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Kapitel 11
ОглавлениеDer Wecker klingelt und reißt mich aus meinem Traum. Es muss ein Traum gewesen sein, denn im wahren Leben würde ich Dirk niemals küssen, geschweige denn mehr.
Ich versuche, diesen verdammten Schlafräuber zur Ruhe zu bringen und drücke mehrfach irgendwelche Tasten, bis es wieder ganz still ist. Ich weiß, dass ich jetzt aufstehen muss, es ist 6 Uhr aber mein Körper ist noch nicht bereit. Also gut, noch fünf Minuten.
Als das blöde Teil 9 Minuten später wieder mit dem Lärm anfängt, schrecke ich hoch. Ich bin wohl tatsächlich wieder eingeschlafen. So ein Mist, jetzt aber raus.
Ich stelle mich unter die Dusche, putze mir die Zähne. Nachdem ich mich eingecremt und geschminkt habe, gehe ich an meinen Kleiderschrank. Was ziehen wir heute an? Das ist unter der Woche morgens immer die große Fangfrage.
Ich entscheide mich heute für einen schwarzen Bleistiftrock und meine Lieblingsbluse. Sie ist weiß und der Schnitt konservativ. Keine Rüschen, kein Schnick-Schnack. Das einzig extravagante ist der Stoff. Sie ist aus Seide und fühlt sich einfach himmlisch an. Noch ein Blazer und meine schwarzen Heels und schon ist das Outfit fertig.
Auf dem Weg ins Büro hole ich noch einen Kaffee bei meinem Lieblingsbäcker um die Ecke ab und nehme noch ein belegtes Brötchen mit.
In der Kanzlei bin ich die erste, was nicht verwundert, da Dirk nicht vor 9 Uhr auftaucht. Die anderen Assistentinnen sind aber auch noch nicht da, was mir nur Recht ist. Ich bin froh, etwas Zeit alleine zu haben. Morgens bin ich einfach noch nicht ganz ich selbst. Ich brauche Anlaufzeit, der erste Kaffee, Frühstück, dann geht es langsam bergauf. So funktioniert mein Biorhythmus.
Eine Stunde später ist Melli da. Sie ist die Assistentin von Loreley, Dirks kleiner Schwester. Wobei klein etwas missverständlich ist, sie ist schließlich weder kleiner noch altersmäßig jünger als ich.
"Und wie war Dein Wochenende?", fragt mich Melli als ich in unsere Kaffeeküche komme.
"Ging so. Habe nicht viel gemacht. Du weißt schon, ein entspanntes Wochenende zu Hause auf der Couch mit einer guten DVD und einem besseren Glas Wein.", sage ich.
"Oh Man, wann höre ich wieder ´ne heiße Story mit ein bisschen Mann drin?", fragt Melli "Du bist schon so lange Single. Das geht doch nicht. Wenigstens eine Affäre, ein One-Night-Stand. Was ist los mit Dir? Stehst Du nicht mehr auf Männer? Das ist doch nicht gesund."
Ich werde rot und zwar richtig. "Doch natürlich stehe ich auf Männer, wie kommst Du denn jetzt darauf?", sage ich und merke, wie peinlich mir das Thema ist.
"Hör mal. Ich will mich ja nicht einmischen aber das ist echt nicht gesund. Du hast Bedürfnisse oder nicht? Doch natürlich! Und die müssen befriedigt werden. Das ist heutzutage doch ganz normal."
"Ich geh nicht mit irgendjemandem ins Bett, nur um meine Bedürfnisse zu befriedigen. Dafür kann ich schon selbst sorgen." Jetzt werde ich doch etwas sauer. Was gehen sie meine Bedürfnisse an. Und wieso rede ich überhaupt darüber? Gibt es nichts Wichtigeres?
Sie schaut mich skeptisch an und meint nur: "Also, wenn Du mal so richtig auf den Putz hauen willst, sag Bescheid. Ich kenne da einen Club, der lässt keine Wünsche offen." Melli zwinkert mir zu. Ja, sie zwinkert mir echt zu. Ich kann es nicht fassen, sie ist fünf Jahre jünger als ich und ich will lieber nicht wissen, von was für einem Club sie hier gerade spricht. Ich bin fassungslos oder bin ich prüde?
„Das ist jetzt nicht dein Ernst Lisa,“, sage ich zu mir selbst. Du denkst jetzt nicht wirklich, dass du prüde bist, nur, weil du nicht mit jedem x-Beliebigen ins Bett hüpfst. Nein, das denkst Du nicht. Ich eile aus der Kaffeeküche an meinen Platz. Für dieses Gespräch ist es noch eindeutig zu früh. Ich bin noch nicht bereit. Und ich bin nicht prüde.