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In einem Punkt hat Fraser recht, dachte Cremor. Alan hat seine Loyalitätserklärung zum englischen König erst unter Druck des Herzogs von Cumberland abgegeben, so spät, dass die Engländer ihm mit der Zerstörung von Blair Mhor noch einen Denkzettel verpasst haben. Cumberland könnte gar behaupten, dass die Loyalitätserklärung rein opportunistisch und nicht aus Überzeugung erfolgt sei und Schloss Summerset samt Ländereien unter englische Verwaltung stellen. Dann wären eine Zerstückelung der Güter und ein Verkauf von Land an den Meistbietenden nicht mehr ausgeschlossen. Und wenn das Land, auf dem seine Brennerei stand verkauft würde, wäre er auf Gedeih und Verderb dem neuen Eigentümer ausgeliefert. Cremor spürte, wie sich in ihm die Angst breitmachte, mitten drin das schmale Gesicht von Middlehurst mit seiner geheuchelten Freundlichkeit. Der Schock war ihm in die Glieder gefahren, als dieser mit seinem dünnen Finger die Grenze zwischen Blair Mhor und seiner Brennerei nachgezeichnet hatte. Er war stets sicher gewesen, dass sie zum Land des Dorfes gehörte. Alan hatte ihm nach seiner Ernennung zum Laird of Blair Mhor sogar die Pachtzinsen erlassen. Ja, Fraser hatte auch hier recht. Wenn er Charlotte heiraten würde, käme er in den Besitz des gesamten Landes, dann wäre seine Brennerei gerettet. Er konnte kaum atmen. Das Geld hatte er doch von Margaret und von Shauna erhalten. Er mochte gar nicht daran denken, dass Margaret zurückkommen könnte und ihn als Ehemann von Lady Charlotte wiedersehen würde.

Er ließ kraftlos seinen Kopf hängen. Blair Mhor … Maggie, die von ihm erwartete, dass er etwas für die Flüchtlinge tun würde. Er legte die Hände auf den Tisch, beugte sich vornüber und stützte sein Kinn darauf. Vor ihm standen sechs Gläser, halb gefüllt mit Whisky, vor jedem ein Zettel mit der Nummer des Fasses drauf, in dem sie gereift waren. Seumas hatte ihm die Proben bereitgestellt, um sie zu verkosten. Cremor sah die beiden ersten leeren Gläser an. Er hatte sie ausgetrunken, und nicht wie üblich mit der Nase ihren Duft erforscht, mit Wasser verdünnt, um den Geschmack zu erkunden, was meistens nur eine Bestätigung dafür war, was Seumas schon längst nur mit seiner Nase in allen Nuancen festgestellt hatte. Zwei leere Gläser, eines war gut, zwei waren zu viel, drei würden zu wenig sein. Wie damals, nachts am Berg oben beim Überfall auf die Schwarzbrennerei, während er im Wald in die Bewusstlosigkeit seines Rausches versunken war und danach Seumas eröffnen musste, dass sein Vater tot sei. Niemand hatte ihm je Vorwürfe gemacht; Seumas nicht, Mary nicht und Maggie nicht. Doch er, Cremor, würde sich ewig schuldig fühlen. Er wischte die vollen Gläser mit einer Hand vom Tisch. Sie flogen bis an die Wand und zerschellten.

Er trat auf den Hof hinaus und sah Mary aus der Tür ihres Hauses kommen. Du hast einen weiten Weg hinter dir, dachte er, als er ihr entgegen schritt. Tochter eines armseligen Trunkenbolds und Kleinbauern, Frau von William, dem Dorfpfeifer und späteren Clan-Piper von MacLennoch, Ziehmutter von Maggie, Mutter von Seumas und jetzt Witwe von William. Seit seinem Tod war sie die gute Seele der Brennerei. Mary trug eine Kopfhaube und ein dunkles langes Kleid, darüber eine Leinenschürze. Als er vor ihr stand, blickte er in ein sorgenvolles Gesicht. "Mary, was ist los?"

"Sie ist verschwunden. Maggie ist wieder weg."

Cremor verzog sein Gesicht und schüttelte den Kopf. "Hat sie gesagt, wohin … "

"Sie war sehr aufgeregt. Sie sagte, sie müsse den Flüchtlingen helfen. Niemand tue etwas."

"Hätte sie doch noch gewartet! Fraser hatte eine Idee, wie man ihnen helfen könnte."

Mary ließ den Kopf hängen. "Ich wollte sie aufhalten. Doch sie hatte alles bereit: Pferd aufgezäumt, Satteltaschen gefüllt … Säbel und Pistole."

Cremor umarmte sie, und sie hielten sich eine Weile umschlungen.

"Ich gehe jetzt, Mary. Morgen Abend bin ich zurück."

Er sattelte sein Pferd und machte sich auf den Weg zum Schloss Summerset.

Die Frauen von Schloss Summerset

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