwähnten Grafschaft Lancashire. Hogan kennt Dordrecht. Ein Jahr zuvor hat sein Klub, Swindon Town, eine Kontinentaltour unternommen und dabei auch in Dordrecht vorgespielt. Der Ex-Profi Hogan ist ein Novize im Trainergewerbe und verfügt über keinerlei Übungsleiter-Erfahrungen. Doch der FC Dordrecht ist nur Hogans erste Station auf dem Kontinent, dessen Fußball er nun wesentlich beeinflussen wird. (Hogan ist nicht die einzige Trainerlegende, die beim FC Dordrecht arbeitet. Der Klub ist 1939 bis 1942 die letzte Station des Ungarn Arpád Weisz, der 1930 34-jährig Inter Mailand zur Landesmeisterschaft geführt hat und bis heute der jüngste Meistertrainer in der Geschichte der Serie A ist. Im August 1942 wird der Jude Weisz von den deutschen Besatzern verhaftet und ins Durchgangslager Westerbork verschleppt. Wenige Wochen später wird Weisz nach Auschwitz deportiert und dort im Januar 1944 ermordet.)

Schon in Dordrecht zeigt sich, wofür Jimmy Hogan später Berühmtheit erlangen wird. Der Trainer legt allerhöchsten Wert auf Ballkontrolle und Passgenauigkeit. Er ist zwar Engländer, aber kein Vertreter der englischen Fußballphilosophie. Vielmehr neigt Hogan, wie viele andere englische Entwicklungshelfer auf dem Kontinent, eher zur schottischen Schule. Schottland ist das Geburtsland des Kurzpassspiels, was auch mit den dortigen Boden- und Wetterverhältnissen zu tun hat.

Bald wird der niederländische Verband auf Hogan aufmerksam und verpflichtet ihn für das bereits erwähnte Länderspiel gegen die Deutschen in Kleve. Fußballgeschichte schreibt Jimmy Hogan allerdings vor allem in Budapest und Wien. In Budapest betreut er MTK (1916-18, 1925-28), das zeitweise beste Team auf dem Kontinent. 1932/33 unterstützt er Hugo Meisl vor Spielen des österreichischen „Wunderteams“ gegen England und Schottland. In Deutschland, wo man ihn vor dem Ersten Weltkrieg als Verbandstrainer verpflichten wollte, trainiert er vier Jahre den Dresdner SC.

Hogan zählt heute zu den wichtigsten Pionieren des kontinental-europäischen Fußballstils. Gusztáv Sebes, der Trainer des ungarischen „Wunderteams“ der Jahre 1950 bis 1954, erzählt später: „Er brachte uns alles bei, was wir über Fußball wissen müssen.“

Der König und sein Spiel

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