Читать книгу Gottes Feuer - E.D.M. Völkel - Страница 18

Оглавление

August 2017

Missverständnis

Eva besuchte regelmäßig das Clubhaus des Lakota MC’s und mit manchen Brüdern hatte sie eine lockere Bekanntschaft angefangen. An diesem Abend erkannte sie völlig überrascht auch Andreas Schröder, der ihr vor einigen Wochen unmissverständlich den Kontakt zu seinem Vater verboten hatte. ›Sieh mal einer an, hier war ein weiterer Interessent an den verborgenen Dingen. Ich bin auf der richtigen Spur. Ist der MC daran beteiligt? Haben sie bereits Kenntnis von dem eventuell vorhandenen Gold? Oder agiert Andreas im Hintergrund, ohne die anderen mit einzubeziehen?‹

Im Laufe ihrer Besuche hatte sie die Hierarchie des Clubs verstanden und erkannte an Hand der unterschiedlichen Abzeichen die Wichtigkeit der einzelnen Mitglieder, vom Supporter bis zum Präsidenten. Jetzt wusste sie, Andreas war seit etwa einem Jahr Prospect, er wartete auf seine Abzeichen, die ihn in den nächst höheren Rang, den eines Members, eines Bruders, versetzten. Dann gab es noch Benny, er stand relativ am Anfang, hatte lediglich eine Clubweste allerdings nur mit einem Patch, das ihn als Hänger, als Anwärter auf den Status eines Prospects auswies. Sein mangelndes Selbstwertgefühl gemixt mit egomanischen Zügen macht ihn unberechenbar und schwer zu kontrollieren. Sie schätzte ihn auf ihr Alter, aber wieso er einen Platz bei den Lakotas suchte, erschloss sich Eva nicht so wirklich

Sie übersah Andreas absichtlich, begrüßte Fritz und herzlich seine Frau Tina. Innerlich grinste sie über den Brauch die langjährigen Freundinnen oder Ehefrauen als Old Lady zu bezeichnen. Kralle fuhr in diesem Moment mit seiner alten, schwarzsilbernen, Harley Davidson Hermitage Softail auf den Platz und stellte sie dicht an die schwarze HD Street Glide von Fritz. Er kickte routiniert den Seitenständer aus, korrigierte nochmals den Stellplatz, denn die Maschine des Präsi hatte einen breiten, getunten Motor. Kralle sah sich um, entdeckte ihn und mit einer schnellen Kopfbewegung, forderte er ihn auf, zu ihm zu kommen. Die beiden standen dicht beieinander und redeten eindringlich. Eva beobachtete sie heimlich aus den Augenwinkeln, während sie angeregt mit Tina plauderte. Kurz darauf gingen Andreas und Fritz durch den Nebeneingang ins Clubhaus, Kralle gesellte sich zu ihnen, begrüßte sie beide und gemeinsam betraten sie die kühle halbdunkle Halle. Schon seit dem ersten Tag hatte sie überlegt, wie der Name Kralle entstanden sein konnte. Egal wen sie fragte, die Antwort war jedes Mal gleich, keine Ahnung, er war vor 30 Jahren einfach da und ist geblieben. Ein guter Mann. Niemanden hat es interessiert, woher er kam oder wie sein Name entstanden ist, Hauptsache er ist ein Lakota und bleibt einer.

Eva machte einen weiten Bogen um Andreas, suchte nach Benny, er war damit beschäftigt den Getränkenachschub aus dem Lager sicher zu stellen. Sie hatte schon vor Wochen vorsichtig den ersten Kontakt mit einem belanglosen Gespräch geknüpft. Gut gelaunt setzte sie sich auf eine der leeren Getränkekisten und sah ihm bei der Arbeit zu. Benny war leicht auszuhorchen, er hörte sich gerne reden und unterstrich seine Wichtigkeit. Gelegentlich klagte er Eva sein Leid, erzählte von hochfliegenden Zukunftsplänen und das er die Reaktion der Eltern, die ihm den Geldhahn zugedreht hatten, nicht verstand. Neuerdings wohnte er zeitweise im Clubhaus, wenn seine anderen Freunde es satt waren ihm Unterkunft zu geben. Als Gegenleistung kümmerte er sich um Sauberkeit und Ordnung, was ihm jedoch sichtlich schwerfiel und im Grunde genommen unter seiner Würde lag. Er war entschlossen, ebenfalls zum Club gehören zu wollen, hatte allerdings nicht die finanziellen Mittel für den Kauf eines Motorrades. Immer wieder bohrte er, fragte nach Alternativen und versuchte, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzten, nur um aufgenommen zu werden.

Unbewusst sah Eva auf die Uhr in der Küche, sie kam gerade aus dem Garten herein und trank genüsslich ihren abgekühlten Tee. Trotz der frühen Stunde waren es schon über 20 Grad und es versprach ein neuer Hitzerekord zu werden. Dieser Sommer bricht alles da gewesene und die Deodoranthersteller freuten sich über zweistellige Umsatzzuwächse.

Eva checkte wie an jedem anderen Tag ihren Maileingang, ›Es sind jetzt etliche Tage vergangen, Chris hatte viele Aufträge, dass er meinen nicht vorrangig bearbeiten kann, verstehe ich. Nur so eine klitzekleine Reaktion, ein Hallo ich hab dich nicht vergessen oder irgendein Zeichen seinerseits, wäre toll gewesen. Nerven will ich ihn nicht, aber so ein klein wenig daran erinnern. Ich ruf ihn an, mehr als nein sagen, wird er nicht.‹ Endlich, nach vielen Versuchen und noch mehr Besetztzeichen, klingelte es am anderen Ende.

»Ja«, hörte sie seine müde Stimme.

»Hallo Chris, Eva hier, wie geht’s Dir? Du klingst total müde und fertig. Hast Du immer noch so viel zu recherchieren?«, mitfühlend seinem Stress gegenüber und hocherfreut ihn zu erreichen.

»Eva? Du?«, klang es erstaunt und leicht gereizt aus dem Hörer.

»Ja, genau die«, sprach sie freundlich, um ihn aufzumuntern.

»Was willst Du?«, knurrte er durchs Telefon. Sie hörte seine Missstimmung sehr wohl, ›Was stimmte nicht? War etwas passiert und ich trete unwissentlich mitten ins Fettnäpfchen?‹ »Chris, entschuldige, ich will Deine Zeit nicht über Gebühr strapazieren, wenn Du keine hast, auch ok, dann melde ich mich später.«

»Ha, oder gar nicht«, verdrossen und enttäuscht sprach er weiter, »Erst willst Du was, machst einen auf wichtig und der tolle Chris, dann reiß ich mir den Arsch auf und was kommt von Dir? Nichts, Schweigen im Walde. Nicht eine Silbe, Eva, echt, das brauch ich nicht, ich hab Arbeit genug und für die werde ich sogar bezahlt. Lies erstmal Deine Mails, bevor Du mich hier anmachst.« So stinkig hatte sie ihn noch niemals erlebt.

»Das habe ich, an jedem Tag. Seit wir das Letzte mal telefoniert haben, ist keine bei mir angekommen. Ehrlich nicht. Bei der vielen Arbeit, die Du hast, wollte ich Dich nicht mit meinen Angelegenheiten nerven. Bitte Chris, wann hast Du mir geschrieben, ich hatte auch im Spamfilter nachgesehen, ob sie vielleicht dort gelandet ist. Aber da war auch keine. Kannst Du sie mir nochmals schicken?« Sie hörte im Hintergrund die Tastatur klappern.

»Ist erneut raus« kam die Antwort kurz und bündig zurück. Eva öffnete den Posteingang und wartete. »Hast Du sie?«

»Nein, hier kommt nichts an. Warte mal …«, sie öffnete den Spamfilter und fand alle vier Mails von Chris inclusive der von vor über einer Woche. »Das gibt’s doch gar nicht, erst hab ich gar keine und jetzt auf einmal alle vier!«, erstaunt blätterte sie hin und her.

»Eva, lass gut sein, es ist genug. Das glaubt Dir kein Mensch. Mach‘s gut«, mit diesen Worten legte Chris auf.

Eva verstand nicht, was soeben geschehen war. Mehrfach hatte sie an jedem Tag alle Fächer geprüft und keine einzige von Chris gefunden und plötzlich waren gleich vier vorhanden. Erwartungsvoll öffnete sie die Nachrichten und las deren Inhalt, war das die Revanche? Alle Sendungen bestanden aus allerlei Nonsens, geradeso, als habe Chris Zeitungsmeldungen kopiert und wahllos eingefügt.

›Ok, was auch immer mit Chris los war, er will oder kann mir nicht mehr helfen, ich finde die Karten auch selbst. Das dauert zwar länger, aber es gibt schließlich die Archive in denen auch die Bebauungspläne von 1940 und den nachfolgenden Jahren aufbewahrt wurden.‹

Gottes Feuer

Подняться наверх