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2.4.1Bestehende Systeme zur Kategorisierung außerschulischer Lernorte

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Verschiedene Autorinnen und Autoren haben mit unterschiedlichen Zielen und mit Fokus auf unterschiedliche Dimensionen3 der Beschreibungen Kategorien außerschulischer Lernorte gebildet. Die bestehenden Theorieansätze (siehe Tab. 2.1) zeigen dabei die Bandbreite der Unterschiedlichkeit außerschulischer Lernorte und ihrer möglichen Klassifizierung. Die Kategorien der einzelnen Dimensionen, die in der Literatur beschrieben werden, beziehen sich vor allem auf die Didaktisierung und sind zumeist dichotom.

Dimensionen: Konzeption, Didaktisierung und Angebotsstruktur

Diese Dimensionen beziehen sich auf strukturelle Merkmale von Lernorten. Grundsätzlich gibt es Lernorte, die von vornherein als Orte des Lernens konzipiert wurden (primäre Lernorte, z. B. ein Schülerlabor), und solche, die erst im Nachhinein für das (schulische) Lernen nutzbar gemacht wurden (sekundäre Lernorte, z. B. ein Unternehmen) (vgl. Münch, 1985).

Des Weiteren bereiten einige Lernorte ihre Inhalte bereits in sehr unterschiedlichen Formen didaktisch und methodisch auf, wobei verschiedene Autorinnen und Autoren abweichende Bezeichnungen wählen (vgl. Salzmann, 1989: Lernstandort; Favre & Metzger, 2013: aufbereitete Inhalte; Hellberg-Rode, 2004: pädagogisch gestaltet; Birkenhauer, 1995: gebunden; siehe auch Tab. 2.1). Auf der anderen Seite gibt es außerschulische Lernorte, die keine didaktische Vorstrukturierung aufweisen. Zumeist sind dies Orte des gesellschaftlichen Lebens, wie ein Marktplatz, oder natürliche Orte, wie der Wald.

Labudde (2017) unterscheidet außerschulische Lernorte mit und ohne explizite Angebotsstruktur. Zur Angebotsstruktur zählen beispielsweise Führungen und Kurse durch die Museumspädagogik eines Kunstmuseums, die die Lehrkraft aus einem Katalog wählen kann. Weiterhin unterscheidet er Angebote für Einzelpersonen oder Schulklassen.

Dimensionen: Art des Lernens und der Interaktion

Andere Klassifizierungen beziehen sich auf die Art des Lernens, die an einem Lernort stattfindet. So wird zwischen außerschulischen Lernorten unterschieden, an denen formale, non-formale und informelle Lernprozesse stattfinden (vgl. Mack, 2007, 5 ff.), und zwischen solchen, die eine mittelbare, und denen, die eine unmittelbare Begegnung mit dem Lerngegenstand ermöglichen. Hier kann auf die entsprechende Unterscheidung von Frank zurückgegriffen werden:

«Es lassen sich zwei Arten der Begegnung voneinander unterscheiden:

–direkte bzw. unmittelbare Begegnung: Der Schüler tritt mit der Realität in Kontakt. Meist geschieht dies im Sinne eines Lernens vor Ort […].

–indirekte bzw. mittelbare Begegnung: Schüler und Realität treten nicht miteinander in Kontakt. Der Lerngegenstand wird dem Schüler über die Einbindung von Medien vermittelt.» (Frank, 1999, 15)

Die letzte Unterscheidung betont dabei ein Potenzial außerschulischen Lernens, auf das im anschließend vorgestellten Modell zur Charakterisierung von Lernorten noch weiter eingegangen wird: die Ermöglichung von Primärerfahrungen (vgl. auch Schockemöhle, 2009; Karpa et al., 2015a).

Dimension: Inhaltliche Kategorisierung

Weiterhin findet sich in der Literatur als Klassifizierungsmöglichkeit eine inhaltliche Kategorisierung außerschulischer Lernorte. So unterscheiden Sauerborn und Brühne (2014) die (belebte und unbelebte) Natur von Orten der Kulturwelt, Orten und Stätten menschlicher Begegnung sowie von außerschulischen Lernorten der Arbeits- und Produktionswelt. Schulte (2013) unterscheidet Lernorte nach den gegebenen Bezügen der möglichen Lerngegenstände zu einem Schulfach. Explizit ist dieser Bezug beispielsweise immer dann, wenn sich die Angebote eines Lernorts auf den Lehrplan eines Fachs beziehen.

Diese Einteilung unterschiedlicher Lernorte nach ihren (potenziellen) Lerninhalten liegt folglich auf einer anderen Ebene als die zuvor aufgeführten Strukturmerkmale.

In der Tabelle 2.1 werden die verschiedenen Dimensionen im Sinne eines morphologischen Kastens zusammengefasst, das heißt, für die voneinander unabhängigen Dimensionen werden alle möglichen Ausprägungen rechts daneben zugeordnet. Für die Charakterisierung eines Lernorts ist jede Kombination von Ausprägungen aller Dimensionen theoretisch möglich.

Tabelle 2.1:

Dimensionen außerschulischer Lernorte und deren mögliche Ausprägung


Die Wahl eines Lernorts vollzieht sich in einem Wechselspiel von inhaltlichen und strukturellen Fragen, in Abhängigkeit von Lernzielen und Potenzialen für den Lernprozess. Insofern ist es nicht angebracht, außerschulische Lernorte aufgrund einer vorgenommenen Kategorisierung pauschal als gut oder schlecht zu beurteilen. Zielführender ist die Frage nach dem geeigneten außerschulischen Lernort für ein konkretes Lernvorhaben beziehungsweise die Frage, welche inhaltlichen und strukturellen Merkmale des außerschulischen Lernorts für eine zielführende Einbettung in den unterrichtlichen Lernprozess relevant sind und welche Konsequenzen sich für die Vor- und Nachbereitung ergeben. Unter einem geeigneten Lernort verstehen wir einen außerschulischen Lernort, der

•möglichst vielfältige Potenziale für die Verknüpfung und Erweiterung unterrichtlicher Lehr- und Lernprozesse bietet,

•den Lernenden Primärerfahrungen und originale Begegnungen ermöglicht sowie

•zu Interaktion, kognitiver Auseinandersetzung und eigenem Handeln anregt.

Begegnungen mit der Wirklichkeit (E-Book)

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