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2Deine Verantwortlichkeiten als Scrum Master

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Karl & Nieke – Verbindung

Nieke hätte nicht gedacht, dass sie so schnell wieder von ihrem jungen Scrum-Master-Kollegen hören würde. Aber tatsächlich hatte er sich nur wenige Tage nach ihrem ersten Treffen per E-Mail bei ihr gemeldet. Er hatte vorgeschlagen, sich auf dem nächsten Agile Monday – einer offenen Veranstaltung für Menschen, die sich für Agilität interessieren – zu treffen und im Anschluss noch ein bisschen Erfahrungen auszutauschen. Und hier sitzen sie nun. Sie lauschen den letzten Worten des Redners, der einen Vortrag über »Die fünf Gesichter des Scrum Masters« hält. Nach dem abschließenden Applaus und einer kurzen Fragerunde wird es langsam leer im Coworking Space. Daher entscheiden sich Nieke und Karl, ihren Erfahrungsaustausch in ein nettes Café um die Ecke zu verlegen.

Beide haben bereits während des Vortrags immer wieder Parallelen zwischen der Scrum-Master-Tätigkeit und ihrem gemeinsamen Lieblingshobby – dem Klettern – gefunden. Nun kommen sie aus dem Vergleichen gar nicht mehr heraus, so offensichtlich und spannend ist der Zusammenhang.

»Sind wir nicht auch beim Klettern ein bisschen als Trainer unterwegs?«, stellt Karl die Frage in den Raum, um sie sofort selbst zu beantworten. »Wenn ich eine Route zuerst geklettert bin, erkläre ich doch auch meinen Partnern unten die schwierigen Stellen in der Route und gebe Tipps, wie diese umgangen oder gemeistert werden können. Das mache ich umso mehr, wenn ich mit Kletterneulingen unterwegs bin. Diese muss ich natürlich erst einmal in die Grundlagen des Kletterns einweisen sowie wichtige Regeln und den Rahmen erklären. Genau wie das ein Scrum Master mit einem neuen Team macht.«

Nieke erwidert: »Aber auch die Coaching-Rolle übernehme ich während des Kletterns regelmäßig, ohne groß darüber nachzudenken. Wenn meine Partnerin erst mal in der Wand hängt, kann ich ihr nicht mehr sagen, was sie als Nächstes machen soll. Vielmehr versuche ich mit hilfreichen Fragen zu unterstützen, z.B. ob sie irgendwo links oben einen Griff finden kann.«

»Alternativ mache ich meine Kletterpartner auf Verhaltensweisen aufmerksam, die sie selbst im Stress gerade nicht erkennen. So habe ich bei unserer letzten Klettertour eine Anfängerin darauf hingewiesen, dass sie die Armmuskulatur die ganze Zeit im vollen Einsatz hat und ihr schnell die Kraft ausgehen wird, wenn sie sich keine Pause gönnt«, führt Karl den Gedankengang fort.

»Ja, das kenne ich«, übernimmt Nieke wieder. »Doch manchmal sind auch Motivations-Interventionen gefragt, damit unsere Partner kurz vor dem Ziel nicht aufgeben. Wenn ich für jedes ›Los, einfach durchdrücken, dann hast du es geschafft!‹ zehn Euro bekommen hätte, dann wäre ich heute Millionärin.«

Karl schmunzelt und nickt zustimmend: »Und gleichzeitig liegt es allein bei unseren Seilpartnern, ob sie die gut gemeinten Hinweise und Fragen aufgreifen und verwerten. Denn letztlich kann ich als Kletterpartner nicht immer genau erkennen oder wissen, in welcher Situation sich die anderen gerade befinden und was jetzt für sie wirklich hilfreich ist.«

Inspiriert fährt Nieke fort: »Und natürlich gibt es auch frappierende Ähnlichkeiten bei den Herausforderungen, die sich beim Klettersport und im Scrum-Master-Job ergeben. In beiden Kontexten bin ich zum einen sowohl Lehrende als auch immer Lernende – egal, wie gut ich bin. Außerdem bin ich verantwortlich für ›die anderen‹ und gleichzeitig Teil des Ganzen. Ich bin sozusagen Trainerin, Coach, Moderatorin und Teammitglied gleichzeitig.«

Inzwischen ist es fast Mitternacht geworden und die beiden unterhalten sich immer noch sehr angeregt. Als Karl auf die Uhr schaut und ihm einfällt, dass er am nächsten Morgen einige wichtige Termine hat, sagt er: »Tut mir leid, Nieke, aber wir müssen unser Gespräch unterbrechen. Ich möchte dringend noch ein paar Stunden Schlaf bekommen, damit ich morgen früh fit bin.«

»Ja, klar. Ich will auch langsam mal zusehen, dass ich nach Hause komme«, erwidert Nieke. »Morgen wird auch für mich ein anstrengender Tag. Ich hoffe, wir setzen dieses Gespräch bald fort. Wie wäre es, wenn wir mal zusammen klettern gehen und uns dort weiter unterhalten? Wir hätten mehr Zeit und gleichzeitig frische Luft, die den Kopf und die Kreativität anregt!«

Karl ist begeistert von der Idee: »Klar! Das machen wir!« Die beiden zahlen und gehen müde, aber durch die interessante Diskussion beflügelt und mit neuer Energie ausgestattet nach Hause.

Manchmal vergessen wir, dass der Scrum Master eine ziemlich neue Erfindung ist. Scrum wurde in den 1990er-Jahren entwickelt, aber so richtig populär wurde es erst in den 2000er-Jahren. Und auch wenn heute wie selbstverständlich über die Verantwortlichkeiten des Scrum Masters gesprochen wird, ist die Rolle doch mit vielen Missverständnissen beladen. Im Folgenden möchten wir daher deine Verantwortlichkeiten als Scrum Master einmal unter die Lupe nehmen und betrachten, welche Aufgaben ein Scrum Master überhaupt hat.

Scrum Master Kompagnon

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