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Kapitän Jose Garcia hatte Margaret wie eine alte Bekannte begrüßt. Sein Schiff, die Caroline, roch unvermindert nach Terpentinöl, Pech und Teer. Für Margaret war es ein vertrauter Geruch. Das Schiff verfügte über zwei sehr hohe Masten mit schlanken Segeln über einem langen und dick gewölbten Schiffsbauch, der im Unterdeck mit Fässern und Säcken bis unter den letzten Spant gefüllt war. Auch das halbe Zwischendeck war vollgepfercht mit Zuckersäcken, die andere Hälfte diente der kaum zwei Dutzend Mann starken Besatzung als Unterkunft. Im Laufe der Zeit hatte Margaret gelernt, deren Gesichter auseinanderzuhalten und erfahren, wer etwa aus Spanien, Frankreich, Portugal oder Kuba stammte.

Kapitän Garcia hatte es gar nicht gerne gesehen, wenn sie mit den Matrosen sprach. "Es ist gefährlich für dich und schlecht für die Disziplin. Sie machen sich zu viele Gedanken dabei. Wir sprechen nur mit ihnen, wenn wir etwas zu befehlen haben."

Sie hatte die gleiche Kajüte wie bei ihrer ersten Reise nach Schottland, und das Ziel war das gleiche. Im Heck des Oberdecks war nur wenig Platz für die Kajüte des Kapitäns sowie drei weitere, noch enger, für die Offiziere; eine davon für Margaret. Sie war der einzige Passagier und natürlich die einzige Frau an Bord; der Kapitän und seine beiden Offiziere wetteiferten um ihre Gunst. Jeder hatte stets ein Auge auf sie und anfangs hatte sie sich kaum getraut einzuschlafen, ohne einen Stuhl unter den Türgriff zu stellen. Doch bald hatte sie bemerkt, dass eigentlich immer jemand wach war, der auf seinen Nachbarn aufpasste.

Auf beiden Seiten des Rumpfes zeigten je vier Kanonen aufs Meer hinaus, das vom Mastkorb aus stets von einem der Matrosen überwacht wurde.

Kapitän Garcia hatte ihre Bewunderung für die Kanonen etwas gedämpft: "Wir wären leichte Beute für ein Freibeuterschiff. Die haben ein Vielfaches davon. Unser Ausguck wird uns hoffentlich rechtzeitig warnen."

Margaret war doch etwas erschrocken. "Was tun wir dann?"

Garcia verzog seine Mundwinkel. "Wir hauen ab. Unsere Reise könnte dann vielleicht etwas länger dauern."

"Und wenn sie uns trotzdem erwischen?"

"Dann verhandeln wir. Meistens sind sie mit der Hälfte der Ladung zufrieden und ziehen wieder ab. Vielleicht haben wir auch Glück, und ein Schiff der Königlichen Marine ist in Sichtweite."

Margaret schluckte leer und erwiderte das Lächeln von Garcia. Doch auch so würde es einige Wochen dauern, bis sie wieder Festland sähen.

Bei ruhiger See saß Margaret meistens auf einer der zahlreichen, mit Stricken festgezurrten Holzkisten und las in ihren wenigen Büchern, die sie aus ihrer zurückgelassenen Sammlung ausgewählt und mit auf die Reise genommen hatte. Zu den Mahlzeiten traf man sich, wenn immer es der Dienstplan zuließ in der Messe und Margaret lauschte den Geschichten der Offiziere.

Garcia wusste inzwischen Bescheid über die Reisepläne von Margaret und machte aus seinen Bedenken kein Hehl: "Du solltest diese Reise nicht allein machen. Du bist des Weges nicht kundig und Schottland ist in Aufruhr, besonders dort wo du hinwillst."

Margaret wusste, dass er recht hatte. "Ich habe keine andere Möglichkeit. Vielleicht finde ich ein paar nette Kerle wie euch, die mich begleiten."

Jose sah sie mit erhobenen Augenbrauen an. "Da sind nur Fischer und Seeleute, die haben andere Pläne, als dich in die Highlands zu eskortieren." Immerhin nahm er sich Zeit anhand der Angaben von Margaret eine Karte zu zeichnen, die den Weg von Greenock auf dem Wasser ins Innere des Landes und von dort nach Blair Mhor skizzierte. "Du wirst ein Boot brauchen, das dich hinbringt, und nachher ein oder zwei Pferde."

"Dessen bin ich mir bewusst", antwortete sie mit fester Stimme und versuchte ihre eigenen Befürchtungen zu überwinden.

Die Tage wurden für Margaret länger und länger. Stürmische See mit bedrohlichen Wolkentürmen wechselten mit trägen Flauten bei endlos blauem Himmel, hektische Aktivitäten der Offiziere und Matrosen mit langweiligem Schaukeln des Schiffes. Oft sah man sie an der Reling stehen, manchmal ihre Arme aufgestützt; sie schien die Windseite zu suchen, als ob sie in die Vergangenheit zurückblickte. Sie ließ sich auch von unruhiger See nicht abhalten, im Gegenteil: sie verankerte ihre Füße, fasste die Reling fest mit beiden Händen und atmete die salzige Luft. Manchmal schüttelte sie heftig den Kopf und machte sich Vorwürfe, dass sie sich in Amerika mit Scott eingelassen und ihn sogar als Ehemann an ihrer Seite geduldet hatte, versuchte eine Brücke zu schlagen zwischen der unsicheren Zukunft und ihrer Vergangenheit …

Die Frauen von Schloss Summerset

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