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Zwei Stunden später lehnte Fred Klotz an einem Motorrad auf einer Anhöhe fünfzehn Kilometer vor Berlin und blickte über die Landschaft, hinüber zu verlassenen Häusern mit zerfallenen Zäunen. Er sah hinunter auf die Landstraße, die an einem Bach entlangführte. Fred hatte eine neue Lederjacke an. Seine von Murat ruinierte war grün gewesen, flaschengrün, seine Lieblingsfarbe. Die, die er jetzt trug, war oliv. Dickes, weiches Leder, gut zum Motorradfahren und auch sonst ein gutes Teil, um in Biker-Kneipen zu imponieren. Die Maßanfertigung einer Ledermanufaktur in Friedrichshain. Fred schaute auf seine gefälschte Rolex. Er holte ein Fernglas aus der Satteltasche des Motorrads, drehte sich nach der Sonne – er wollte vermeiden, dass die Gläser reflektierten und den Boten warnen konnten. Er nahm die Bushaltestelle an der Landstraße ins Visier. Fred konnte sich nicht vorstellen, dass dort um diese Zeit ein Bus hielt. Wahrscheinlich kam morgens und nachmittags ein Schulbus, aber er bezweifelte, dass es in dieser Gegend überhaupt noch Schulkinder gab. Jetzt tauchte ein Auto auf, kam näher. Ein Landrover. Ziemlich neu. Er hielt an der Bushaltestelle. Pünktlich, dachte Fred. Er stellte die Schärfe der Objektive nach. Eine Frau stieg aus. Ende dreißig. Elegant. Teurer Countrylook. Sie nahm einen Aktenkoffer vom Beifahrersitz, sah sich um, schaute zum Abfallkorb an der Haltestelle, ging mit dem Aktenkoffer hin, sah sich noch mal um. Dann versuchte sie, den Aktenkoffer in den Abfallkorb zu stecken. Es funktionierte nicht. Der Koffer war zu groß.

Sie sah sich wieder um. Schließlich stellte sie den Koffer unter dem Abfallkorb auf den Boden und stieg wieder ins Auto. Sie fuhr nicht weg.

„Fahr endlich, verpiss dich“, fluchte Fred leise vor sich hin. Aber sie fuhr nicht. Sie stieg wieder aus, hatte ein Kuvert in der Hand und einen Füller, schrieb damit etwas auf das Kuvert, nahm ihre Halskette ab, ihre Ohrringe, Armreifen, Ringe, steckte alles in den Umschlag, klebte ihn zu. Sie ging zum Aktenkoffer, öffnete ihn, warf den Umschlag hinein, schloss den Deckel und stellte den Koffer wieder unter den Abfallkorb. Dann ging sie zum Wagen zurück, stieg ein und fuhr los.

Fred wartete, bis der Landrover aus seinem Blickfeld verschwunden war und er sicher sein konnte, dass kein anderes Fahrzeug in der Nähe war, schob das Fernglas wieder in die Satteltasche, setzte seinen Helm auf, startete sein Motorrad und lenkte es langsam über den teilweise vom Regen weggeschwemmten Weg nach unten. An der Haltestelle griff er sich im Vorbeifahren den Aktenkoffer unter dem Abfallkorb, kam dabei fast ins Schleudern, legte ihn vor sich auf den Tank und gab der Maschine Stoff. Er fuhr über die Feldwege und quer durch die Landschaft, er kannte den Weg, er war ihn probehalber ein paarmal gefahren, er genoss die Maschine unter seinem Hintern, bog in ein Waldstück ein, den Waldweg war er auch schon abgefahren, jetzt stürzte er jedoch fast über einen querliegenden Ast, der gestern noch nicht da gewesen war.

Gefährliche Erben

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