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16 DI 24.04.

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„Hallo?“

Gereizt drehte sich Mathilde um die eigene Achse – nein, niemand, den sie auch nur irgendwann einmal gesehen hatte. Von Bekannten aus der Uni oder von Lingua ganz zu schweigen.

Da, da winkte eine Frau. Eher ein Mädchen. Ergeben blieb Mathilde stehen und sah ihr abwartend entgegen. Wahrscheinlich würde sie gleich fragen, ob sie ein paar Minuten Zeit hätte für einige Fragen. Nur ein kurzer Test… oder ein Persönlichkeitstest? Aber wenn das eine Sektentussi war, würde sie ihr eine reinhauen.

Wenigstens verbal.

Oder Haste mal ´nen Euro? Nein, so sah die Frau auch nicht aus. Anfang zwanzig, schätzte Mathilde. Eher billig gekleidet, aber ordentlich und ziemlich teeniemäßig. Keine Pennerin.

„Hallo!“, sagte die Fremde atemlos und strahlte sie an. Wie ein junger Hund, dachte Mathilde. Leider fiel sie auf das Kindchenschema nicht herein.

„Ja bitte?“, war also ihre kühle Reaktion.

„Wir kennen uns doch?“

Ach Gottchen, was für eine Uraltmasche.

„Nicht dass ich wüsste.“ Sehr gut, das war noch eine Nuance kälter.

„Aber bestimmt doch! In der Uni!“

„Kaum. In welchem Kurs soll das denn gewesen sein?“

Das Mädchen - eine Frau war sie bei näherer Betrachtung noch nicht – zögerte kurz. „Nein, Kurs… ich fange ja jetzt erst an zu studieren. Aber wir haben uns doch in der Eingangshalle - heißt das so? - mal unterhalten?“

„Dann machen Sie gerade erst Abitur? Und in der Eingangshalle war ich seit mindestens einem Semester nicht mehr.“

Erneut eifriges Strahlen. „Ja, genau… Abitur. Und dann geht es so richtig los!“

Soo jung wirkte sie wiederum auch nicht. Mathilde betrachtete sie mit schief gelegtem Kopf.

„Aber dann sollten Sie doch jetzt in der Schule sein? Oder zu Hause, um zu lernen? Geht das Abi nicht in zwei Wochen los?“

„Ach, ich bin schon ziemlich fit. Und man muss sich hier doch mal umschauen, nicht? Wissen Sie, wo man hier am besten wohnt?“

„Am besten? Ich denke nicht, dass man sich das aussuchen kann. Dort, wo es am billigsten ist, denke ich. Selling ist nicht teuer, oder Spitzing. Oder am Westkreuz, aber da ist es ziemlich schrecklich, habe ich mir sagen lassen. Sind Sie denn nicht aus Leisenberg? Sie müssten das alles doch selbst wissen?“

„Nein, ich – ich komme aus Ingolstadt. Heute haben wir sowieso schulfrei. Lehrerkonferenz.“

In ihrer Schulzeit hatte es Ende April keine Lehrerkonferenzen gegeben, wunderte sich Mathilde – aber wer wusste schon, wie das anderswo gehandhabt wurde? Eigentlich war es ihr auch herzlich gleichgültig.

„Ich fürchte, ich habe jetzt einen Termin“, sagte sie also mit Blick auf die Uhr, aber so einfach war das Mädchen nicht loszuwerden.

„Warten Sie doch! Ich heiße Jenny Bauer und ich kenne mich hier absolut noch nicht aus. Können Sie mir nicht helfen, hier eine Wohnung zu finden?“

Ganz schön dreist.

Und ein Blick wie ein Hundebaby.

Mathilde verhärtete ihr Herz. „Erstens sollten Sie abwarten, ob Sie Ihren Studienplatz überhaupt hier bekommen, bevor Sie voreilig etwas anmieten. Und zweitens finden Sie am ehesten etwas, wenn Sie die Schwarzen Bretter im Studentenwerk studieren. Im Erdgeschoss unter der Unibibliothek, dort hinten.“

Sie zeigte sogar noch hilfsbereit in die entsprechende Richtung.

„Wo wohnen Sie denn?“, fragte dieses Gör prompt.

„Das geht Sie wohl nichts an“, antwortete Mathilde kalt und eilte grußlos davon. War für eine aufdringliche Person, ärgerte sie sich auf dem Weg nach Hause. Aber sie hatte keine Lust, sich von einer offensichtlich beschränkten Abiturientin die Laune verderben zu lassen. Nicht jetzt, wo die Wohnung doch schon deutlich besser aussah!

Oder? Als sie die Wohnungstür aufgeschlossen hatte, war sie nicht mehr gar so sicher. Eine große Veränderung war immer noch nicht feststellbar, wenn man die Gesamtsituation betrachtete. Egal, sie hatte ja alle Zeit der Welt.

Allerdings nicht im Moment. Im Moment sollte sie sich etwas gepflegter herrichten und dann zügig zu Lingua aufbrechen. Und danach zur Uni…

Alte Hexe

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