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1.3 Methoden der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre
ОглавлениеIm Bereich der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre kommen verschiedene methodische Ansätze zum Tragen. Zunächst sind Rechtsanwendungsmethoden zu nennen, die sich auf die Sachverhaltsanalyse und Alternativenentwicklung beziehen.
Die betriebliche Realität wird untersucht und gefiltert, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedener Strukturen in Aufbau und Ablauf von Prozessen herauszustellen, Typen zu bilden und zu differenzieren. Für die Sachverhaltsanalyse und Alternativengenerierung ist betriebswirtschaftliches und juristisches Wissen nötig. Die BWL erfasst und verarbeitet (steuerliche) Rechtseinflüsse auf betriebswirtschaftliche Entscheidungsprozesse. So entstehen neue Vertrags- und Rechtsformen oder Unternehmensverbindungen.
ABB. 1.3: Rechtseinflüsse auf betriebswirtschaftliche Entscheidungen Quelle: Eigene Darstellung.
Fragen der Gesetzesauslegung obliegen der Steuerrechtswissenschaft, dennoch muss auch der Betriebswirt die gängigen Auslegungsmethoden beherrschen, um zu erkennen, ob ein gegebener oder geplanter Sachverhalt unter den gesetzlichen Tatbestand zu subsumieren ist. Betriebswirtschaftliche Entscheidungen sind unter Berücksichtigung der Besteuerung zu planen. Ein wesentlicher Punkt im Bereich der Rechtsanwendung ist aus ökonomischer Sicht auch die Gestaltung des Rechtsschutzes. Welches steuerliche Risiko besteht? Wie ist damit zu verfahren? Hier gilt es, verschiedene Entscheidungsalternativen (Absicherung, Überwälzung, Teilung) gegenüberzustellen und zu bewerten, sich also systematisch mit den rechtlichen Folgen des Handelns zu beschäftigen.
Neben Rechtsanwendungsmethoden kommen Quantifizierungsmethoden zum Einsatz, die die Höhe der Steuerbelastung bestimmen. Dabei gibt es verschiedene Quantifizierungsverfahren (Grobquantifizierung, Veranlagungssimulation, analytische Belastungsrechnungen). Bei internationalen Steuerbelastungsvergleichen sind effektive Grenz- oder Durchschnittssteuersätze, die Besonderheiten von Finanzierung, Rechtsform, Investitionsgütern, Branchen und Anteilseignern berücksichtigen, zu ermitteln. Neben Quantifizierungsmodellen werden auch Entscheidungsmodelle entwickelt, also vereinfachte Abbilder der betrieblichen Realität, die Entscheidungsempfehlungen generieren (z. B. Lineare Programmierung, Simulationsverfahren). In dynamischen Modellen finden stochastische Prozesse Berücksichtigung, um Unsicherheit angemessen abzubilden. Des Weiteren sind empirische Arbeiten über die Wirkungen steuerrechtlicher Regelungen auf betriebswirtschaftliche Entscheidungen zu nennen, auch Arbeiten auf dem Feld experimenteller Forschung. Methodenvielfalt und die Befruchtung aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen stellen eine Stärke des anwendungsbezogenen Fachs dar, das vom ständigen Dialog zwischen Theorie und Praxis entscheidend gestützt wird.1) Eine Abwertung einzelner Methoden oder gar eine Begrenzung auf bestimmte methodische Zugänge sind abzulehnen.
ABB. 1.4: Zielsetzungen der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre Quelle: Eigene Darstellung.