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Weiß kommt von Wissen

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Ein letzter Blick in den Spiegel, bevor ich in die Kutsche steige. Mein weißes Hippie-Brautkleid sitzt perfekt und sieht wirklich sehr romantisch aus. Ich drehe mich hin und her und wundere mich, wie es dazu kommen konnte, dass ich heirate. Ich hatte nie eine Braut sein wollen. Und nun stehe ich hier. Ganz in Weiß mit einem Blumenstrauß. Wicken natürlich. Bevor ich Carsten wiedertraf, habe ich mir einfach nicht vorstellen können, mich ein Leben lang an jemanden zu binden. Das Konzept der Ehe hat theoretisch bei mir schon Beklemmungen ausgelöst. Und jetzt? Jetzt ist alles anders. Mir war wohl nicht klar, wie stark wahre Liebe sein kann. Ich kann es kaum erwarten, dass wir Mann und Frau sind. Dass wir uns versprechen, für immer füreinander da zu sein. In guten wie in schlechten Zeiten. Auf einem kleinen Zettel habe ich das und noch viel mehr für mein Eheversprechen formuliert.

Mein Schleier endet mit dem Saum des Kleides unterhalb der Knie und ist am Hinterkopf befestigt, wo sich die beiden seitlich von den Schläfen weg geflochtenen Zöpfe treffen. Meine weißen Flip-Flops haben einen kleinen Absatz, sind aber sehr bequem, sodass ich ohne Schwierigkeiten in den glänzenden schwarzen Einspänner steigen kann. Mein Vater hat schon auf mich gewartet.

Wir fahren vom Hotel über eine Landstraße und dann in den Wald hinein. Der Förster vom Auerwald hat uns erlaubt, den Festplatz für unsere Hochzeit zu nutzen. Und anscheinend haben wir das perfekte Datum gewählt. Das Wetter könnte nicht schöner sein. Die Vögel geben ihr Bestes und begleiten unsere Fahrt. Als wir schon fast angekommen sind, wird ihr Gesang von den jazzigen Klängen des Saxofon-Keyboard-Duos abgelöst, das in den Auerwald gekommen ist, um an unserem Hochzeitstag für uns zu spielen.

Die Kutsche fährt auf die Wiese neben dem Festplatz und hält vor einem roten Teppich, neben dem unsere Freunde sitzen. Und ganz vorn steht er. Mein Mann. Ich kann meinen Blick nicht von ihm abwenden. Muss ich auch gar nicht, denn mein Vater führt mich mit sicherer Hand zu unserem improvisierten Altar. Caro kommt dazu. Nachdem uns die Standesbeamtin gestern offiziell getraut hat, wird Caro hier und heute noch einmal unsere Geschichte erzählen und unser Eheversprechen mit einer kleinen Zeremonie besiegeln: »Und dann hat Carsten nach seiner Trennung einige Zeit bei mir gewohnt. Ich fragte ihn, wie denn seine Traumfrau aussehen und wie sie sein müsste. Er war ziemlich verlegen, und nach einigem Hin und Her gab er zu, dass sie so aussehen müsste wie Franzi. Aber dass sie nicht so eine Modetussi sein sollte, sondern eher eine Frau, die allein mit dem Rucksack durch – zum Beispiel – Australien reisen würde. Da musste ich kurz lachen und sagte ihm: ›Das ist ja ein lustiger Zufall! Franzi ist zwar immer noch eine Modetussi, aber in zwei Wochen kommt sie von ihrer Backpacker-Tour aus Australien zurück.‹«

Wir sind beide ohne Ende gerührt, und als wir unsere Eheversprechen vorlesen, bleibt kein Auge trocken.

Wir stecken uns unsere Ringe an die Finger und küssen uns. Nun sind wir wirklich Mann und Frau.

Wir feiern bis in die Nacht auf dem festlich geschmückten Platz mitten im Wald. Der erste Regentropfen fällt erst vom Himmel, als ich Carsten ins Ohr flüstere, dass es Zeit ist zu gehen.

Kaffee mit Käuzchen

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