Читать книгу Das Lebenselixier - Эдвард Джордж Бульвер-Литтон, Эдвард Бульвер-Литтон - Страница 18
Kapitel XIV
ОглавлениеMrs. Ashleigh empfing uns im Salon. Ihr Benehmen mir gegenüber war anfänglich ein wenig verlegen und schüchtern. Aber meine Begleiterin übertrug ihrer sanfteren Freundin bald etwas von ihrer eigenen Unbefangenheit. Nach einem kurzen Gespräch begaben wir uns alle drei zu Lilian, für die ein kleines Zimmer im Erdgeschoss als Arbeitszimmer hergerichtet worden war. Freudig bemerkte ich, dass mein Verbot des Sterbezimmers respektiert worden war.
Sie ruhte auf einem Sofa in der Nähe des Fensters, welches jedoch vorsichtshalber geschlossen worden war; das Licht des herrlichen Maitages wurde durch Rollos und Vorhänge am Eindringen gehindert. Im Kamin brannte ein mächtiges Feuer und die Luft im Zimmer glich der eines Treibhauses – das ganze unsinnige, veraltete System, mit dem man die der Schwindsucht verdächtigten Kranken tatsächlich in die Schwindsucht hinein pflegt. Sie bemerkte uns nicht, als wir leise eintraten; ihre Augen ruhten matt auf dem Boden und nur mit Mühe konnte ich einen Aufschrei unterdrücken, als ich sie erblickte. Sie hatte sich in den wenigen vergangenen Tagen sehr verändert und ihr Gesichtsausdruck zeigte tiefste Melancholie. Als sie sich aber beim Geräusch unserer Schritte langsam uns zuwandte und ihre Augen die meinen trafen, überflog ein rasches Erröten ihre bleichen Wangen und sie richtete sich halb auf, sank aber sofort wieder zurück, als ob die Anstrengung sie erschöpft hätte. Es fiel ihr schwer zu atmen und sie hatte einen dumpfen, hohlen Husten. War es möglich, dass ich mich so getäuscht hatte und in diesem Husten die Totenglocke des schlimmsten Feindes jugendlichen Lebens mitklang?
Ich setzte mich neben sie und verwickelte sie in ein Gespräch über alltäglich Dinge – das Wetter, den Garten, einen Vogel in einem Käfig, der neben ihr auf dem Tisch stand. Ihre Stimme, anfangs schwach und leise, wurde zunehmend kräftiger und ihr Gesicht wurde durch ein kindliches, unschuldiges Lächeln erhellt. Nein, ich hatte mich nicht geirrt. Sie hatte nicht das lymphathische, kraftlose Temperament, auf dessen Boden die Schwindsucht Nahrung findet; es war kein hektischer Puls spürbar, keine übereilte Verschwendung der Lebensflamme. Ruhig und gelassen vervollständigte ich meine Untersuchung, stellte meine Fragen und benutzte mein Stethoskop. Als ich dann meinen Blick den ängstlichen Augen ihrer Mutter zuwandte, verriet wohl der Ausdruck meines Gesichts meine Meinung, denn sie eilte auf mich zu, ergriff meine Hand und sagte, mühsam ihre Tränen zurückhaltend:
„Sie lächeln! Sie sehen keinen Anlass zur Furcht?“
„Furcht? Nein, bestimmt nicht! Sie werden schon bald wieder hergestellt sein, oder, Miss Ashleigh?“
„Ja,“ sagte diese mit einem frischen Lächeln „es wird mir schon bald wieder besser gehen. Aber darf ich nicht das Fenster öffnen? In den Garten hinaus gehen? Ich sehne mich nach frischer Luft.“
„Oh, nein, Liebling,“ rief Mrs. Ashleigh erschrocken aus, „nicht so lange der Ostwind anhält. Dr. Jones hat das ausdrücklich verboten. Sie sind doch auch dieser Meinung, Dr. Fenwick?“
„Möchten Sie sich auf meinen Arm stützen und etwas im Zimmer umhergehen?“ antwortete ich. „Dann werden wir sehen, in wie weit wir gegen Dr. Jones rebellieren dürfen.“
Sie erhob sich mit leichter Anstrengung, hustete jedoch nicht. Zuerst bewegte sie sich träge, aber schon nach einigen Augenblicken wurde ihr Schritt leichter und elastischer.
„Lassen wir es darauf ankommen,“ sagte ich zu Mrs. Ashleigh. „es weht kein Ostwind und während wir uns draußen aufhalten, lassen sie um Himmels willen bitte dieses Feuer löschen, das eher für Weihnachten geeignet wäre.“
„Aber...“
„Kein Wenn und Aber! Ein schlechter Arzt, der nicht ein strenger Despot ist.“
So wurde nach dem Strohhut und dem Mantel gesandt. Lilian wurde mit unnötiger Sorgfalt darin eingehüllt und wir begaben uns in den Garten. Unwillkürlich befanden wir uns auf dem Weg zum Mönchsbrunnen, und mit jedem Schritt schien Lilian unter dem Einfluss der kräftigenden Luft und der gemäßigten Temperatur ihre Kraft wiederzufinden. Wir machten beim Brunnen halt.
„Sie fühlen sich nicht ermüdet, Miss Ashleigh?“
„Nein.“
„Aber Ihr Gesichtsausdruck hat sich verändert. Sie wirken trauriger.“
„Nicht trauriger.“
„Trauriger, als ich es zum ersten Mal sah – während Sie hier saßen!“
Ich flüsterte diese Worte. Ich fühlte ihre Hand zittern, während sie auf meinem Arm lag.
„Sie sahen mich hier sitzen?“
Ja. Ich werde es Ihnen eines Tages erzählen.“
Lilian hob ihren Blick, und ich sah in ihren Augen dasselbe Erstaunen, das ich bei meinem ersten Besuch bemerkt hatte. Ein scheinbar nicht unangenehmes, aber doch vage beunruhigtes Erstaunen, welches mich verwirrte.
Wir kehrten bald ins Haus zurück.
Mrs. Ashleigh bedeutete mir durch ein Zeichen, ihr in das Besucherzimmer zu folgen und ließ Mrs. Poyntz bei Lilian zurück.
„Und? Was sagen Sie?“ fragte sie mit bebender Stimme.
„Lassen Sie mich einen Blick auf Dr. Jones´ Verschreibungen werfen. Danke sehr. Hm, habe ich mir gedacht. Gute Frau, der Irrtum bestand darin, die Natur zu unterdrücken, anstatt sie zu kräftigen. In der Verwendung von Narkotika an Stelle von Stimulanzien. Die besten Stimulanzien, noch dazu ohne jede Nebenwirkungen, sind Luft und Licht. Geben Sie mir eine Woche, in der auf meine Vorschriften unbedingt Folge geleistet wird?“
„Das verspreche ich. Aber dieser Husten – haben Sie ihn bemerkt?“
„Ja. Das Nervensystem ist furchtbar geschwächt und ein derart angeschlagenes System imitiert alle möglichen Beschwerden, die mit ihm überhaupt nicht in Verbindung stehen. Der Husten wird bald verschwinden! Aber verzeihen Sie die Frage: Mrs. Poyntz hat mir erzählt, dass Sie wegen des Zustands Ihrer Tochter eine Hellseherin hinzugezogen haben. Weiß Miss Ashleigh davon?“
„Nein; ich habe es ihr nicht erzählt.“
„Das freut mich. Und – um Himmels willen – schützen Sie sie unbedingt vor Gedanken, die in diese Richtung gehen. Schützen Sie sie vor der Beschäftigung mit einer Krankheit, die ihr aus Sorge irrtümlich zugeschrieben wurde. Die Organisation unseres Körpers ist so ausgerichtet, dass man sein Bewusstsein nicht über längeren Zeitraum hinweg auf einen Teil unseres Körpers – so gesund er auch sein mag – konzentrieren kann, ohne ihn einer krankhaften Sensibilität auszusetzen. Versuchen Sie eine halbe Stunde lang all Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren kleinen Finger zu fixieren und bevor die halbe Stunde um ist, werden Sie in dem Finger ein unangenehmes Gefühl, wenn nicht sogar Schmerz spüren. Wie gefährlich ist es also, ein junges Mädchen - in einem Alter, in dem die Einbildungskraft derart aktiv ist - zu zwingen, daran zu glauben, dass es an einer tödlichen Krankheit leidet! Es ist eine Eigenart der Jugend, über Gedanken an einen frühen Tod zu brüten, viel selbstgefälliger, als wir es in reiferen Jahren tun. Pflanzen Sie einem jungen, phantasievollen Mädchen, welches von der Anlage zu einer Schwindsucht so weit entfernt ist, wie Sie oder ich, die Überzeugung ein, sie sinke einem frühen Grabe entgegen und Sie werden, wenn sie auch nicht wirklich an Schwindsucht sterben wird, ihre Konstitution vergiften. Hoffnung ist das natürlichste Heilmittel der Jugend. Man zerstört ihre Wirkung, wenn man Hoffnung raubt. Sobald die vorübergehende Unpässlichkeit Ihrer Tochter verschwunden ist, verbannen Sie die ängstliche Sorgfalt, die sie auf den Gedanken bringen muss, ihr Zustand bewirke, dass sie sich von anderen Mädchen ihres Alters unterscheide. Bringen Sie sie an die frische Luft, das natürlichste Mittel zur Erhaltung des Lebens; lassen Sie sie bei offenem Fenster schlafen und mit Sonnenaufgang aufstehen. Die Natur wird mehr für sie tun können, als irgendein Medikament. Bisher haben Sie die Natur gefürchtet; nun vertrauen Sie ihr.“
An dieser Stelle trat Mrs. Poyntz zu uns, und nachdem ich bereits während des Gesprächs meine Rezeptur und einige allgemeine Verhaltensmaßregeln notiert hatte, schloss ich meinen Rat mit einer dringenden Bitte an diese mächtige Beschützerin.
„Liebe Madam, dies ist ein Fall, in dem ich um Ihre Hilfe nachsuchen muss. Miss Ashleigh sollte nicht auf die Gesellschaft ihrer Mutter beschränkt werden. Eine Veränderung der einen umgebenden Gesichter ist oft genauso wohltuend wie eine Luftveränderung. Wenn Sie gegen Abend ein oder zwei Stunden erübrigen könnten, um sie mit Ihrem heiteren Wesen zu unterhalten....“
„Annie,“ unterbrach mich Mrs. Poyntz, „ich werde um halb acht zum Tee vorbeikommen und mein Strickzeug mitbringen. Ich denke, wenn Du ihn darum bittest, wird Dr. Fenwick auch kommen. Er kann ganz unterhaltsam sein, wenn er sich Mühe gibt.“
„Das hieße wohl, seine Güte über Gebühr in Anspruch zu nehmen, befürchte ich“ sagte Mrs. Ashleigh „doch ich wäre ihm in der Tat sehr dankbar, wenn er uns eine Stunde seiner Zeit schenken würde.“
Ich murmelte eine Zustimmung, wobei ich mich bemühte, nicht zu erfreut zu klingen.
„Dann wäre die Angelegenheit also erledigt“ sagte Mrs. Poyntz „und jetzt gehe ich zu Mr. Vigors und werde verhindern, dass er sich weiter einmischt.“
„Aber Margaret, bitte beleidigen Sie ihn nicht – er ist ein Bekannter meines lieben Gilberts. Und so empfindlich! Ich wüsste bestimmt nicht, wie ich es anfangen sollte, um...“
„Ihn uns vom Hals zu schaffen? Keine Angst. Ich werde mit allem und jedem fertig“, antwortete Mrs. Poyntz frei heraus. Dann küsste sie ihre Freundin auf die Stirn, nickte mir gnädig zu und machte sich – das Angebot, meine Kutsche zu benutzen ausschlagend – zu Fuß auf den kurzen Weg in die Stadt.
Ängstlich näherte sich mir Mrs. Ashleigh, und wieder machte ihre Hand eine schüchterne Bewegung, um mir das verhasste Honorar zu reichen.
„Halt,“ sagte ich; „dies ist ein Fall, der sorgfältigste Überwachung erfordert. Ich möchte so oft hierher kommen können, dass ich als der geldgierigste aller Ärzte erscheinen müsste, wenn ich jeden meiner Besuche mit Guineen berechnen würde. Lassen Sie mich meine Arbeit in Ruhe beenden; mein wissenschaftlicher Stolz ist hier im Spiel. Sobald Sie unter allen jungen Damen des Hills keine frischere, hoffnungsvollere und gesündere sehen als die Patientin, die Sie meiner Obhut anvertraut haben – dann ist noch genug Zeit für eine Entlohnung und meine Entlassung. Nein – ich muss Sie an Ihre Freundin, Mrs. Poyntz verweisen. Die Angelegenheit wurde mit ihr geregelt, bevor sie mich hierher brachte, um Dr. Jones abzulösen.“
Damit enteilte ich.