Читать книгу Die Frauen von Schloss Summerset - Ed Belser - Страница 17

2

Оглавление

Es kam John Fraser Senior vor, als ob die Tage auf Schloss Summerset immer länger würden. Alles ging langsam und schleppend vor sich. Die Schritte der Bauern waren kürzer geworden. Die Fuhrwerke kamen weniger schnell vorwärts. Jede Arbeit schien doppelt so lange zu dauern. Die Handwerker ließen ihre Werkzeuge liegen und hingen häufiger in der Schenke herum. In den Gärten machte sich Unkraut breit. Früchte vertrockneten an den Bäumen oder verfaulten am Boden. Die lungernden Soldaten vertrieben sich die Zeit mit Würfelspiel und Zechereien.

John machte sich große Sorgen. Seit dem Tod von MacLennoch war Schloss Summerset führungslos. Die wenigen noch lebenden Chieftains und Offiziere kümmerten sich um ihre eigenen Angelegenheiten, kaum einer war noch auf dem Schloss verblieben. Englische Offiziere und ihre Soldaten hatten sich breitgemacht und ihre Zelte aufgeschlagen. Es sei zu ihrer eigenen Sicherheit, hatten sie Lady Charlotte erklärt. Doch sie kamen John eher wie eine Besatzung vor.

Roderick war der einzige Offizier mit langjähriger Erfahrung. Er genoss das Vertrauen von Lady Charlotte, einfach weil er schon lange dabei war, und weil Alan MacLennoch ihm mit der Zeit immer neue Aufgaben zugeteilt hatte. Er war der Kommandant der Soldaten auf dem Schloss, führte die Leibgarde, die keinen Herrscher mehr zu beschützen hatte, und überwachte das Lager einer Hundertschaft von gefangenen Highlandern des feindlichen Clan MacAreagh, die vor dem Debakel auf Schloss Blackhill noch abgeführt worden waren. Mehr noch, als sie an einer Flucht zu hindern, musste er sie vor den englischen Soldaten beschützen, die jede Gelegenheit nutzen würden, sie mit Hohn und Spott zu überschütten oder ihnen an den Kragen zu gehen. Mit dem zehn Jahre jüngeren John Junior verband ihn eine innige Freundschaft und seit John als Clan-Piper auch keinen Clan-Chief mehr zu betreuen hatte, konnte er sich wieder um die Summerset Pipes and Drums kümmern. Doch diese hatten mit dem Tod des Clan-Chiefs auch ihr Publikum verloren. Es gab nichts mehr zu feiern, es fehlten seine pompösen Auftritte, die es zu begleiten gab, und im gleichen Ausmaß, wie der Rebellion die Luft ausgegangen war, fehlte ihnen die Lust die Pfeifen zu blasen und die Trommeln zu rühren.

Zwischen John Fraser Senior, Roderick, und dem kommandierenden Offizier der Engländer gab es regelmäßige Rapporte. Der letzte hatte Fraser die Gewissheit gegeben, dass seine Sorgen berechtigt waren. Der englische Major war mit der Zeit immer selbstbewusster aufgetreten und sein herrischer Auftritt von gestern war die Ankündigung der neuen Gesetze gewesen.

John Fraser Senior war ein Highlander von Blut und Gesinnung, seine Vorfahren waren stets die Clan-Piper der MacLennochs gewesen, so wie sein Sohn die Tradition weiterleben ließ. Daran hatte sich für ihn auch nichts geändert, als sich Alan MacLennoch im letzten Moment auf die Seite der Engländer geschlagen hatte. Doch jetzt war ihm schlagartig klar geworden, dass die Engländer nichts mehr dulden würden, was die Highlander mit ihrer Tradition verband. Jetzt ging es nur noch darum, zu retten, was zu retten war. Es ging schlichtweg um die Zukunft des Clan MacLennoch. Ein neuer Clan-Chief musste her. Solange keiner da war, würden die Engländer nach Belieben mit Lady Charlotte umspringen. John war lange wach geblieben in dieser letzten Nacht. Er würde mit Cremor und Roderick ernsthafte Gespräche führen müssen. Doch vorher musste er sich noch der Unterstützung von Lady Charlotte versichern. Oder genauer: ihr erklären, was für sie, ihre Töchter und Schloss Summerset am besten war. Noch genauer: ihr klar machen, wie ausweglos ihre Situation war … es sei denn, sie hörte auf seinen Rat.

Die Frauen von Schloss Summerset

Подняться наверх