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2.3Ergebnisse empirischer Studien
ОглавлениеNeben der theoretischen Diskussion der Potenziale und Herausforderungen außerschulischen Lernens gibt es zunehmend auch empirische Befunde. In den letzten Jahren sind insbesondere im Bereich der naturwissenschaftlichen Didaktiken im deutschsprachigen Raum zahlreiche Forschungsarbeiten insbesondere zu Schülerlaboren veröffentlicht worden. Stellvertretend sei hier auf die Dissertationen von Guderian (2007); Glowinski (2007); Pawek (2009); Itzek-Greulich (2014) und Streller (2015) verwiesen. Die von der Integration außerschulischer Lernorte in den Unterricht erhofften positiven Effekte in Bezug auf Werte, Einstellungen und fachliches Interesse konnten in mehreren Arbeiten zumindest mit kurzer Wirkdauer nachgewiesen werden (vgl. z. B. die Darstellung des Forschungsstands in Itzek-Greulich, 2014, 18 ff.).
Eine gute Übersicht allgemeiner empirischer Ergebnisse findet sich in der Dissertation von Guderian (2007), aus der die wichtigsten Erkenntnisse hier zusammengefasst werden. Zahlreiche Untersuchungen bestätigen die Wichtigkeit einer gründlichen Vor- und Nachbereitung des außerschulischen Lernvorhabens innerhalb des laufenden Unterrichts. So beschreiben Falk und Dierking (2012) das Phänomen des «cognitive overload», der bei einer unbekannten Lernumgebung dazu führen kann, dass zu wenig Lernkapazität für das inhaltliche Lernen zur Verfügung steht. Die Bedeutsamkeit einer inhaltlichen und geografischen Vorbereitung, die die Orientierung am unbekannten Ort unterstützt, betonen beispielsweise Delaney (1967), Orion und Hofstein (1994), Kubota und Olstad (1991), Anderson und Lucas (1997) sowie Anderson et al. (2000). Als neuere Arbeit sei auf die von Streller (2015) verwiesen, der insbesondere die Bedeutung der Vor- und Nachbereitung außerschulischer Lernvorhaben für längerfristige Lerneffekte herausstellt. Die Vor- und Nachbereitung ist auch Voraussetzung, um höhere Kompetenzstufen im Wissenserwerb zu erreichen. Diese zeigen sich in der Fähigkeit, Aufgaben zu bearbeiten, die eine Anwendung, Verknüpfung oder Übertragung von Gelerntem verlangen (vgl. Wellington, 1990; Rix & McSorley, 1999; Waltner & Wiesner, 2006).
In Anbetracht solcher Erkenntnisse stimmen Befragungsergebnisse zur realen beziehungsweise zur wahrgenommenen Umsetzung des Lernens an außerschulischen Lernorten bedenklich. Nach einer Studie von Engeln (2004) gaben 85 Prozent der Schüler und Schülerinnen, die ein Schülerlabor besuchten, an, keine Vorbereitung, und 75 Prozent gaben an, keine Nachbereitung im Unterricht erfahren zu haben. Dieses Ergebnis wird ergänzt durch die Resultate einer Studie von Niederhauser und Rhyn (2004), in der 57 Prozent der befragten Lehrkräfte äußerten, dass ihnen insbesondere der große Aufwand beim außerschulischen Lernen Schwierigkeiten bereite. Weitere 21 Prozent formulierten, dass außerschulische Lernvorhaben schwer kontrollierbar seien, und 12 Prozent empfinden den Kontakt mit Fremden beziehungsweise Expertinnen und Experten als herausfordernd.
Diese Ergebnisse zeigen deutlich, wie wichtig die theoretische und praktische Auseinandersetzung mit dem Thema «Außerschulisches Lernen» im Rahmen der Lehramtsausbildung ist. Für die didaktische Gestaltung von Lehr-Lern-Settings an außerschulischen Lernorten sind die Handlungsspielräume, die didaktische Ansätze für das fachspezifische Lernen bieten, aufzugreifen und zu erweitern (siehe Kap. 11). Wichtiger Ansatzpunkt hierfür ist die Charakterisierung außerschulischer Lernorte hinsichtlich ihrer verschiedenen Potenziale und Herausforderungen. Hierfür wird nachfolgend, im Rückgriff auf die bereits erörterten Beschreibungskategorien, ein erweiterter Ansatz entworfen.