Читать книгу Taschengeld - Frank Habbe - Страница 9
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ОглавлениеDas Wageninnere war mit bis zur Decke mit Equipment zur Observation vollgestopft. Neben all den Bildschirmen, Funkempfängern und Kameras war nur wenig Platz für die zwei lehnenlosen Stühle, auf denen sie seit dem frühen Morgen eng beieinander hockten. Seitdem beobachtete Krauser den flimmernden Monitor, der das Bild der auf Schlossers Büroeingang gerichteten Kamera einfing. Seit über drei Stunden tat sich nichts. Neben ihm schniefte Laarsen und rieb sich müde die Augen. Krauser unterdrückte ein Gähnen. Er nahm einen Schluck Kaffee und fragte sich, wie er diese Schicht annähernd wach überstehen sollte.
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Natürlich war er nach den Monaten des therapeutischen Nichtstuns froh darüber gewesen, überhaupt bei der Truppe bleiben zu dürfen. Das sie ihn aus Hamburg versetzten, war ihm sogar gelegen gekommen. Mit seiner Personalakte ein Angebot für den Innendienstjob beim Berliner LKA zu bekommen, hatte glatt an einen Lottogewinn gegrenzt. Es hatte für ihn nach Großstadt, bequem, ohne Nachtschichten und kalte Füße geklungen. Seine Vorstellung von dem Job sollte sich mehr als bewahrheiten.
In den vier Monaten, die seit seinem Einstieg vergangen waren, hatte er ausreichend Gelegenheit gehabt, die Kantine und all die umliegenden Lokale mit ihren preiswerten Mittagstischen genauestens kennenzulernen. Dazu bestimmt sämtliche Kaffeeautomaten des Präsidiums. Darüber hinaus war er mit all den pensionsreifen Beamten in der Disposition per du, da er dort andauernd Akten, Stifte oder CD-Rohlinge für Kollegen abzuholen hatte, die dazu keine Lust hatten. Innerlich hatte Krauser sich gefragt, warum sie ihn nicht auf die andere Seite des Tresens versetzt hatten. An richtige Fälle ließen sie ihn nicht und er bezweifelte, ob sich das jemals ändern würde. Ihm konnte es so nur recht sein. Pünktlich um halb fünf verließ er jeden Tag nach acht Stunden seinen Schreibtisch und fuhr in seine kleine Schöneberger Wohnung. Dort schmierte er sich ein paar Brote oder wärmte etwas in der Mikrowelle auf. Dann sah er fern, bis er müde wurde und ins Bett ging. Restaurantbesuche oder Freunde? Fehlanzeige. Davon hatte er in seiner Vergangenheit mehr als genug gehabt. Außerdem hatten ihm die Ärzte eindringlich geraten, es langsam angehen zu lassen. Genau das tat er, fand sogar Gefallen daran.
Dann war der September extrem feucht und kalt dahergekommen und mit ihm die Krankmeldungen der Kollegen sprunghaft angestiegen. Mit einem Mal herrschte an allen Ecken Mangel und Bedarf. Für die Strippenzieher in der Verwaltung war Krauser mit seiner Erfahrung in Fahndung und Außendienst eine willkommene Verschiebungsmasse. So hatte sich er ein paar Tage später von seinem Sessel im Präsidium auf die ungepolsterten Hocker eines VW-Busses versetzt gesehen. Nur so lange, bis sich die Personalsituation wieder entspannte, wie ihm sein Chef wiederholt versichert hatte. Da war sich Krauser nicht so sicher.