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Eschborn 1991

Die eingeschworene Kameradschaft des Sturmvogels hatte 46 Jahre lang gewartet und jetzt endlich war es soweit. Täglich schritt einer von ihnen den Zaun mit Stacheldrahtkrone ab und begutachtete den Fortschritt der amerikanischen Truppenräumung. Der stellenweise aufgeschnittene Maschendraht interessierte niemanden mehr und großzügig sahen die Soldaten über das noch unerlaubte Eindringen der drei alten Herren hinweg. Eilig schrieben sie ihren Brief an den 71-jährigen Feodor Schling in dem er aufgefordert wurde, seinen Beitrag zur Bergung zu leisten. Nachdem dieser sich nach Ablauf einer Woche nicht gemeldet hatte, beschlossen sie, ohne ihn die Suche zu beginnen. Jetzt startete ihre Zeit der intensiven Nachforschung, sie beratschlagten, trafen sich gemeinsam vor Ort, liefen über das Areal und mutmaßten, wo genau das Versteck sein könne. Bei ihren täglichen Erkundungsgängen hatten sie die extremen Veränderungen des Geländes der vergangenen 46 Jahre begutachtet. Die Baumaßnahmen der Amerikaner, neu angelegte Wege und Straßen, die Wandlung der Vegetation, Bäume waren zusätzlich gepflanzt und hochgewachsen, Büsche zu Hecken geworden und dicht verfilzt. Albert, Ernst und Rolf-Kaspar beschlossen, einen Metalldetektor zu kaufen, um damit möglicherweise das Versteck zu finden. Sie wussten um die durchgängigen Lochbleche der Lande- und Startbahnen, versuchten aber dennoch ihr Glück. Auf dieses ungewöhnliche Vorgehen wurden deren Söhne aufmerksam und sie bedrängten ihre Väter. Lediglich Rolf-Kaspar knickte nach den dauerhaften Fragen, den geschickt gestellten Fallen ein und verriet seinem Sohn Volker-Kaspar die alte Geschichte.

Zudem erfuhr dieser, dass die 2 Freude des Vaters bereits in der Besatzungszeit versucht hatten, nachts heimlich auf das Gelände zu kommen, um den Vergrabungsort zu markieren und ihn so besser wieder zu finden. Als sie dann einmal von den Wachen erwischt wurden, kam sehr schnell heraus, dass sie ehemalige Kriegsgefangene waren. Die argwöhnischen Amerikaner ließen sich nicht so leicht täuschen, gab es hier auf dem Flugplatz noch Kriegsbeute, die 1944 rasch vergraben auf ihre Entdeckung wartete? Die Besatzer hatten erhebliche Mengen an Reichsgold und Kunstgegenständen beschlagnahmt und außer Landes gebracht. Die Eindringlinge wurden verhört, ihre Akten angefordert und akribisch überprüft. Ihre angebliche Suche nach den damals vergrabenen Wertgegenständen, wie Eheringe, Klappmesser, Taschenuhr, glaubten die Amerikaner jedoch nicht.

Volker-Kaspar war sofort Feuer und Flamme, begeistert bot er seine tatkräftige Unterstützung an. Albert und Ernst aber waren überaus verärgert und stellten Rolf-Kaspar zur Rede, was das solle, wieso er ihren Schwur von damals brach und ob er sich nicht mehr erinnern könne und welche Strafe auf ihn zukommen würde. Sie hatten geschworen für immer! Wütend auf den Verrat des Kameraden wollten sie das Unterfangen abbrechen. Volker-Kaspar versuchte, sich einzuschalten, doch sein Vater hielt ihn rasch zurück.

»Ich kläre das selbst mit den Kameraden«, und schickte ihn fort. Aus der Entfernung sah er die beiden Männer heftig mit seinem Vater streiten, sie schlugen ihn so hart, dass er zu Boden stürzte. Schnell rannte Volker-Kaspar ihm zu Hilfe, doch der hielt ihn ein weiteres Mal zurück.

»Hast Du nicht verstanden? Ich kläre das selbst«, schrie er ihn zornig an, »Ich habe den Verrat begangen und muss meine Strafe tragen! Kapierst Du nicht, das es hier um Ehre und die Einhaltung eines geleisteten Schwures geht?« Unbeholfen rappelte er sich auf und wischte sich mit der zitternden Hand das Blut aus dem Gesicht.

Der Wind wehte leise einige Wortfetzen zu ihm hinüber, doch er verstand nicht den Zusammenhang. Endlich nach einer gefühlten Ewigkeit wurde er zu ihnen gewunken.

Albert, der älteste aus dieser Gruppe sah ihn misstrauisch an,

»Du kannst ihm vertrauen«, versicherte sein Vater, »Und wenn er dennoch redet, darfst Du ihm höchst persönlich den Hals umdrehen. Ich schwöre es.«

»Ha, wir wissen, wie viel dein Versprechen wert ist«, spuckte Ernst ihm angewidert entgegen.

»Volker-Kaspar, Du leistet jetzt, hier und heute, den heiligen Schwur, niemals ein Wort über das Gehörte zu erzählen, oder die Einzelheiten aus der von Deinem Vater erzählten Geschichte weiterzusagen. Das Brechen des Gelöbnisses wird mit dem Tode bestraft. Du schwörst bei Deinem Leben und bei Deinem Blut.«

Mit leichtem Grinsen im Gesicht wollte er den Mund öffnen, doch eine schallende Ohrfeige, die seinen Kopf ruckartig nach rechts beförderte, verhinderte dies.

»Junge, es geht um Dein Leben. Hast Du das verstanden?«

Reflexartig nickte er und fühlte seine rotglühende Wange anschwellen.

»Wir sind wenige der übriggebliebenen Hüter für ein -wahres- Deutsches Reich. Schwöre nicht leichtfertig. Wir vergessen niemals!«

Ein weiteres Mal nickte er. Albert griff nach seiner linken Hand, zog ein Taschenmesser hervor und ehe Volker-Kaspar es begriff, schnitt er ihm in die Handfläche. Danach reichte er das Messer an Ernst weiter, der sich ebenfalls einen Schnitt zufügte. Als letzter Mann wiederholte Albert das Vorgehen.

»Sprich mir nach. Bei meinem Leben, bei meinem Blut schwöre ich niemals mit einem Außenstehenden über unser Geheimnis zu sprechen und das Versteck des Goldes zu verraten. Ich gebe dieses heilige Versprechen und lasse mein Leben für den Bruch. Ich schwöre es.«

Albert reichte ihm die blutige Hand, er legte seine hinein, und wiederholte den gesprochenen Schwur. Dann folgte Ernst, »Ich erneuere mein heiliges Gelöbnis«, und streckte ihm ebenfalls die blutende Hand zum Einschlag entgegen. Eine Gänsehaut überzog den gesamten Körper von Volker-Kaspar, jetzt erst realisierte er, dass sein Vater nicht an diesem Vorgehen beteiligt war. Verwundert drehte er sich zu ihm um. Albert war seinem Blick gefolgt, »Er wird sterben, so wie er es für das Brechen des Schwures versprochen hat. Wir entscheiden, wann der Zeitpunkt gekommen ist, er weiß es, sieh ihn Dir gut an, auch Du hast bei Deinem Leben geschworen. Vergiss das niemals.«

Die heimliche Suche gestaltete sich auf dem zum Teil wildbewachsenen Gelände extrem schwierig und aufwendig. Wieder einmal lief ihnen die Zeit davon, sie hatten von den Plänen der Städte gehört, dass das Gelände zum Teil als Naturschutzgebiet gestaltet werden sollte und ein weiterer Teil als Industriegebiet neu bebaut wurde. Ihre Begeisterung, die Euphorie endlich mit dem Unterfangen starten zu können erwies sich als absolut ernüchternd, sie gruben mit Hilfe des, in das Geheimnis eingeweihten Sohnes, an sehr vielen unterschiedlichen Stellen, fanden allerdings nichts von Bedeutung. Hier lagen jede Menge Nägel, Schrauben, andere Metallteile aus dem damaligen Montage der Lastensegler. Das Jahr neigte sich dem Ende und die Landvermesser waren den ganzen Tag über unterwegs um das Areal für die Bebauung vorzubereiten. Einige Wochen später rückten die ersten Bagger an, sie befreiten das Gelände von den Bäumen und Büschen, schufen die Voraussetzungen für die Ausschachtung der Fundamente. Der beginnende Winter mit Dauerregen und Minusgraden erschwerte ihre Suche zusehends. Alles Weitere wurde auf das kommende Frühjahr verlegt.

Gottes Feuer

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