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2.3Deine Aufgaben als Coach

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Eine große Herausforderung für viele Scrum Master ist die Verantwortlichkeit des Coaches, die du zumindest gegenüber dem Team einnehmen können solltest. Die Aufgabe des Coaches fällt vielen Scrum Mastern deshalb so schwer, weil eine solche Tätigkeit nur die wenigsten von uns von Natur aus beherrschen. Was tut ein guter Coach? Er macht seine Coachees erfolgreich. Wie tut er das? Zunächst einmal, indem er davon ausgeht, dass sie alle erforderlichen Ressourcen und Kenntnisse haben, um erfolgreich zu sein. Und indem er ihnen hilft, Perspektiven einzunehmen, die sie eigenständig und ohne Hilfe von außen entwickelt haben. Das ermöglicht den Coachees, selbst ihre Lösungsräume zu erweitern und neue Optionen zu finden. Diese Coach-Verantwortlichkeit unterscheidet sich schon in der einzunehmenden Haltung diametral von der einer Trainerin: Während die Trainerin annimmt, Expertin auf dem Gebiet zu sein und ihr Wissen zu vermitteln, sollte der Coach davon ausgehen, dass seine Coachees Experten auf dem Gebiet sind und er selbst »unwissend« ist.

Dafür sind die wenigsten von uns ausgebildet. In der Schule und in weiterführenden Ausbildungen wird selten von uns verlangt, andere bei der Lösungsfindung zu unterstützen. Meist gibt man uns eine Aufgabe und erwartet von uns die Lösung des Problems. Eine Denk- und Handlungsweise, die uns häufig jahre-, wenn nicht jahrzehntelang antrainiert wurde. Für einen Coach ist diese Herangehensweise nicht nur schwierig, sondern sogar hinderlich. Wenn du beginnst, Lösungen für die Probleme des Coachees zu entwickeln, dann kannst du dich zum einen nicht mehr auf den Coaching-Prozess konzentrieren und den idealen Rahmen für den Coachee schaffen, sein Problem selbst zu lösen. Zum anderen schränkst du mit Lösungen, die du dem Coachee lieferst, dessen Denkraum ein. Du leitest bereits in bestimmte Richtungen und versperrst somit vielleicht den Blick auf andere, möglicherweise für den Coachee bessere Alternativen.

Zwar gibt es einige Bücher zu diesem Thema, die sehr hilfreich und empfehlenswert sind, beispielsweise »Agile Teams lösungsfokussiert coachen« von Veronika Kotrba und Ralph Miarka [Kotrba & Miarka 2019] oder »Beratung ohne Ratschlag« von Sonja Radatz [Radatz 2018]. Allerdings ist diese Herausforderung für den Scrum Master kaum allein mit der Lektüre eines Buches lösbar. Inzwischen gibt es zum Glück eine große Menge von Coaching-Ausbildungen, deren Besuch einem Scrum Master durchaus anzuraten sind. Denn nur in vielen Übungsstunden und unter Anleitung erfahrener Coaches lassen sich hilfreiche Techniken und Haltungen tatsächlich nachhaltig erlernen, wie z.B.: gut zuhören, hilfreiche Fragen stellen, Stille aushalten, den anderen denken lassen, Akzeptanz dessen, was ist, Akzeptanz von Komplexität, wahrnehmen und aushalten von Emotionen, der Glaube an den Coachee und seine Fähigkeit, das Problem zu lösen, und vieles mehr.

Warum sollte ein Scrum Master über diese Fähigkeiten verfügen? Laut Scrum Guide [SG] ist »der Scrum Master verantwortlich für die Effektivität des Teams. Er tut das, indem er das Team in die Lage versetzt, seine Praktiken im Rahmen des Scrum-Frameworks zu verbessern«. Es gibt nun zwei gute Gründe dafür, dass er diesen Prozess in großen Teilen mithilfe von Coaching-Techniken unterstützt:

1 Menschen lernen mit am effektivsten, indem sie Erfahrungen selbst machen und mit anderen teilen [Hattie 2011]. Eine Anweisung oder ein Training kann Impulse dafür geben. Die Verfestigung des Wissens oder die Entwicklung eigenen neuen Wissens kann aber nur von innen heraus erfolgen. Unterstützen kann hier am besten ein Mensch, der hilfreiche Coaching-Interventionen einsetzt.

2 Er hat kaum eine andere Wahl, da er ja keine formale Autorität hat.

Selbst wenn der Scrum Master bereits ausgebildeter Coach ist oder hervorragende Coaching-Kenntnisse besitzt, ist es sehr hilfreich, sich in diesem Gebiet ständig weiterzuentwickeln. Dabei ist es ratsam, dir immer wieder Hilfe und Unterstützung von Kollegen einzuholen. Wir haben hier sehr gute Erfahrungen mit regelmäßigen Reflexionsrunden und Intervisionen gemacht. Einige unserer Kunden haben interne Communities of Practice aufgebaut, in denen auch Scrum Master derartige Formate umsetzen können. Eine gute Alternative sind die inzwischen an vielen Orten stattfindenden »Coach Reflection Days«[CRD]. Hier lassen sich Coaching-Fähigkeiten sehr gut in einem geschützten Raum üben und vertiefen.

Scrum Master Kompagnon

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