Читать книгу Scrum Master Kompagnon - Fabian Schiller - Страница 18
2.7Konflikte zwischen den Verantwortlichkeiten
ОглавлениеWie du siehst, sind die Verantwortlichkeiten als Scrum Master geradezu überwältigend vielfältig. Nicht nur im Sinne der Aufgaben und Verantwortung. Es gibt eine Menge Perspektiven, die ein guter Scrum Master einnehmen können sollte. Daraus resultieren – gerade für diese Verantwortlichkeit – einige inneren Konflikte und Ambivalenzen. Einen dieser Konflikte haben wir uns bereits in Abschnitt 2.5 kurz angesehen. Du bist gleichzeitig im Scrum-Team und auch nicht. Daraus resultiert ein Konflikt zwischen den Polen »wir möchten möglichst viel liefern« und »wir möchten lernen, wie wir besser arbeiten können« (d.h. Liefern vs. Lernen). Zeit, die wir in das Produkt investieren, können wir schwierig gleichzeitig nutzen, um neue Praktiken und Ideen zu lernen. Zeit, die wir zum Lernen verwenden, können wir nicht mehr ins Produkt investieren.
Einen anderen Konflikt kannst du erkennen, wenn du die Abschnitte 2.2 und 2.3 liest. Als Trainerin bist du Expertin auf einem Gebiet und kannst anderen sagen, wie sie Dinge besser machen können. Als Coach gehst du davon aus, dass die anderen Experten auf dem Gebiet sind und du sie am besten durch hilfreiche Fragen und Perspektivwechsel unterstützt. Hier liegt ein Konflikt in der Verantwortlichkeit (Coach vs. Trainerin), die du abhängig von den Fähigkeiten und dem Lernen des Teams immer wieder neu gewichten darfst.
Immer wieder wirst du darauf stoßen, dass es dein Auftrag als Scrum Master ist, die Organisation so zu verändern, dass sie den agilen Teams den Rahmen für Erfolg schafft. Gleichzeitig hast du den Auftrag, dein Team vor unnötigen Störungen zu schützen, sprich einen gewissen Grad an Veränderung zu vermeiden. Auch zwischen dem Verändern und dem Bewahren liegt ein Ambivalenzfeld, mit dem ein Scrum Master immer wieder bewusst umgehen sollte. Aber wie kannst du das tun?
Darauf haben wir leider keine allgemeingültige Antwort. Es gibt hier meistens keine »richtigen« Entscheidungen, sondern vielmehr (innere) Dialoge, die zu einem Handeln führen. Die »richtige Balance« liegt zwischen den Extremen und ist hochgradig kontext- und situationsabhängig. Trotz dieser hohen immanenten Komplexität solcher Situationen gibt es etwas, was du tun kannst, um in solchen Bereichen besser vorwärtszugehen: Hol dir die Hilfe deiner Kollegen. Das Workshop-Format »Kollegiale Fallberatung« bewirkt oft Wunder und zeigt dir mit Sicherheit neue Handlungsoptionen auf.
Workshop 1:Kollegiale Fallberatung
Teilnehmerzahl | 5–12 |
Zeit | 60–90 Minuten (abhängig von der gewählten Zeitspanne im Ablauf sowie der Anzahl der Teilnehmenden) |
Vorbereitung, Material | Stuhlkreis für alle Teilnehmenden, eine Metaplanwand, mindestens ein Flipchart, Post-its, Marker |
Ablauf Die Moderatorin führt die Teilnehmenden in das Format ein.Die Gruppe wählt einen Fall (und Fallgeberin).10 min: Die Fallgeberin beschreibt ihren Fall – die Gruppe schweigt und macht sich Notizen.10 min: Die Gruppe stellt Fragen und die Fallgeberin antwortet.10 min: Die Fallgeberin verschwindet hinter der Wand und hört nur zu. Die Gruppe bildet Hypothesen über den Fall. Die Hypothesen werden auf einem Flipchart notiert.10 min: Die Fallgeberin kommt hinter der Wand hervor und nimmt Stellung zu den Hypothesen. Die Gruppe schweigt. Die Fallgeberin artikuliert nochmals ihre Frage an die Gruppe.10 min: Die Fallgeberin verschwindet hinter der Wand. Die Gruppe brainstormt so viele Optionen wie möglich, was die Fallgeberin konkret tun könnte, um mit ihrer Frage besser umgehen zu können.10 min: Die Fallgeberin kommt hinter der Wand hervor und nimmt Stellung zu den Optionen.10 min: Die gesamte Gruppe reflektiert kurz über das Format und die Ergebnisse. | |
Anmerkungen | Die 10-minütigen Zeitslots sind sehr hilfreich, können aber – falls nur wenig Zeit ist – auch durch kürzere Zeitslots ersetzt werden. Wir haben sogar bereits hilfreiche Fallberatungen mit 3-minütigen Zeitslots absolviert. |
Weiterführende Informationen | Das Format ist ein fester Bestandteil der Community-Veranstaltung »Coach Reflection Day«, siehe [CRD]. Templates für die Verwendung des Formats im Online-Setting findest du unter [SMK]. |