Читать книгу Taschengeld - Frank Habbe - Страница 16
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ОглавлениеDer auf der gegenüberliegenden Straßenseite abgestellte Lieferwagen fiel dem Mann sofort auf. Das sie sich nicht mehr Mühe mit der Tarnung gaben. Er musste lächeln und ging wieder über den Hof zu Schlossers Geschäft. Dieses Mal fand er die Tür jedoch verschlossen vor. Er schaute sich um. Verlassen lag der Hof hinter ihm. Dann drückte er auf die Türklingel. Nachdem sich eine Weile nichts tat, klingelte er erneut. Dann trat er ein paar Schritte zurück und schaute zum Büro im ersten Stock auf. Für einen Moment teilten sich die dichten Vorhänge und Schlosser spähte hindurch. Der Mann hob winkend die Hand. Ihre Blicke trafen sich und Schlosser verschwand nach einem fast unmerklichen Nicken des Kopfes. Nachdem er die Tür hinter dem Mann wieder verschlossen hatte, deutete Schlosser wortlos nach oben.
Äußerlich ließ er sich nichts anmerken, aber es der Mann spürte die Nervosität seines Auftraggebers deutlich. Oben angelangt bot sich ihm ein überraschendes Bild. Auf beiden Fensterseiten waren die dichten Vorhänge zugezogen worden und die kleine, von der Decke hängende Leuchte erhellte den Raum nur spärlich. Die Ausnahme bildete eine in der Ecke stehende Lampe, die grell auf einen gekrümmt an der Wand lehnenden Mann schien. Mühsam schaute er mit geschwollenen Augen in ihre Richtung. Seine linke Hand war mit Handschellen auf halber Höhe an ein neben ihm verlaufendes Heizungsrohr gekettet. Mit hochgekrempelten Hemdsärmeln stand Piet daneben. Wie am Vormittag lief laute Musik. Wieder Märsche.
„Andy hier hat mir gerade versucht zu erklären, warum er das Geld nicht hat“, schnaubte Schlosser verächtlich. Er wies mit einem leichten Kopfnicken in Richtung des Gefesselten. Der Mann betrachtete ihn genauer. Schmächtiger Körper, gesenkter Kopf. Gerade mal zwanzig, schätzte er. Der Junge gab ein leises Schniefen von sich. Es roch nach Schweiß. Und Angst.
„Ich bin gerade dabei ihm zu zeigen, was ich davon halte, mich zu bestehlen.“ Schlosser machte einen Schritt auf den Jungen zu, der sich schutzsuchend in die Ecke duckte. „Erzählt mir doch, dass Malik sich mit dem Geld davongemacht und ihn einfach stehen gelassen hat. Und das soll ich glauben.“ Er wandte sich zu Andy, die Faust drohend zum Schlag erhoben.
„Einen Moment!“
Schlosser blickte sich um und sah, wie der Mann die beiden Geldbündel auf den Tisch legte.
„Woher hast du das?“ Er griff das Geld und musterte es.
„Von der Freundin. Sieht aus, als ob der hier die Wahrheit sagt.“
Abwechselnd schaute Schlosser auf Andy und das Geld, sah dann wieder fragend zu dem Mann hinüber. „Hast du noch mehr davon?“ So etwas wie Hoffnung glomm in Schlossers Augen auf.
Der Mann schüttelte den Kopf und deutete auf Andy. „Wie ist er hier reingekommen?“
„Na wie wohl? Durch die Tür.“
Der Lieferwagen, dachte der Mann und ging zum zur Straße hin gelegenen Fenster, wo er den Vorhang beiseiteschob. Der Van stand noch immer an derselben Stelle. Inzwischen war jedoch der direkt dahinterliegende Platz frei geworden.
Der Mann hatte eine Idee. „Der ist euch nicht aufgefallen?“ Mit einer Handbewegung winkte er die beiden heran. Piet und Schlosser blinzelten durch den schmalen Spalt und hoben verneinend die Schultern.
„Piet. Nimm einen Lieferwagen vom Hof und stell ihn direkt an den Van da drüben. Schließ ab und komm wieder über den Hof zurück. Beeil dich, solange der Platz frei ist.“
„Mach schon.“ Schlosser nickte ihm auffordernd zu, worauf Piet polternd die Treppe hinunter verschwand.
„Was soll das?“
„Sie observieren deinen Laden.“
Schlosser zuckte mit den Achseln. „Und das Geld da?“
„Malik hat es bei Rania gelassen. Hat wohl nicht so auf den Geldsegen reagiert, wie er gehofft hatte. Jetzt ist er abgetaucht.“
„Wir können ihn gerne anrufen.“ Mit einem triumphierenden Grinsen hielt Schlosser Andys Telefon in die Luft. Auch der Mann musste lächeln. Endlich mal eine gute Nachricht.