Читать книгу Taschengeld - Frank Habbe - Страница 23
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ОглавлениеMit seiner im Schein der Laterne schmutzig grau schimmernden, schindelverkleideten Fassade und dem wild wuchernden Unkraut davor, vermittelte der Gasthof auf Malik einen heruntergekommenen Eindruck. Aber er hatte geöffnet und Malik keine Lust, in der Einöde bei Schwerin nach einer ansprechenderen Unterkunft zu suchen. Außerdem war er müde. Also parkte er seinen Wagen auf dem unebenen Kiesbett neben dem Eingang, schnappte sich den Koffer und ging durch die giftgrün gestrichene Tür in einen nach kaltem Rauch und Desinfektionsmitteln riechenden Wirtsraum. Hinter dem Tresen stand eine Frau in einem abgewetzten roten Kittel. Mit missmutiger Miene schaute sie von einer Illustrierten auf und musterte ihn misstrauisch. Von Alter, Statur, Herkunft und Kleidung her passte er so gar nicht zu ihrer Dorfklientel. „Zu essen gibt’s nichts mehr. Wir schließen gleich.“
„Ich möchte auch nichts essen. Ich brauche ein Zimmer.“
Ihr Ausdruck wurde noch argwöhnischer.
„Achtzig Euro. Und nur mit Vorkasse.“
Stolzer Preis für die durchgelegene Matratze in einem verstaubten Siebziger Jahre-Zimmer, dachte Malik, während er in den Taschen nach dem Geld suchte. „Hier. Behalten Sie den Rest. Ich hätte gern drei Flaschen Bier dazu.“ Damit legte er zwei Fünfziger auf den Tisch, die die Wirtin flink in der Brusttasche ihres Kittels verstaute. Mit einer ihr gar nicht zugetrauten Geschwindigkeit griff sie in den Kühlschrank, zog drei Halbliterflaschen hervor und nahm den an einem klobigen Holzpflock gebundenen Schlüssel aus der Schublade darüber. Dann erhob sie sich von dem knackenden Schemel und ging ihm voran durch den Vorraum zu einer Treppe. Sie deutete nach oben. „Mittlere Tür auf der linken Seite. Und den Fernseher nicht zu laut.“ Damit übergab sie ihm Schlüssel und Bierflaschen und deutete mit einem missbilligenden Kopfnicken den Weg die Treppe hinauf. Malik nickte ihr wortlos zu und stieg die Stufen empor. Im Zimmer angekommen verschloss er sorgfältig die Tür, warf den Koffer aufs Bett und öffnete die erste Flasche. Genüsslich nahm er zwei Züge, ließ sich dann neben den Koffer fallen und schloss die Augen. Wie gut das tat!
Mit einigen weiteren Schlucken leerte er die Flasche und griff nach der nächsten. Vielleicht half der Alkohol ja und lenkte ihn von all den trüben Gedanken über Andys und seine Lage ab.