Читать книгу Runter mit dem Bluthochdruck - Dr. med. Jörn Klasen - Страница 41
ОглавлениеWelcher Bluthochdruck-Typ sind Sie?
Wie verhalten Sie sich unter Druck? Essen Sie eher aus Frust oder aus Lust? Wie bauen Sie Stress ab? Neigen Sie dazu, sich zu überfordern? Finden Sie heraus, was Ihnen persönlich hilft, indem Sie drei Typen kennenlernen und sich selbst einordnen.
Bei der Behandlung von Bluthochdruck-Patienten treffen Ärzte immer wieder auf ähnlich strukturierte Menschen. Auch wenn es keine typische Hypertonie-Persönlichkeit gibt, kann es sehr hilfreich sein, Typisches zu entdecken. Denn es ermöglicht jedem Therapeuten, seine individuelle Behandlung darauf abzustimmen, den ganzen Menschen im Blick zu behalten und dem Zusammenhang von Lebensweise und Gesundheit Rechnung zu tragen. Der Internist Dr. Thomas Breitkreuz und die Medizinjournalistin Annette Bopp haben aus diesen Erkenntnissen ein Drei-Typen-Konzept* entwickelt, das auf vielfältigen Patientenerfahrungen basiert und auf das ich mich in diesem Buch beziehe.
Modernes Therapiekonzept
Ich habe die Einteilung leicht abgewandelt und unterscheide zwischen dem Nerven-Sinnes-Typ, dem Stoffwechsel-Typ und dem arhythmischen Typ. Das moderne Therapiekonzept entstand un-ter Mitwirkung der Abteilung für Kardiologie des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke, in dem Thomas Breitkreuz leitender Arzt war. 1988 habe ich dort selbst gearbeitet. Heute wird das Konzept in vielen Einrichtungen angewandt, zu deren Verständnis eine Medizin gehört, die sich an der Individualität jedes Einzelnen orientiert. Immer mehr Arztpraxen und Kliniken betreiben eine integrative Medizin, das heißt, sie ergänzen die konventionelle „Schulmedizin“ durch komplementäre Verfahren, zu denen neben der Naturheilkunde auch die anthroposophische Medizin gehört. Dieses Behandlungsmodell berücksichtigt Stärken, Schwächen und die Besonderheiten, die jeder Mensch hat. Es bezieht körperliche und seelische Merkmale, die den Bluthochdruck fördern, ebenso mit ein wie Maßnahmen, die ihn wieder senken können.
„Genauso ist es auch bei mir“
Lesen Sie auf den nächsten Seiten, was bei welchen Eigenschaften typisch ist. Nehmen Sie es nicht als Bewertung, es gibt dabei kein gut oder schlecht. Finden Sie heraus, zu welchem Typ Sie gehören. Vielleicht stoßen Sie bei der einen oder anderen Aussage auf Sätze, bei denen Sie denken, „Das könnte von mir sein.“ Oder Sie stellen fest: „Genauso ist es bei mir auch.“ Achten Sie darauf, was den hier vorgestellten Patienten geholfen hat. Vielleicht sind auch Anregungen für Sie dabei. Sie müssen die vorgeschlagenen Behandlungsprogramme nicht eins zu eins übernehmen. Eventuell erkennen Sie bei sich Züge eines bestimmten Stoffwechsel-Typs und probieren einfach mal Intervallfasten aus? Wenn es Ihnen gefällt, bleiben Sie dabei. Oder Sie stellen fest, dass Ihnen als Nerven-Sinnes-Typ die Möglichkeiten für eine kleine Auszeit zwischendurch fehlen, und finden einen Weg, das zu ändern. Unter Umständen stellen Sie fest, dass Ihnen Ihr Beruf zwar großen Spaß macht, Sie aber häufig unzufrieden sind, weil Ihnen ein fester Rhythmus fehlt. Oftmals können nur kleine Veränderungen eine große Wirkung haben.
Der Stoffwechsel-Typ
Ob zum Stressabbau, aus Freude oder gegen Langeweile – der Stoffwechsel-Typ isst einfach gerne, leider meist zu viel und zu ungesund. Er kann sich schlecht aufraffen, weil er im Laufe der Zeit sehr bequem geworden ist, was sich bei den meisten Stoffwechsel-Typen in Form von Übergewicht und Bluthochdruck zeigt. Sport treiben, sich bewegen? Das kennt er schon sehr lange nicht mehr. Am liebsten verbringt er seine Freizeit auf dem Sofa. Im Konfliktfall reagiert er äußerst empfindlich. Seinen Körper nimmt er schlecht wahr. Auch fehlt es ihm an Möglichkeiten, Stress anders abzubauen als mit Essen. Der Stoffwechsel-Typ braucht vor allem eine grundlegende Ernährungsumstellung, die ihm beim Abnehmen unterstützt, Anleitungen für geeignete Formen der Entspannung und mehr Bewegung.
Der Nerven-Sinnes-Typ
Er steht meist in der Verantwortung für irgendetwas und mutet sich häufig zu viel zu. Der Nerven-Sinnes-Typ neigt zum Perfektionismus und ist dabei immer in Sorge, etwas nicht gut genug zu machen. Er hat keine Gewichtsprobleme, denn es kann ihm durchaus passieren, dass er das Essen einfach vergisst. Doch sein Lebensstil mit Neigung zu Extremen in allen Bereichen lässt ihn kaum zur Ruhe kommen. Blutdruckschwankungen, Schlafprobleme, Einsamkeit und Schwierigkeiten mit anderen Menschen setzen ihm zu. Auch wenn er nach außen stark wirkt, ist er leicht verletzlich und nimmt sich vieles zu Herzen. Ein fester Lebensrhythmus, etwas mehr Leichtigkeit (zum Beispiel durch Bewegung ohne Leistungsdruck), mehr Wohlfühlmomente im Alltag und Zeit für sich selbst können seinen Lebensstil entscheidend verbessern.
Der arhythmische Typ
Sein Alltag ist bunt, es ist immer etwas los um ihn herum. Manchmal so viel, dass ihm im wahren Sinne des Wortes schwindelig wird. Arhythmische Typen sind kreativ und lieben die Abwechslung, doch irgendwann kommen sie an einen Punkt, an dem der Körper das nicht mehr mitmacht. Schlafstörungen, Bluthochdruck, Selbstzweifel: Oft kommt es zum Burnout. Das Gewicht ist schwankend. Essen findet bei arhythmischen Menschen unregelmäßig und häufig nur im Vorbeigehen statt. Das Arbeitstempo ist immer hoch. Pausen gibt es bei diesem Typ nur selten. An diesem Punkt setzt eine erfolgreiche Behandlung an: Ob beim Essen, Arbeiten, Bewegen oder Entspannen – ihr Leben braucht einen festen Rhythmus. Sie müssen auf die Bremse drücken. Da sie ehrgeizig sind und meist die dafür notwendige Selbstdisziplin aufbringen, haben typgerechte Therapien in der Regel schnell Erfolg.
* Dr. Th. Breitkreuz, A. Boop: „Bluthochdruck senken – Das 3-Typen-Konzept“ (München, 2018)