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Kapitel 2

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Ich erwache am nächsten Morgen und, oh mein Gott, mein Kopf ist ein einziger Schmerz und ich habe Durst. Noch nie habe ich solch einen Durst verspürt. Ich vertrage aber auch gar nichts! Das war doch nur Bier, verfluchter Mist. Ich wusste, dass das keine gute Idee war. Aber das hilft mir jetzt auch nicht. Wo zum Geier sind nur die verdammten Kopfschmerztabletten und wenn wir schon dabei sind, wo ist die verdammte Sonnenbrille? Wo ist der verfluchte Wasserhahn?

Zwei Stunden, zwei Schmerztabletten und mindestens zwei Liter Wasser später setze ich die Sonnenbrille ab und versuche aufzustehen. Ich muss etwas essen. Wie war das nochmal, was sollte man bei einem Riesenkater essen? Salz? Heringe? Egal, ich schaue, was der Kühlschrank hergibt. Das ist leider nicht viel. So ein Mist, ich muss noch einkaufen. Also gut, für den Anfang muss Instantbrühe ausreichen. Die habe ich, Gott sei Dank, immer im Haus.

Ich versuche gerade, den ersten Schluck der noch heißen Brühe zu trinken, als es an meiner Haustür klingelt. Ich gehe kurz in mich, wen habe ich vergessen? Bin ich heute verabredet? Wie spät ist es eigentlich?

Es ist 12 Uhr. An eine Verabredung kann ich mich immer noch nicht erinnern, da klingelt es erneut. So ein Mist. Ich bin unpässlich. Egal wer es ist, ich bin nicht da.

Leider ist mein Besucher nicht sehr einsichtig. Als es zum gefühlt tausendsten Mal klingelt, mir der Kopf quasi schon mehrfach geplatzt ist, gebe ich den Kampf gegen die Klingel auf und schleppe mich an die Gegensprechanlage.

„Ja, bitte?“, krächze ich.

„Lisa mach endlich auf, hier ist Deine Mutter!“ Die Worte meiner Mutter reichen aus, um meinen Puls in bedenkliche Höhen vorschnellen zu lassen und meinen Adrenalinpegel auf den Gipfel des Mont Everest zu katapultieren. Und plötzlich bin ich wieder unter den Lebenden. Fragt sich nur wie lange dieser Zustand anhält. Aber darüber kann ich mir später Gedanken machen. Zunächst eine kurze Bestandsaufnahme. Was habe ich mit meiner Mutter ausgemacht? Wieso ist sie hier? Egal, ich weiß es einfach nicht. Ich mache auf und begebe mich in mein Schicksal. Das nicht lange auf sich warten lässt.

„Du meine Güte, was ist mit Dir passiert? Nur gut, dass ich in der Nähe war und Dir etwas von meiner Hühnersuppe vorbeibringen wollte. Du siehst aber gar nicht gut aus. Kind, was hast Du denn? Eine Lebensmittelvergiftung? Vielleicht sollten wir zum Arzt?“ Bevor meine Mutter noch den Notarzt anrufen kann, sage ich nur: „Ich habe Gestern lediglich meine Trinkfestigkeit getestet und, wie Du sehen kannst, ist es nicht gut ausgegangen.“

Meine Mutter starrt mich nur an. Nach einer gefühlten Ewigkeit sagt sie schließlich: „Ich habe Dich für vernünftiger gehalten Lisa. Das ist nicht meine Erziehung.“ Und schon geht sie in meine Küche. Leicht eingeschüchtert folge ich ihr.

„Wir haben einen Fall verloren und ich bin schuld.“, sage ich leise.

„Das ist doch Unsinn. Dirk hat mich heute angerufen und erzählt, dass es Dir nicht gut geht. Allerdings hätte ich nicht damit gerechnet!“ Sie zeigt auf mich, redet aber gleich weiter: „Und er hat gesagt, dass Du nicht schuld an der Niederlage bist.“

Ich bin sprachlos. Was hat meine Mutter da gerade gesagt? Dirk? Seit wann duzen sich mein Chef und meine Mutter? Erneute Bestandsaufnahme. Was habe ich übersehen? Mist! Habe ich denn gar nichts mehr im Griff?

„Guck nicht so schockiert. Ich habe ihn vor einiger Zeit angerufen und zu Deiner Geburtstagsfeier eingeladen. Schließlich wird man nicht alle Tage 30. Und Du arbeitest seit fast 10 Jahren für die Kanzlei seines Vaters und seit 5 Jahren für Dirk. Außerdem ist er seit Jahren mit Stefan befreundet, wenn Du Dich erinnerst. Damit gehört er quasi zur Familie!“

Ich bin immer noch sprachlos. Memo an mich: Nie wieder Alkohol. Ja, das muss an meinem Zustand liegen. Ich kapiere gerade gar nichts mehr.

„Mom, ich bin etwas angeschlagen. Könnten wir dieses Gespräch ein andermal führen?“, frage ich sie vorsichtig. Ich kenne meine Mutter leider nur zu gut. Wenn sie etwas loswerden will, dann wird sie es los. Aber hoffen kann man ja.

„Für Deinen Zustand bist Du selbst verantwortlich. Aber ich werde gnädig sein und Dir jetzt etwas Anständiges zum Essen machen, und zwar meine Hühnersuppe. Du hast, wie ich Dich kenne, sowieso nichts Essbares im Haus. Und dann gehen wir erst einmal einkaufen. Wie ich richtig vermute, hast Du darauf mal wieder großzügig verzichtet. In Deinem Kühlschrank ist gähnende Leere, wofür hast Du den überhaupt?“

„Es gibt hier einen sehr guten Lieferservice.“, entgegne ich und überhöre den Vorwurf. So kampflos gebe ich nicht auf.

Oh, oh, das war nicht gut. Meine Mutter schweigt und schaut mich an. Diesen Blick kenne ich. Als kleines Mädchen wusste ich sofort, dass ich was ausgefressen habe, wenn sie mich so angeschaut hat. Das heißt: zurückrudern, um zu überleben.

„Du hast ja Recht. Ich bin einfach nicht dazu gekommen. Eigentlich wollte ich heute einkaufen gehen. Ich fühle mich nur nicht so gut.“, versuche ich, zu schlichten.

Sie schweigt immer noch.

„Also gut, wir gehen einkaufen. Gib mir nur noch etwas Zeit, um mich zu sammeln.“, brabble ich vor mich hin.

„Das ist mein Mädchen. So, jetzt ab ins Bad und mach Dich ausgehfertig. Ich mache Dir inzwischen die Suppe warm.“

Und schon flüchte ich ins Bad.

Oh mein Gott, wann bin ich wieder zu der Fünfjährigen geworden, die sich vor ihrer eigenen Mutter fürchtet? Man, heute geht es mir wirklich schlecht.


Liebe ist...

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