Читать книгу Das Lebenselixier - Эдвард Джордж Бульвер-Литтон, Эдвард Бульвер-Литтон - Страница 19

Kapitel XV

Оглавление

Nach weniger als einer Woche konnte Lilian als geheilt betrachtet werden. Noch bevor 14 Tage verstrichen waren, hatte sie ihre ursprüngliche Gesundheit wiedererlangt – ja, Mrs. Ashleigh behauptete sogar, sie habe ihre Tochter noch nie so heiter und gesund gesehen. Ich hatte ein fast familiär zu nennendes Verhältnis zum Abbots´ House herstellen können und verbrachte dort fast alle meine Abende. Da Reitübungen einen wichtigen Teil meiner Empfehlungen ausmachten, hatte Mrs. Ashleigh ein schönes und ruhiges Pferd für ihre Tochter erstanden. Wenn das Wetter nicht zu unfreundlich war, ritt Lilian täglich mit Oberst Poyntz, der ein ausgezeichneter Reiter war, aus und wurde häufig auch von Miss Jane Poyntz und anderen jungen Damen des Hill begleitet. Gewöhnlich konnte ich meine Pflichten rechtzeitig erfüllen, um mich den Heimkehrenden anschließen zu können. So trafen wir harmlose Verabredungen, offen und frei heraus im Beisein ihrer Mutter. So teilte sie mir im Voraus mit, in welche Richtung die Ausflüge mit Colonel Poyntz geplant waren und ich versprach, sofern es meine beruflichen Verpflichtungen erlaubten, mich der Gesellschaft anzuschließen. Auf meinen Rat hin öffnete Mrs. Ashleigh ihr Haus beinahe jeden Abend einigen der benachbarten Familien. Lilian gewöhnte sich dadurch an den Umgang mit anderen Jugendlichen ihres Alters. Musik, Tanz und unschuldige Spiele belebten das alte Haus und der Hill erkannte gegenüber Mrs. Poyntz dankbar an, „dass die Ashleighs in der Tat eine große Bereicherung darstellten.“

Aber mein Glück war nicht ganz ungetrübt. Während Lilian sich selbstlos mit Anderen umgab, fühlte ich die Qual jener Eifersucht, die untrennbar mit den frühen Stadien der Liebe verbunden ist, solange der Liebende noch kein Anrecht auf die Zuversicht, die aus dem Bewusstsein, geliebt zu werden, erwächst, erworben hat.

Während dieser gesellschaftlichen Ereignisse hielt ich mich ganz bewusst fern von Lilian. Ich sah sie von jungen, gutaussehenden Bewunderern umworben, die durch ihre Schönheit und Reichtum angezogen wurden – ihr sanftes Gesicht glühte vom Tanz erregt, an dem ich mich sowohl aufgrund der Würde meines Berufsstandes als auch aufgrund meines Alters nie beteiligte und ihr Lachen, so entzückend es auch klingen mochte, schnitt mir tief in die Seele, als ob es mein düsteres Selbst und meine vermessenen Träume verhöhnen wollte. Aber nein, plötzlich, schüchtern, wandten sich ihre Augen verstohlen von ihrer Umgebung ab und blickten zu der Ecke hin, in der ich Platz genommen hatte, als ob sie mich vermisst hätten und, wenn sie meinen Blick trafen, milderte sich ihre Glut, bevor sie sich von mir abwandten, während sich die Farbe ihrer Wangen vertiefte und ihre Lippen ein Lächeln überflog, das sich von dem unterschied, welches sie Anderen zu Teil werden ließ. Und dann – ja, dann – verschwand alle Eifersucht, alle Trauer und ich empfand einen Stolz, der von dem wachsenden Glauben, geliebt zu werden, genährt wird.

Wie sehr doch fühlt ein Mann sich erhoben, wenn er sich aus allen Millionen von diesem Archetyp aus Schönheit und Anmut, dem Meer der Schöpfung, von Horen willkommen geheißen und von den Grazien geschmückt, erwählt sieht. Obwohl die spätere Erfahrung die Illusion des Sterblichen Lügen strafen mag, es handle sich bei jenem Wesen – wie er selbst geschaffen aus Lehm – um eine Tochter des Himmels, entbehrt diese Täuschung nicht einer gewissen Größe. Wohl sind es die Sinne, die später alles ins Profane herab ziehen und erniedrigen, zu Beginn jedoch weichen sie scheu und ehrerbietig vor der Präsenz, die sie bezaubert, in den Schatten zurück. Alles Helle und Schöne im Menschen, lange und schlummernd in ihm verborgen, schwingt sich nun himmelwärts, um den schönsten Traum des Himmlischen zu begrüßen. Nimm diese Schwingen vom Antlitz der Liebe, und Gott entweicht seiner Form.

Quälten mich daher auch Momente eifersüchtigen Zweifels, so genügten jene Augenblicke, um mich in Entzücken zu versetzen. Aber ich hatte andere Gründe zur Unruhe, weniger brennend, aber von ganz anderer Natur.

Trotz der Genesung Lilians von der Krankheit, wegen der sie meiner Fürsorge anvertraut worden war, verwirrte mich doch deren Ursache und wahre Beschaffenheit. Ihrer Mutter gegenüber benutzte ich das bequeme Attribut „nervöse Störung“; erklärte mir jedoch keineswegs alle festgestellten Symptome. Zeitweilig machte sich immer noch, ohne erkennbare Ursache, ein plötzlicher Wandel ihrer Gemütsverfassung bemerkbar. Ihr Blick erstarrte, die Farbe wich aus ihrem Gesicht und ihr Puls wurde schwächer, bis er kaum noch spürbar war; trotzdem deutete nichts objektiv auf eine Herzkrankheit hin, die derartige Warnsignale oftmals produziert. Nach einigen Minuten verschwand dieser Zustand, während dem sie ohne Bewusstsein schien und nicht ansprechbar war. Aber in ihrem Gesichtsausdruck lag während dieser Zeit keine Spur des Leids oder der Qual, sondern vielmehr eine wunderbare Heiterkeit, die ihre Schönheit und ihre Jugend noch stärker erscheinen ließ. Nach dem Anfall erholte sie sich rasch ohne jede Anstrengung und Erinnerung an ihre Ohnmacht, fühlte sich erfrischt, wie etwa nach dem Erwachen aus einem erfrischenden Schlaf. Insgesamt war sie wesentlich fröhlicher und heiterer, als ich nach der Beschreibung ihrer Mutter vermuten konnte. Sie ließ sich in bester Laune auf die Scherze ihrer jungen Gesellschafter ein, wusste offensichtlich die schönen Zeiten des Lebens schnell zu erfassen, zeigte eine kindliche Dankbarkeit für alles, was man ihr an Freundlichkeit erwies und zeigte eine ebenso kindliche Freude an allen Kleinigkeiten, an denen sich nur jene erfreuen können, die einen Sinn für das Reine und Einfache entwickeln. Sobald sich aber das Gespräch ernsthafteren und nachdenklicheren Themen zuwandte, wurde ihre Aufmerksamkeit ganz von dem Gehörten in Anspruch genommen; manchmal entströmte ihren Lippen ein Reichtum an Eloquenz, den ich zuvor noch nie über so junge Lippen kommen hörte und der mich zunächst in staunendes Schweigen, bald aber missbilligende Beunruhigung versetzte. Die Gedanken, denen sie dann Ausdruck verlieh, schienen mir zu phantastisch, zu visionär und Ausschreitungen einer wilden und doch wundervollen Einbildungskraft zu sein. Meist versuchte ich solchen Phantastereien, für die ich keinerlei Sympathien aufbringen und aufgrund ihrer Gefahren für die normale Funktionsfähigkeit eines gesunden Gehirns nicht mit Nachsicht behandeln konnte, zu zerstreuen, Einhalt zu gebieten und zu ernüchtern.

Wenn ich aber versuchte, diese Ergüsse, welche so frei und melodiös hervorsprudelten wie das Lied eines Waldvogels, durch einen frostigen Satz oder ein halb sarkastisches Lachen einzudämmen, pflegte sie mich mit einer Art schmerzlicher Anklage anzusehen; oft wandte sie sich auch mit einem Seufzer oder dem Anflug eines Schauderns von mir ab. Dies war die einzige Weise, in der sie ihr Missfallen kund tat; sonst zeigte sie sich immer freundlich und fügsam und jedes Mal, wenn ich sie - sobald ich wahrgenommen hatte, sie verletzt zu haben - um Verzeihung bat, entschuldigte sie sich ihrerseits demütig bei mir und verherrlichte unsere Versöhnung durch ihr engelgleiches Lächeln. Ich hatte noch nicht gewagt, ihr gegenüber von Liebe zu sprechen und blickte sie auf die Weise an, in der ein Gefangener auf die Blumen und Sterne außerhalb seines Kerkers blicken mag, während er vor sich hinmurmelt: „Wann werden sich die Türen für mich öffnen?“

Das Lebenselixier

Подняться наверх