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§ 10.
ОглавлениеWorte des heiligsten Hierotheus aus den „theologischen Grundlehren“.
Die Ursache von allem, die auch alles erfüllt, ist die Gottheit Jesu.66 Sie erhält die Teile im Einklang mit dem Ganzen, sie ist selbst weder Teil noch Ganzes und doch wieder Ganzes und Teil, da sie das ganze Weltall, Teil und Ganzes, in sich beschlossen hält im Überbesitz und Vorausbesitz. Sie ist vollkommen in den unvollkommenen Dingen als Urvollkommenheit, unvollkommen aber in den vollkommenen, weil übervollkommen und vorausvollkommen. Sie ist gestaltgebende Gestalt in den ungestalteten Dingen als Urgestalt, gestaltlos dagegen in den Gestalten, weil über jeder Gestalt; sie ist die in alle Wesenheiten makellos eintretende Wesenheit und doch als überwesentlich über jeder Wesenheit hinausliegend. Sie grenzt alle Prinzipien und Ordnungen ab und ist zugleich über jedes Prinzip und jede Ordnung erhaben. Sie ist das Maß für das Seiende und die Zeit, selbst aber überzeitlich und vorzeitlich. Sie ist Fülle in dem Leeren und Überfülle in dem Vollen, unaussprechlich, unsagbar, Vernunft, Leben und Wesen übersteigend. Auf übernatürliche Weise besitzt sie das Übernatürliche, auf überwesentliche Weise das Überwesentliche. Nachdem sie daher aus Liebe gegen die Menschen zu unserer Natur sich herabgelassen und wahrhaftig unsere Wesenheit angenommen, und nachdem der Übergöttliche als Mensch sich erzeigt hat (mögen die von uns gefeierten Geheimnisse, die Verstand und Wort übersteigen, uns zum Segen gereichen), so eignet Jesus auch hierin das Übernatürliche und Überwesentliche, nicht nur insofern er unverändert und unvermischt67 sich mit uns in Gemeinschaft setzte, ohne durch seine unaussprechliche Selbstentäußerung irgendeine Einbuße seiner Überfülle zu erleiden, sondern auch deshalb, weil er — das größte Wunder aller Wunder — in unserer physischen Natur überphysisch war, in dem, was unseres Wesens ist, überwesentlich, da er all das Unsere aus uns mehr als wir im Übermaße besaß.68