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4.2.2.1Katholizität bei Johannes Calvin

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Johannes Calvins ekklesiologisches Denken ist wie das von Luther von einer Entwicklung geprägt.155 Aus christologischen und heilsökonomischen Gründen verschiebt er – durch die Prädestinationslehre bedingt, die das theologische Fundament seines Katholizitätsverständnisses bildet – die Katholizität der Kirche zunächst in den Bereich der nicht sichtbaren Kirche und versteht sie rein attributiv. Bei ihm ist die Katholizität kein empirischer, sondern ein theologisch-normativer Begriff. Dementsprechend formt Calvin ein rein geistliches Verständnis der Katholizität, was die Frage nach der Orthodoxie deutlich in den Hintergrund treten lässt.156

Fundament der Katholizität der Kirche (sanctorum communio, populus electorum Dei) ist nach Auffassung Calvins deren verborgene Erwählung durch Gott, die dem Menschen an sich nicht evident ist. „Dem Glaubenden wird allerdings das Vorhandensein dieser Versammlung der Erwählten zur unbezweifelbaren Gewissheit, wenn er im Vorgang des Zum-Glauben-Kommens sich selber als Erwählten erkennt und den in Gottes Wort offenbarten Willen gläubig erkennt und auf sich appliziert.“157 Der Prozess des Gläubigwerdens vollzieht sich mit Blick auf Christus im Heiligen Geist und offenbart sich in Wort und Sakrament in der konkreten Gemeinde. Damit aber erweist sich die sichtbare Kirche „als bevorzugtes Mittel zur Weitergabe des Heils, als ‚sichtbar dienende Mutter’“158. Diese heilsmittlerische Funktion erreicht die Kirche nur, so Calvin, wenn sie auch eine erfahrbare Einheit bildet: „Deshalb heißt die Kirche ‚katholisch’ oder ‚allgemein’; denn man könnte nicht zwei oder drei ‚Kirchen’ finden, ohne dass damit Christus in Stücke gerissen würde – und das kann doch nicht geschehen“159. Als katholische Kirche versteht er „die Gesamtheit der Erwählten, der Engel wie der Menschen; und zwar der Toten wie der Lebenden, in welchen Ländern sie auch immer leben, bzw. unter welchen Völkern sie auch immer verstreut sind“160. Da in ihr sündige Menschen leben, bleibt die sichtbare (erfahrbare) Kirche stets eine mangelhafte und unvollständige Realisierung dieser Catholica, die auf ihre Vollendung im Eschaton wartet. Dann erst sei die volle Katholizität realisiert, wenn die Kirche wieder ganz „ecclesia“ werde.161

Die Katholizität der Kirche

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