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Kapitel XI

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Mit welcher Freude empfing ich die Patienten, die mich am nächsten Morgen aufsuchten. Die ganze menschliche Rasse schien mir auf einmal liebenswerter und ich sehnte mich danach, auf alle einige Strahlen der herrlichen Hoffnung fallen zu lassen, die in meinem Herzen dämmerte. Mein erster Besuch dieses Tages galt der armen jungen Frau, von der zurückkehrend mich ein Zug des Schicksals in den Garten lockte, in dem ich Lilian zuerst erblickte. Ich fühlte eine tiefe Dankbarkeit gegenüber dieser Patientin; ohne sie hätte ich Lilian noch nicht kennengelernt.

Der Bruder des Mädchens, ein junger Mann, der bei der Polizei Dienst tat und dessen Gehalt eine verwitwete Mutter und die leidende Schwester unterstützte, empfing mich an der Schwelle des kleinen Hauses.

„Oh, Sir, sie fühlt sich heute viel besser – hat fast keine Schmerzen. Wird sie es überleben, gibt es Hoffnung?“

„Wenn meine Behandlung so gut angeschlagen hat, wie Sie sagen, wenn sie sich wirklich so viel besser fühlt, kann ich, glaube ich, eine Genesung versprechen. Aber zuerst einmal muss ich sie mir ansehen.“

Der Kranken ging es tatsächlich sehr viel besser. Ich fühlte, dass ich durch meine Geschicklichkeit einen großen Triumph errungen hatte, aber an diesem Tag war selbst mein intellektueller Stolz in dem Übermaß an Gefühl, das in meinem Herzen erblüht war, vergessen.

Als ich auf dem Rückweg aus dem Krankenzimmer wieder auf den Bruder traf, der noch immer draußen wartete, lächelte ich.

„Ihre Schwester ist gerettet, Wady. Sie braucht jetzt hauptsächlich Wein und leichte Kost. Beides können Sie von nun an täglich bei mir zu Haus abholen.“

„Gott segne Sie, Sir. Wenn ich jemals etwas für Sie tun kann....“ stammelte er. Dann versagte ihm seine Stimme den Dienst.

Mir, Allen Fenwick, helfen – dieser arme Polizeibeamte. Mir, dem selbst ein König keinen Dienst mehr erweisen konnte. Was verlangte ich auf Erden, außer Ruhm und Lilian´s Herz? Einen Thron und Brot gewinnt man durch die Hilfe anderer; Ruhm und das Herz einer Frau kann man nur aus eigener Kraft erringen.

So schritt ich fröhlich den Hill hinauf, durch das offene Eisentor, über den Feengrund und stand schließlich vor Lilian´s Heim. Der Bedienstete, der mir die Tür öffnete, schien etwas verwirrt zu sein, ließ mich gar nicht erst zu Wort kommen, sondern sagte hastig:

„Nicht zu Hause, Sir; eine Nachricht für Sie.“

Mechanisch drehte ich die Notiz in meiner Hand. Ich fühlte mich wie betäubt.

„Nicht zu Hause! Miss Ashleigh kann doch nicht ausgegangen sein. Wie geht es ihr?“

„Viel besser, Sir, danke Ihnen.“

Immer noch konnte ich die Nachricht nicht öffnen. Meine Blicke wanderten sehnsüchtig zu den Fenstern hinauf und dort – hinter dem Fenster des Besuchszimmers – erblickte ich das finstere Gesicht Mr. Vigors. Vor Zorn fing mein Gesicht an zu glühen, ich erkannte, dass ich entlassen war und verließ mit erhobenem Haupt und festem Schritt den Schauplatz.

Sobald ich das Tor hinter mir hatte, öffnete ich die Nachricht. Sie begann sehr förmlich, man dankte mir in höflichen Worten für den am Vorabend geleisteten Dienst, wolle mich jedoch nicht mit der Wiederholung meines Besuches bemühen und sende anbei den doppelten Betrag des sonst üblichen Honorars. Ich schleuderte das Geld wie eine Natter, die mich gebissen hatte, über die hohe Mauer und zerriss die Nachricht in Fetzen. Nachdem ich auf derart unsinnige Weise meinem Ärger Luft gemacht hatte, machte sie einer dumpfen, nagenden Trauer Platz, die alle anderen Gefühle überlagerte. An Ende der Gasse machte ich halt. Ich schreckte vor dem Gedanken an das Menschengewühl auf den Straßen zurück. Ein noch größeres Greuel aber war mir der Gedanke an die Routine meiner Pflichten, die sich vor mir in der Wüste ausbreitete, in die sich mein Alltag verwandelt hatte. Ich setzte mich auf eine Bank und bedeckte mein mutloses Gesicht mit zitternden Händen. Ich sah auf, als das Geräusch von Schritten an mein Ohr drang und sah Dr. Jones, der, offensichtlich vom Abbots´House kommend rasch die Gasse herunterkam. Er musste zur selben Zeit dort gewesen sein, als ich meine Aufwartung machte. Ich war nicht nur entlassen, sondern sogar schon ersetzt. Ich stand auf, bevor er den Platz erreichen konnte, an dem ich saß, begab mich auf den Weg in die Stadt und machte meine Runde; aber meine Aufmerksamkeit war nicht mehr so zärtlich, meine Kunst nicht mehr so genial von der Glut des Wohlwollens beschleunigt, wie dies meine ärmeren Patienten am Morgen empfunden haben mochten. Ich habe gesagt, wie der Arzt das Krankenzimmer betreten müsse - ruhige Intelligenz. Aber wenn das Herz getroffen ist, leidet der Intellekt ebenfalls. Ich befürchte, an diesem Tag war mein ruhiger Intellekt nicht viel wert. Bichat teilt in seinem berühmten Buch über Leben und Tod das Leben in zwei Klassen, tierisch und organisch. Die Intelligenz des Menschen, mit dem Gehirn als Mittelpunkt, gehört dem tierischen Leben an; seine Leidenschaften, mit Sitz in seinem Herzen und seinen Eingeweiden, dem Organischen. Sollten wirklich die edelsten Leidenschaften, durch die allein wir uns zu dem moralischen Reich des Schönen und Erhabenen aufschwingen, nur in dem Leben wurzeln, welches selbst das organische Leben einer Pflanze mit uns teilt? Sollte dieses niedere organische Leben jenes im Innern des Gehirn befindliche Leben, welches wir mit jeder Wesenheit teilen - wie engelsgleich sie auch sein oder wie weit der Stern, auf dem sie lebt, auch entfernt sein mag, und welchem der Schöpfer die Fähigkeit zu denken geschenkt hat - blockieren, hemmen oder gar zerstören können?

Das Lebenselixier

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