Читать книгу Essentielle Schriften - Dionysius Areopagita - Страница 24
§ 4.
ОглавлениеAber ich denke, wir müssen weiter ausholen und die ganz vollkommene Weise der göttlichen Einigung und Geschiedenheit auseinandersetzen, damit uns die volle Darstellung klar vor Augen stehe, alles unbestimmt Schillernde und Undeutliche vermeidend und das Charakteristische wohlgeschieden, deutlich und gut geordnet nach Kräften feststellend. Denn, wie ich schon andernorts gesagt habe, bezeichnen die Hieromysten unserer theologischen Überlieferung als die göttlichen Einigungen die geheimen und nicht heraustretenden überhohen Höhen der überunaussprechlichen und überunerkennbaren Stetigkeit. Geschiedenheiten nennen sie dagegen die wohltätigen Ausgänge und Offenbarungen der Urgottheit. Im Anschluß an die heiligen Schriften reden sie auch von Eigentümlichkeiten der erwähnten Einigung und daß hinwieder die Geschiedenheit besondere Einigungen und Geschiedenheiten besitze. So ist z. B. in der fürwahr göttlichen Einigung der überwesentlichen Gottheit die überwesentliche Existenz, die übergöttliche Gottheit, die übergute Güte mit der ureinen Trias geeint und ihr gemeinsam, ferner die über alles erhabene Selbstgleichheit der ganzen, alles überragenden eigentümlichen Natur, die über jedes Einheitsprinzip erhabene Einheit, das Unaussprechliche, das Vielnamige, die Unerkennbarkeit, das Allerkennbare, die Bejahung von allem, die Verneinung von allem, die Erhabenheit über jegliche Bejahung und jegliche Verneinung, wenn man so sagen darf, das Verbleiben und Ruhen der ureinheitlichen Hypostasen ineinander,52 vollkommen übergeeint und in keinem Teile vermischt, gleichwie die Lichter von Lampen (um sinnfällige und naheliegende Beispiele zu gebrauchen) in einem Raume ganz und gar ineinander sind und doch ihre lautere und klare, eigentümlich bestehende Geschiedenheit voneinander haben, geeint in der Geschiedenheit und in der Einheit geschieden. Sehen wir doch auch, wenn in einem Hause viele Lampen sind, daß die Lichter von allen in ein Licht vereinigt sind und daß sie einen ungeschiedenen Glanz ausstrahlen. Niemand, denke ich, dürfte da imstande sein, das Licht von der einen Lampe von den andern aus der alle Lichter umfangenden Luft auszusondern und das eine ohne das andere zu sehen, da alle ganz im Ganzen ohne Vermischung ineinander sind.53
Wenn einer auch eine der Lampen aus dem Gemache trüge, so wird auch das betreffende Licht ganz mit hinausgehen, ohne irgend etwas von den übrigen Lichtern mitfortzunehmen oder von dem Seinigen etwas zurückzulassen. Denn es war, was ich eben sagte, ihre vollkommene totale Einigung durchaus unvermischt und in keinem Teile zusammengemengt. Und das traf tatsächlich zu bei einem Körper, nämlich der Luft, und bei dem an das materielle Feuer gebundenen Lichte. Deshalb sagen wir denn, daß die überwesentliche Einigung hoch erhaben sei nicht bloß über die Einigungen von Körpern, sondern auch über die der Seelen selbst und sogar über die Einigungen unter den Geistern. Denn diese, die gottähnlichen und überweltlichen Lichter, besitzen diese Einigungen unvermischt und überweltlich ganz und allzumal gemäß der Teilnahme, welche den Teilnehmern an der über alles erhabenen Einigung angemessen ist.