Читать книгу Gefährliche Erben - Elfi Hartenstein - Страница 15
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Оглавление„Wird gleich besser.“ Sylvie Westphal packte die Spritze und das, was vom Verbandszeug übrig geblieben war, wieder in ihren Arztkoffer. Albert hatte sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt, den linken Ellenbogen und die verbundene Hand auf der Kopflehne des Diwans, saß er mit halb geschlossenen Augen da. Erschöpft, teilnahmslos.
„Gut, dass du deinen Notfallausweis eingesteckt hattest“, versuchte Sylvie ihn aufzumuntern.
Er öffnete die Augen und sah sie groß an. „Hättest du mir sonst was Falsches gespritzt?“
„Vielleicht. Von dir hab ich jedenfalls nicht erfahren, ob du Typ A oder B bist. Mit einer Faktor-VIII-Substitution wären wir nicht weit gekommen.“
Albert nickte. „Entschuldige. Ich …“ Seine Unterlippe zitterte, als wollte er am liebsten losheulen. Aber er biss die Zähne zusammen und streckte den Rücken. Für einen Zwölfjährigen in dieser Lage nicht selbstverständlich, fand Sylvie. Sie setzte sich neben ihn, legte ihm einen Arm um die Schulter.
„Tapferer Junge.“
Als hätte Albert nur auf dieses Wort gewartet, sank er in sich zusammen und rutschte an Sylvie heran. Ohne den Kopf zu heben, nuschelte er: „Und du bist sicher, dass dein Freund Lou uns hier rausholt?“
„Ganz sicher.“
Albert schniefte. „Hoffentlich bald.“ Dann jedoch, als fühlte er sich ertappt, richtete er sich auf. „Dieses Kellerloch hier ist wirklich unzumutbar.“ Die Stimme plötzlich klar, hochmütig, ohne jede Kindlichkeit.
Sieh mal an, dachte Sylvie, der junge Graf darf sich den bemitleidenswerten kleinen Jungen nicht gestatten. Spielt hier zwar keine Rolle, aber vielleicht tut es ihm ja gut.
„Und außerdem hab ich Hunger.“ Das allerdings klang ziemlich kläglich, und schon war der junge Graf wieder in sich zusammengesunken und lehnte an ihrer Schulter.
Sylvie seufzte. „Versteh ich. Ich auch. Was hättest du denn am liebsten?“ In dieser Situation über Lieblingsessen zu reden, war ziemlich absurd, doch wenn es den Jungen von seiner verstümmelten Linken, von den Schmerzen, die im Moment betäubt waren, aber bald wiederkommen würden, ablenkte, einen Versuch wert.
„Gefüllte Kalbsbrust mit schwäbischen Spätzle“, sagte Albert prompt. „Aber die kann hier sowieso niemand, sagt Mama.“
„Kommt deine Mama aus Schwaben?“
„Baden-Württemberg. Freiburg. Meine Oma wohnt noch dort. Sie macht die Spätzle selber.“
„Okay“, sagte Sylvie. „Dürfte es auch etwas weniger anspruchsvoll sein?“
„Cuisses de grenouilles.“
„Aha?“
„Froschschenkel. Provenzalischer Art mit Olivenöl und viel Knoblauch. Kennst du wahrscheinlich nicht, oder?“
Der junge Graf Albert konnte wirklich unschlagbar arrogant sein.
Sylvie ignorierte es. „Ich werde der Küche Bescheid geben, Boss. Fürchte bloß, wir müssen uns darauf einstellen, dass die hier allenfalls mit einem Dosenöffner umgehen können.“