Читать книгу Taschengeld - Frank Habbe - Страница 5
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ОглавлениеUngläubig starrte Malik auf seine ausgestreckt in der Luft neben Ranias Kopf verharrende Hand. Dann sah er auf den sich in ihrem Mundwinkel sammelnden Blutstropfen. Er ließ die Hand sinken, schaute betreten zu Boden. Was war bitte das jetzt gewesen?
Immerhin hatte Rania, über einen Kopf kleiner als er und von schmaler Statur, seinen plump ausgeführten Schlag frühzeitig erkannt. So hatte sie ihm ansatzweise ausweichen können. Jetzt funkelte sie ihn aus ihren dunklen Augen an. Zuerst las Malik in ihrem Blick noch Überraschung. Als sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr und das Blut bemerkte, folgte ungläubiges Staunen. Ihre eben noch weit geöffneten Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, sie atmete ein paar Mal heftig ein und aus. Dann strich sie sich ihre langen, ebenholzfarbenen Haare aus dem Gesicht und ging mit geballten Fäusten einen Schritt auf Malik zu. Statt ihn jedoch zu schlagen, schürzte sie die Lippen und spuckte ihm eine Mischung aus Speichel und Blut ins Gesicht. Dabei schüttelte sie angewidert den Kopf und griff nach ihrem Handy. Sie starrte Malik hasserfüllt an, während sie mit zitternden Fingern eine Kurzwahlnummer antippte. „Verschwinde lieber!“
Mit ihrer freien Hand schubste sie ihn Richtung Tür. Malik wollte zu einer Entschuldigung ansetzten, als Rania auf persisch einen ihrer Brüder begrüßte. Jetzt verstand er das Verschwinde lieber, er kannte Ranias Brüder, kannte ihre aufbrausende Art. Sie wohnten nur wenige Straßenzüge entfernt und Malik würde sich beeilen müssen, wenn er ihnen aus dem Weg gehen wollte.
Mit hängendem Kopf wandte er sich zur Tür. Dabei fiel sein Blick auf die Anrichte und die beiden dort liegenden Geldbündel. Sollte er sie wieder mitnehmen? Vielleicht beruhigte Rania sich ja. Sie, die ansonsten personifizierte Sanftmut, verhielt doch sonst nicht so. Allerdings war ihm auch nie zuvor die Hand ausgerutscht. Mit einem resignierten Kopfschütteln schlich er an ihr vorbei aus der Wohnung. Das Geld ließ er liegen.
Krachend fiel hinter ihm die Tür ins Schloss. Der Besuch war so was von schiefgelaufen.