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Einige Wochen zuvor auf Schloss Blackhill:

Das Schloss strahlte eine Hitze aus, die sich mehr und mehr ausgedehnt hatte, und die Männer um John Dougal zurückweichen ließ. Das Feuer in den oberen Stockwerken hatte alles Brennbare weggefressen, einige Mauern waren von der Burgzinne her eingestürzt und über allem hatte beißender Rauch gehangen, der sich im ganzen Schlosshof ausbreitete. Das Erdgeschoss des Schlosses, mit dicken Mauern, war vom Feuer beinahe unversehrt geblieben. Dougal und seine Leute hatten mit Leitern die größeren Fenster des ersten Stockwerkes erreicht und ihre Brandfackeln dort hinein geworfen. Der Brand hatte sich nach oben ausgebreitet, doch musste die Hitze auch im Erdgeschoss ungeheuer gewesen sein.

Es war kaum eine oder zwei Stunden her, seit Dougal mit Ronald MacAreagh die Wachen am Schlosstor überrumpelt und sie so die verhassten Besetzer um Alan MacLennoch überrascht hatten. Ihr Überfall war in alter Highlandmanier durchgeführt worden, mit ohrenbetäubendem Geschrei und schwingenden Säbeln — unaufhaltsam und todbringend. Die Überlebenden hatten sich in den umliegenden Häusern versteckt oder im Erdgeschoss des Schlosses verbarrikadiert. Dort befanden sie sich nun und schmorten in der Hitze. Dougal war sich klar darüber, dass sie keine Zeit hatten die Gegner so lange zu belagern, bis sie aufgeben würden. Er und seine Männer waren auf der Flucht vor den heranrückenden Engländern, die ihnen nach der verlorenen Schlacht im Moor von Culloden auf den Fersen waren.

MacAreagh hatte sein eigenes Schloss wieder in Besitz nehmen wollen. Wenn es ihm gelungen wäre, es unversehrt zurückzuerobern, hätten sie eine Bastion gegen die Engländer bilden können. Doch als er selbst befohlen hatte das Schloss anzuzünden, um seine Widersacher auszuräuchern, hatte Dougal erkannt, dass MacAreagh nicht mehr daran glaubte gegen die Engländer bestehen zu können. Es ging ihm nur darum, seinen Widersacher MacLennoch zu vernichten.

Und dann war plötzlich dieser Cremor aufgetaucht und hatte MacAreagh herausgefordert. Cremor, den sie alle tot geglaubt hatten, und der sich nun mit MacLennoch verbündet hatte. MacAreagh hatte ihn zusammen mit dem tierischen Quentch, seinem Leibwächter verfolgt, während der Kampf noch im Gange war. Sie hatten Cremor in die Fechthalle des Schlosses getrieben und waren bisher nicht wieder aufgetaucht.

Dougal verschaffte sich eines der herrenlosen Pferde. Er sah sich um und vergewisserte sich, dass alle seine Männer auf ihrem Posten waren. Dabei sah er in das ungläubige Gesicht eines Soldaten, der mit offenem Mund nach oben starrte. Er folgte seiner Blickrichtung. Weit oben, an der Kante der Burgzinne stand ein Mann, den Rücken ihnen zugewandt, mit einem Arm rudernd. Sein Arm wirbelte noch immer, als er nach hinten kippte. Dougals Blick folgte dem fallenden Körper. Kurz bevor er vor ihm aufschlug und sein Pferd sich vor Schreck aufbäumte erkannte er ihn. Ronald MacAreagh.

Dougal bändigte sein Pferd, und musste sich zwingen, abzusteigen, und zu dem Toten hinzugehen. Er warf nur einen kurzen Blick auf die Leiche. Die Wasserpfützen hatten sich blutrot gefärbt. Er eilte um das Schloss herum zum Fechtraum. Dort stieß er auf die von Quentch erschlagenen Soldaten MacLennochs, ein Durcheinander von qualmenden Balken und Leichen, mittendrin Alan MacLennoch selbst. Immerhin haben sie ihn auch erwischt, dachte Dougal. Aber wo war Cremor? Quentch war auch verschwunden, sicher hatte er Cremor noch stellen können, oben auf der Zinne. Er konnte sich aber nicht vorstellen, dass von dort eine Flucht durch die Trümmer und das Feuer noch möglich gewesen war, wer immer auch den Kampf überlebt hatte.

Er verließ den Fechtraum und suchte sich einen Weg zwischen den qualmenden Balken zur Rückseite des Schlosses. Er hatte die Mauerecke gerade hinter sich, als er die beiden erblickte. Er zuckte zurück, duckte sich und ergriff seine Pistole. Cremor und Maggie lagen im Gebüsch bei der Schlossmauer, hustend, beide mit zerrissenen Kleidern, offensichtlich völlig erschöpft. Dougal legte sich langsam auf den Boden, nahm seine Pistole in beide Hände, stützte sie auf einem Balken ab und zielte auf den nun kauernden Cremor. Die Entfernung war ziemlich groß für eine Pistole, aber irgendwo würde er ihn bestimmt treffen. Dann konnte er abrechnen mit dem Verräter, der sich auf die Seite von MacLennoch geschlagen hatte. Er spannte den Hahn und versuchte Pistolenlauf und Ziel zur Übereinstimmung zu bringen und sich die Flugbahn der Kugel vorzustellen. Er wollte gerade abdrücken, als sich Maggie erhob und Cremor halb verdeckte. Verdammt, dachte Dougal, dich will ich nicht treffen. Ungeduldig hoffte er, dass sie sich wieder aus der Schussrichtung entfernen würde. Jetzt schienen beide zu lauschen, die Augen auf den Weg zur Brücke hinunter gerichtet.

Das Geräusch von sich nähernden Pferden drang jetzt bis zu Dougal. Er sah, wie Cremor und Maggie gerade noch im Gebüsch verschwinden konnten, als ein Reitertrupp an ihnen vorbei preschte. Dougal stellte sich ihnen in den Weg.

Der Anführer erkannte ihn sofort. "Dougal! Was ist geschehen?", und ohne auf eine Antwort zu warten rief er: "Die Engländer kommen!"

"Wie weit noch?"

"Einige Stunden … was ist hier los?"

"Wir ziehen bald ab. Du kannst deine Leute herholen."

Dougal sah ihm nach, überblickte die Gebüsche an der Schlossmauer, unschlüssig was er tun sollte. Sie werden mich beobachten, dachte er, drehte sich um und ging zurück in den Schlosshof.

Die Schlosstore waren geöffnet worden. Viele von MacLennochs Soldaten waren erstickt, die Überlebenden drängten Hals über Kopf ins Freie, einander beiseite stoßend, keuchend und hustend. Alle hatten Brandblasen an Gesicht und Händen, angebrannte Fetzen von Kleidern dampften an ihren Körpern. Etliche schrien vor Schmerz und warfen sich in die Wasserpfützen.

Die Frauen von Schloss Summerset

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