Читать книгу Das Lebenselixier - Эдвард Джордж Бульвер-Литтон, Эдвард Бульвер-Литтон - Страница 16

Kapitel XII

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Da erinnerte ich mich plötzlich an Mrs. Poyntz. Ich musste Kontakt zu ihr aufnehmen. Deshalb richtete ich meine Runde so ein, dass sie vor ihrer Tür endete. Der Tag war schon weit fortgeschritten und der Diener informierte mich höflich, dass Mrs. Poyntz diniere. Ich konnte also nur meine Karte mit einer Notiz, dass ich ihr am nächsten Tag meine Aufwartung machen würde, hinterlassen. Noch am selben Abend erhielt ich folgende Nachricht von ihr:

Lieber Dr. Fenwick,Ich bedauere sehr, dass ich nicht das Vergnügen haben werde, Sie morgen empfangen zu können. Poyntz und ich machen einen Besuch bei seinem Bruder, der am anderen Ende des Countys wohnt, und wir fahren bereits früh ab. Wir werden einige Tage fort sein. Es tut mir leid, erfahren zu müssen, dass Mrs. Ashleigh sich von Mr. Vigors hat beschwatzen lassen, wegen Lilian Dr. Jones zu Rate zu ziehen. Vigors und Jones haben die arme Mutter eingeschüchtert und bestehen auf einer Tendenz zur Schwindsucht. Unglücklicherweise scheinen Sie selbst den Fall heruntergespielt zu haben. Manche Ärzte füllen ihre Praxis wie einige Priester ihre Kirchen füllen – durch geschickte Hinweise auf die Erscheinungsformen des Schreckens. Sie brauchen keine Patienten, Dr. Jones sehr wohl. Und wahrscheinlich ist es besser so, wie es ist.Ihre, usw. M. Poyntz

Zu meinem selbstsüchtigen Kummer addierte sich nun auch noch Sorge um Lilian. Ich hatte mehr Patienten fälschlicherweise auf Schwindsucht behandelt sterben sehen, als an der Schwindsucht selbst. Dr. Jones war ein geldgieriger, gerissener Mann, ziemlich knapp bei Kasse, der sich sehr gut mit den menschlichen Schwächen auskannte, aber sich nicht sonderlich auf die Behandlung menschlicher Krankheiten verstand. Meine Befürchtungen sollten sich bald bestätigen. Ein paar Tage später hörte ich von Miss Brabazon, dass Lilian ernsthaft erkrankt sei und ihr Zimmer nicht verlassen könne. Mrs. Ashleigh hatte sich durch diesen Umstand bei dem Berg entschuldigen lassen, um die Erwiderung der Besuche, die ihr vom Hill zugeströmt waren, verschieben zu können. Miss Brabazon hatte mit Dr. Jones gesprochen, der habe seinen Kopf geschüttelt und den Fall als ernst bezeichnet; Zeit und Pflege (seine Zeit und seine Pflege!) hätten jedoch schon Wunder bewirkt.

Verstohlen schlich ich mitten in der Nacht den Berg hinauf und blickte auf die Fenster des alten düsteren Hauses – auf ein Fenster, hinter dem ein trübes trauriges Licht brannte, das Licht eines Krankenzimmers – ihres Zimmers!

Endlich kam Mrs. Poyntz zurück. Ich besuchte sie, nachdem ich mir sorgfältig eine Taktik für den Potentaten zurecht gelegt hatte, den ich hoffte, als Alliierten gewinnen zu können. Es war klar, dass ich gar nicht erst zu versuchen brauchte, den Scharfblick eines so feinen Verstandes durch Verstellung oder Halbwahrheiten täuschen zu wollen, mir aber das Wohlwollen eines so herrschsüchtigen und resoluten Charakters verscherzen würde. Vollste Offenheit war hier die klügste Vorgehensweise; außerdem war dies der meiner eigenen Natur am besten zusagende und meiner Ehre am angemessensten erscheinende Weg.

Das Glück wollte es, dass ich Mrs. Poyntz alleine vorfand. Ich ergriff die Hand, die sie mir etwas unterkühlt anbot, mit meinen beiden Händen und sagte mit der Ernsthaftigkeit unterdrückter Emotion:

„Sie äußerten bei unserer letzten Begegnung, ich habe Sie noch nicht gebeten, mein Freund zu sein. Ich bitte Sie, hören Sie mir mit aller Nachsicht zu, die Sie mir zugestehen wollen und gewähren Sie mir wenigstens Ihren Rat, wenn Sie es ablehnen müssten, mir zu Hilfe zu kommen.“

In aller Kürze teilte ich ihr mit, wie ich Lilian zum ersten Mal gesehen hatte und was für einen großen Eindruck – mir selbst unverständlich – diese erste Begegnung auf mich gemacht hatte.

„Sie haben die Veränderung bemerkt, die sie bewirkt hat,“ sagte ich, „Sie erahnten die Ursache, bevor ich selbst mir ihr bewusst war – erahnten sie, als ich an Ihrer Seite saß und mir Gedanken darüber machte, ob es nicht durch Ihre Vermittlung möglich sein könnte, dieses Gesicht, welches mir keine Ruhe mehr ließ, in der Freiheit einer Ihrer Gesellschaften wiederzusehen. Sie wissen, was seither passiert ist. Miss Ashleigh ist krank; ihr Zustand wird meiner Meinung nach völlig falsch eingeschätzt. Die Angst um sie lässt keine anderen Gefühle mehr in mir aufkommen als - Furcht. Aber ich bin es mir schuldig, bin es allen schuldig - auf die Gefahr hin, mich vor Ihnen eher lächerlich zu machen, als eine Rüge zu bekommen - Ihnen offen und aufrichtig meine Gefühle einzugestehen, die meine Furcht so tief werden lassen und die, obwohl kaum mit der Romantik eines träumerischen jungen Mannes vergleichbar, einen unverzeihlichen Narren aus einen Mann meines Rufes und Alters machen könnten – mir, Ihnen und Mrs. Ashleigh schuldig, weil die Ehre immer noch das wertvollste Gut für mich darstellt. Sollten Sie, die Mrs. Ashleigh so nahe stehen und mehr oder weniger auch mit ihren Wünschen und Plänen für die Zukunft ihrer Tochter vertraut sein müssen – sollten Sie glauben, dass diese Pläne oder Wünsche auf eine wesentlich vielversprechendere Verbindung als mit mir abzielen könnten, dann helfen Sie Mr. Vigors, mich aus diesem Haus zu verbannen; helfen Sie dabei, eine anmaßende, eingebildete Leidenschaft zu unterdrücken. Ich kann dieses Haus nicht ohne Liebe und Hoffnung in meinem Herzen betreten; und ich kann die Schwelle dieses Hauses nicht in dem Bewusstsein überschreiten, diese Liebe und Hoffnung könnte Sünde und Verrat sein. Ich könnte vielleicht Miss Ashleigh wieder zu ihrer Gesundheit verhelfen und ihre Dankbarkeit könnte.... – aber ich kann nicht weiter sprechen. Einer solchen Gefahr darf weder sie noch ich ausgesetzt werden, wenn ihre Mutter Absichten verfolgen sollte, deren ich als Schwiegersohn nicht gerecht werden könnte. Ich bin um so mehr verpflichtet, über all das nachzudenken, so lange es noch Zeit ist, da, wie ich von Ihnen weiß, Miss Ashleigh sehr vermögend ist. Wenn ich mich recht entsinne, waren es Ihre eigenen Worte, dass aller Ruhm, den mir mein Beruf verschaffen kann, nicht im Stande ist, mir die Aussichten auf gesellschaftliche Macht und Größe zu eröffnen, die durch Berufe ermöglicht werden, die in meinen Augen weniger edel sind als die des Mediziners. Das waren Ihre Worte.

Ansonsten wissen Sie, dass meine Abstammung als ausreichend achtbar bezeichnet werden kann, dass selbst eine Familie vornehmster Herkunft in einer Verbindung mit mir keine Mesalliance befürchten müsste, hätte ich meinen ererbten Besitz behalten und nicht die Laufbahn beschritten, die mich der Menschheit nützlich macht. Aber ich gebe zu, dass wenn man einen Beruf wie den meinen ergreift – eigentlich jeden Beruf außer dem Militärdienst oder Senat – den Stammbaum vor der Türe lassen muss, er wird ohne jede Bedeutung. Alle Menschen, hoch oder niedrig geboren, betreten die Arena, in der ein Mensch Hilfe von einem anderen Menschen, der etwas aus sich gemacht hat, Hilfe erbittet als gleichwertig; für sie sind ihre toten Vorfahren toter Staub. Daher leite ich auch kein Anrecht aus meiner Herkunft ab. Ich bin nur ein Provinzarzt, dessen Stellung sich in nichts von der derzeitigen unterscheiden würde, wäre sein Vater Schuster gewesen. Aber das Gold behält sein Recht in allen Ständen bei. Derjenige, der es besitzt, ist erhaben über den Verdacht, ein gieriger Glücksritter zu sein. Mein Vermögen und meine Ersparnisse reichen aus, meiner zukünftigen Frau eine bessere Zukunft zu sichern, als dies einem Squire möglich wäre. Ich brauche keine vermögende Frau; ist sie es, bleibt es ihr Eigentum. Entschuldigen Sie diese profanen Details. Habe ich mich klar ausgedrückt?“

„Vollkommen,“ antwortete die Königin des Hills, die mich ruhig, aufmerksam und ohne auch nur eine Unterbrechung angehört hatte – „Vollkommen. Und Sie haben gut daran getan, sich mir so rückhaltlos und umfassend anzuvertrauen. Bevor ich weiterspreche, erlauben Sie mir die Frage, was würden Sie in Lilians Fall empfehlen, nur für den Fall, Sie sollten sie nicht besuchen können? Sie haben kein Vertrauen zu Dr. Jones – ich auch nicht. Zudem bestätigt eine Notiz, die ich heute von Annie Ashleigh bekommen habe, Ihre Befürchtungen. Glauben Sie immer noch, dass keine Anlage zur Schwindsucht vorhanden ist?“

„Ich bin fest davon überzeugt. Soweit dies der flüchtige Einblick erlaubt, den ich in dem Fall gewinnen konnte, scheint mir die Erkrankung einfacher und nicht ungewöhnlicher Natur zu sein. Aber im Falle, dass meine eigenen Fähigkeiten, so wertvoll sie auch sein mögen, unerwünscht sein sollten, empfehle ich dringend, dass Mrs. Ashleigh mit ihrer Tochter unverzüglich nach London reist, um dort Kapazitäten zu konsultieren, mit denen meine eigene Meinung und Erfahrung nicht konkurrieren kann, und deren Ratschläge befolgt.“

Mrs. Poyntz beschattete einige Momente ihre Augen mit ihrer Hand und schien sich mit sich selbst zu beraten. Dann sagte sie mit der ihr eigenen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Spott:

„In einer normaleren Angelegenheit hätten Sie mich längst auf Ihrer Seite. Dass Mr. Vigors sich erdreisten konnte, meine Empfehlungen an einen Bewohner des Hills zu negieren, ist gleichbedeutend mit einem Akt der Rebellion und greift meine Vorrechte an. Aber ich habe meinen Unwillen über einen so ungewöhnlichen Affront teilweise aus Ärger über Sie, mehr noch aber aufgrund meiner Achtung vor Ihnen unterdrückt.“

„Ich verstehe. Sie entdeckten mein Geheimnis und wussten, dass Mrs. Ashleigh ihre Tochter keinem Provinzarzt vermählen würde.“

„Kann ich – oder können Sie sicher sein, dass die Tochter selbst ein solches Schicksal akzeptieren würde; oder dass sie ihre Entscheidung nicht später bereuen würde?“

„Halten Sie mich bitte nicht für den eitelsten aller Männer, wenn ich sage – ich kann nicht glauben, dass ein Gefühl, das so ganz im Widerstreit zu meiner Vernunft steht, allem widersprechend, was den Gewohnheiten meines Empfindens entspräche, selbst den Träumen der Jugend, deren Wissensdurst jeden Gedanken an Liebe ausschloss, wenn ich nicht absolut der Überzeugung sein könnte, dass Miss Ashleighs Herz frei sei, ich es gewinnen und festhalten könnte. Ich kann Ihnen nicht sagen, warum ich so überzeugt davon bin, dass sie mich lieben könnte – genau so wenig, wie ich Ihnen sagen könnte, weshalb ich sie liebe.“

„Ich bin zwar ziemlich der Welt zugewandt - also weltlich; aber ich bin auch eine Frau, wenn ich mir auch nicht viel daraus mache, als solche anerkannt zu werden. Deshalb hört sich das, was Sie sagen, vom weltlichen Standpunkt aus betrachtet als völliger Unsinn, von einem weiblichen Standpunkt aus aber als durchaus logisch an. Aber Sie können Lilian nicht so gut kennen wie ich. Ihre Natur steht in einem starken Gegensatz zu der Ihren. Ich glaube nicht, dass sie eine gute Frau für Sie abgeben wird. Sie ist die reinste, unschuldigste Kreatur, die man sich nur vorstellen kann, aber mit dem Kopf immer irgendwo im siebten Himmel. Sie selbst war im Moment auch dort, aber Sie haben einen unwiderstehlichen Drang zum festen Boden unter den Füßen, der nach den Flitterwochen wieder sein Recht fordern wird – ich glaube nicht, dass Sie beide in Harmonie leben könnten. Ich glaube nicht, dass Lilian mit Ihnen sympathisieren würde und bin sicher, dass auch Ihre Sympathie die langweilige Bahn des Alltagslebens nicht überbrücken könnte. Deshalb war es mir sowohl für Ihr, als auch das Wohl des Mädchens nicht unangenehm, als ich erfuhr, dass Sie durch Dr. Jones ersetzt worden waren. Um aber Ihre Offenheit zu erwidern, sage ich Ihnen, kehren Sie nicht mehr in dieses Haus zurück. Überwinden Sie dieses Gefühl, diese Einbildung, Leidenschaft – wie immer Sie es nennen wollen. Ich werde Mrs. Ashleigh raten, Lilian mit in die Stadt zu nehmen. Wollen wir die Angelegenheit so regeln?“

Ich war unfähig zu sprechen. Ich begrub mein Gesicht in meinen Händen – Not, Elend, Einsamkeit!

Ich weiß nicht, wie lange ich so da gestanden haben mochte, vielleicht viele Minuten. Schließlich fühlte ich eine feste, aber keineswegs unsanfte Berührung meiner Hand, und eine klare, volle, aber nicht entmutigende Stimme sagte zu mir:

„Lassen Sie mich über dieses Gespräch noch einmal gut nachdenken und die Bedeutung all dessen, was Ihr tiefes Gefühl übermittelt, erwägen. Die materiellen Interessen füllen nicht beide Schalen der Waage. Das Herz liegt nicht immer auf der Seite der materiellen Überlegungen, sondern wirft sein Gewicht oft in die andere Waagschale. Ich habe manchen weisen Mann, noch viel öfter aber törichte Frauen sagen hören, es sei besser, mit jemandem, den man liebt, unglücklich zu sein, als mit jemandem, den man nicht liebt, glücklich zu sein. Sind Sie auch dieser Auffassung?“

„Mit jedem Gedanken meines Gehirns und jedem Pochen meines Herzens, ja!“

„Nach dieser Antwort erübrigen sich alle meine Fragen. Sie werden morgen von mir hören. Bis dahin werde ich Annie und Lilian getroffen haben. Ich werde beide Seiten der Waagschale belastet haben – und dieses Herz hier, Allen Fenwick, scheint sehr schwer ins Gewicht zu fallen. Gehen Sie jetzt. Ich höre Schritte auf der Treppe, Poyntz bringt mir einige Klatschbasen, und Schwätzer sind Spione.“

Ich fuhr mit der Hand über meine tränenlosen Augen, aber wie hätten Tränen mir Erleichterung verschaffen können? Ich ging ohne ein Wort die Treppe hinunter und traf am Fuß der Treppe Oberst Poyntz und den alten Mann, den mein Rezept von seiner Neuralgie befreit hatte. Der Mann pfiff eine heitere Arie, die er vielleicht auf dem Schulhof gelernt hatte. Als ich an ihm vorbei gleiten wollte, brach er in Dankesbezeigungen aus und hätte mich fast umarmt. Ich fasste seine freudigen Segenswünsche als gutes Omen auf und nahm sie mit mir hinaus in den hellen Sonnenschein. Einsamkeit – Einsamkeit! War das mein Los für alle Zeit?

Das Lebenselixier

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