Читать книгу Kaffee mit Käuzchen - Franziska Jebens - Страница 11
Hip-Hop
ОглавлениеDas Geräusch meiner Absätze auf dem Parkettfußboden ist der einzige Laut, der mich bis zur Eingangstür der Marketingagentur begleitet, die ich nun zum allerletzten Mal verlasse.
Schon auf dem Weg zu meinem schwarzen Lupo fühle ich, wie die kiloschweren Steine, die seit meinem ersten Tag in der Firma auf meinen Schultern lasteten, sich in Luft auflösen: Der cholerische Chef, der Druck, das obligatorische Feierabend-Schlechte-Gewissen, die Erwartung ständiger Verfügbarkeit – und bei alldem noch unendlicher Dankbarkeit meinerseits dafür, dass ich die Ehre hatte, jegliche Ansprüche für ein klitzekleines Gehalt erfüllen zu dürfen – gehören nun glücklicherweise der Vergangenheit an.
Eine Zeile aus einem von Carstens Songs beschreibt dieses für mich so ungute Arbeitsverhältnis ziemlich treffend: »Ey, du bist ja gar nicht Hip-Hop.«
Und jetzt ist ein Schlussstrich gezogen.
Ich bin nämlich Hip-Hop – und ich werde nach Hamburg ziehen!
Entschlossen starte ich den Motor und fahre los. In meine ungewisse Zukunft, aber vor allem dorthin, wo mein Herz schon längst wohnt, seit Carsten mich auf dem Deich vorm Fallen bewahrt hat.
Erst als die Fliehkraft einer Kurve mich in den Fahrersitz meines Lupos drückt, merke ich, dass ich viel zu schnell unterwegs bin. Und meine Gedanken rasen genauso. Die erste Euphorie über meine Spontan-Kündigung ist schon kurz hinter Würzburg etwas abgeebbt, und Mr Zweifel macht sich breit: Hättest du es nicht doch noch ein wenig länger aushalten sollen? War es wirklich so schlimm? Den ersten Job nach dem Studium kann man doch nicht einfach so hinschmeißen! Vielleicht will Carsten ja auch gar nicht, dass du nach Hamburg kommst?! Und was machst du, wenn du für ihn nach Hamburg ziehst und ihr euch dann gleich wieder trennt?
Doch glücklicherweise gibt es auch noch Mrs Heart, und die weiß, dass es die richtige Entscheidung ist!
Bis zu meiner Ankunft verfestigt sich dieses Gefühl dann mit jedem Kilometer. Und endlich stehe ich vor Carstens Wohnungstür.
»Schön, dass du hier bist. Wie war die Fahrt? Komm rein«, begrüßt er mich und nimmt mir die Tasche ab.
»Willst du mit mir zusammenziehen?«, platzt es da auch schon aus mir heraus.
»Na klar! Wieso?«
»Nein, ich mein, jetzt gleich.«
»Hä?«
»Ich habe gekündigt!«