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Das Drehbuch und Regieanweisungen zur Lektüre der Aufführung

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Der Essay ist, wie schon betont, über weite Strecken durchaus politisch gehalten. Dennoch ist er in akademischer Tradition reichlich mit Literaturverweisen bestückt, um einerseits wichtige Quellen1 des Argumentierens transparent zu machen und um andererseits Orientierungen zur Vertiefung anzubieten. Der Text liest sich aber auch ohne Kenntnisnahme der Endnoten.

Daher nun, semiologisch denkend, zur »choreographischen Textur des Textes« und seiner Lektüre. Jedes Kapitel kann in Grenzen isoliert gelesen werden. Aber integriert betrachtet, ergeben sie eine Vision2 einer großen Reform der Pflegepolitik im Lichte einer radikalen Gesellschaftspolitik.

Diese Idee einer radikalen Gesellschaftspolitik denkt die Gesellschaft als solidarische Sorgegemeinschaft aus der Kraftquelle der Liebe als schöpferisches »Magma« im grundrechtstheoretischen Lichte sozialer Gerechtigkeit als Ausdruck des modernen demokratischen Naturrechts der Personalität der menschlichen Person als Kern der Idee des säkularen sozialen Rechtsstaats als Achse eines universalen Zivilisationsmodells.

Der Hauptteil, um den sich letztendlich alles dreht, ist Kapitel 4 ( Kap. 4) mit zehn Unterabschnitten, die sich um das Denken einer radikalen Pflegepolitikreform drehen. Kapitel 4 ( Kap. 4) ist im Spannungsverlauf der Höhepunkt. Der Anstieg hierzu verläuft als Hinweg über Kapitel 2 ( Kap. 2), in dem die existenziellen Daseinsthemen (vor allem im Lichte einer Mythoshermeneutik mit der Absicht, Einsichten einer philosophischen Anthropologie der menschlichen Existenz als Daseinsgestaltproblematik zu vermitteln) aufgegriffen werden, die die Gesellschaft herausfordern, eine Vision für eine Gesellschaftsgestaltungspolitik zu denken. Diese Vision muss im Lichte der sozialen Wirklichkeit »erzählt« werden. Kapitel 3 ( Kap. 3) diskutiert diese Poetik der Wissenschaft. Diese narrative Form der Wissenschaft ist jedoch als eine große, breit angelegte und tief fundierte Erzählung zu verstehen. In der »Einleitung und Grundlegung« des ersten Kapitels ( Kap. 1) werden bereits die Komplexität der Blickweise und die architektonische Art der Argumentation deutlich. Am Ausgangspunkt stehen einleitend die Grundlegung des Menschenbildes (in der Tradition des modernen existenzialen3, dialogischen Personalismus) und seine Durchdringung der Rechtsregime als »Geist der Gesetze«.

Es werden sich sodann zentrale Kategorien einer modernen Bauordnung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft dergestalt neu auslegen lassen können, dass sie sich zu einer neuen Konfiguration einer Ordnung von Solidarität als Voraussetzung der Chance aller Bürger*innen zur freien Entfaltung im Lebenslauf zusammenfügen. Im Sinne dieses neuen Denkens steht die Gewährleistungskommune im föderalen sozialen Bundesstaat in Daseinsvorsorgepartnerschaft mit den Sozialversicherungen und der Zivilgesellschaft, die Marktlogik zurückdrängend und die kapitalistische Transformation der Care-Landschaften verhindernd, indem lokale Caring Communities im Rahmen einer regionalen Infrastruktursicherstellung sozialraumbildend im Mittelpunkt des Geschehens gestellt werden.

Diese Art der Grundlegung einer Vision einer Kommunalen Pflegepolitik wird sich als moderne Metaphysik der Grundrechte der menschlichen Person erweisen. Die Neuordnung des Dramas des Alltags – gar ein »Schlachtfeld«4 – der Menschen im sozialen Miteinander im Rahmen der Sozialraumbildung auf kommunaler Ebene erfolgte als Philosophie konkreter Praxis im Lichte Kritischer Theorie in einer geschichtsphilosophischen Perspektive des Wirklich-Werdens der Gestaltwahrheit des Menschen in seiner Personalität. Diese Grundlegung führt über die Kapitel 1 bis 3 ( Kap. 13) die Lektüre zum Höhepunkt des Spannungsbogens im Kapitel ( Kap. 4).

Kapitel 5 ( Kap. 5) baut, quasi vom Berg nunmehr absteigend, die Spannung ab, greift die zentralen Bausteine einer neuen Gesellschaftsgestaltung auf und versucht, diese Bausteine tiefer verstehen zu lassen. In sieben Unterabschnitten sollen Streiflichter auf wichtige Argumentationszweige geworfen werden, Argumentationszweige, die verstanden werden müssen, um die Grundlegung einer fundierten Vision, auf die die ganze Arbeit ja in dichter Form hinarbeitet, noch stärker zu untermauern.

Derartige Vertiefungen des Argumentationsganges in verzweigender Weise drücken sich auch in der »Textpolitik« von immerhin sieben Exkursen aus. Hinzu kommen zahlreiche »Kästchen«, in denen ergänzende Vertiefungen der Ausführungen vorgenommen werden. Zwölf Schaubilder deuten an, dass die Ausführungen immer wieder im Dienste der Steigerung ihrer Nachvollziehbarkeit aufbereitet werden sollen. Der Gesamttextgang der Abhandlung kann sich auch lesen lassen, indem bei einem ersten Lektüredurchgang diese Einbauten im Kollagesystem des Gesamttextes übersprungen werden.

Der Gesamttext als Entfaltungsraum von Gedanken hat daher eine durch Zaubertinte verborgene Geometrie. Greift man in euklidischer Tradition jenseits der modernen axiomatisch-synthetischen Geometrie auf die analytische Raumvorstellung zurück, so ist der Text organisiert über einen Parabelbogen, über Geraden (Linien), die auf die »roten Fäden« bezogen sind, und über eine Kreisbewegung5, die auch zu Ellipsen-Form neigen mag und sich zu Schleifen spiralförmig den Text entlang durchzieht.

Der auf den Kopf gestellte U-förmige Spannungsbogen mag zwar nicht mit den sog. »Straßenfegern« der mehrteiligen Durbridge-Krimis der 1960er Jahre mithalten, aber er stellt eine Entfaltungsdimension dar. Die oben angedeuteten »roten Fäden« einer Metaphysik6 der Dialektik von Liebe und Sorge7 in ihrer Ausmündung in die »Ordnung der Freiheit in Geborgenheit« als interdisziplinäre Grundlegung Sozialraum-bildender kommunaler Pflegepolitik als eine Vision der Gemeindeordnung als »Hilfe- und Rechtsgenossenschaft« sind entlang des Spannungsbogens eingestrickt.

Die in Breite wie in Tiefe verästelte Strukturdynamik des Textes diskutiert die Probleme interdisziplinär vielfach in Mehr-Ebenen-Analysen (auf einer Makro-, Meso-, Mikroebene). Der Text pendelt in einigen Passagen zwischen Meta- und Objekttheorie. Damit werden einerseits Ebenen der Erkenntnis- und der Wissenschaftstheorie betreten, wie auch andererseits die erfahrungswissenschaftliche Ebene einer Phänomenologie des Alltags als Lebenswelt wiederum am Wahrheitsverständnis ontologischer »Vermessungen« der Welt skaliert. Daher kommt es zu starken Sprungvolatilitäten zwischen den Abstraktionsebenen. Die Verzweigungen, Verästelungen, Aufstiege, Abstiege, Seitenwege erfordern im Zuge der Verdichtung der Argumentationsstränge, der Analysedimensionen, der Diskussionsaspekte, der Sichtweisen als Zugangspfade und als interpretative Wahrnehmungsfilter usw. Wiederholungen, wiederholtes Aufgreifen, Neuspiegelungen, alternierende Zugangsweisen: kurz: »produktive Redundanzen«, quasi wie der Refrain des Chores, durchaus mit den edukativen Absichten, die dem Chor (als figürliches Über-Ich der Polis) im antiken griechischen Theater zukam.8 Bei all der »Rhizomatik«, von der bereits im Vorwort die Rede war, bedarf es der wiederholten Rückkehr zum Sinnkern der Erzählung. Die Ausdehnungsdynamik der Gedanken benötigt in der Raumorganisation des Gesamttextes eine Krümmung, die die Ausdehnung wieder zur Kreisbewegung transformiert, die also wieder zum Mittelpunkt zurückkehrt.

Zum Ende steigt die Spannung nochmals als Abschlussklang an: Kapitel 5 ( Kap. 5) fokussiert auf den Entscheidungsbedarf, auf die anstehende Weichenstellung der Gegenwart im Übergang zu ihrer Zukunft. Ein Schlüsselwort einer Poesie der Zukunft ist »Gemeinwirtschaft«. Als moralische Ökonomik bringt sie eine neue personale Kultur der Daseinsführung der »Miteinanderverantwortung« zum Ausdruck. Die gemeinwirtschaftliche Wende wird zur »kerygmatischen« Schlüsselfrage einer »soteriologischen Soziologie« der Zukunft. Damit nimmt Ökonomik die Rolle an, dem gelingenden Dasein zu dienen, also das ethische Programm der »eschatologischen« Metaphysik des Werdens der Wahrheit, die noch nicht ist, zu verinnerlichen und sodann zu leben. Die Lektüre – so schlecht der Text auch komponiert sein mag – mag eine (die Tür9 öffnende) Brücke bilden zu einem Tagtraum einer Vision.

Kommunale Pflegepolitik

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